Von Zeit zu Zeit scheinen sich Geschichte und Geschichten zu
wiederholen: Vier Jahre sind seit dem "Sommermärchen" in Deutschland
vergangen, vier Jahre später trifft die deutsche
Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika im
Viertelfinale wieder auf Argentinien. Und wie damals hat sich -
immerhin noch für die beiden letzten Wochen des Turniers - eine
hochsommerliche Wetterlage über Mitteleuropa eingestellt, die mit
Temperaturen von zum Teil über +35 Grad zum Wochenende ihren
vorläufigen Höhepunkt erreichen dürfte. Ob es aus deutscher Sicht auch
in diesem Jahr ein Märchen mit traurigem Ausgang wird? Jedenfalls ging
2006 mit der Weltmeisterschaft auch die hochsommerliche Witterung
bereits im Juli zu Ende.
Unter hohem Geopotential liegen große Teile West- und Mitteleuropas am
Montagnachmittag. Der diesen Bereich beschreibende Hochdruckrücken
erstreckt sich von Frankreich über das südliche Deutschland hinweg zum
Baltikum. Dort findet sich auch das korrespondierende Bodenhoch, das am
Wochenende einen Weg über die Nordsee und Norddeutschland zur südlichen
Ostsee zurückgelegt hat. An seiner Südwestflanke gelangte am Sonntag
subtropische Warmluft nach Deutschland, in der die Temperaturen bis auf
+31,1 Grad im badischen Rheinfelden an der Schweizer Grenze stiegen.
Westlich des Hochs schließt sich eine flache Tiefdruckrinne an,
innerhalb derer sich über Frankreich eine Kaltfront analysieren lässt.
Die Front gehört zu einem Tief mit Zentrum bei den Färöern, das sich
bis Mittwoch allmählich auf die südnorwegische Küste zubewegt. Sie
liegt vorderseitig eines breiten Höhentroges über den Britischen
Inseln, aus dem bereits am heutigen Montag ein erster kurzwelliger
Anteil über die Nordsee nach Nordosten abläuft - ohne das
Wettergeschehen in Mitteleuropa zu beeinflussen. Am Dienstag schwenkt
innerhalb dieses Troges ein wesentlich schärferer Anteil über die
Britischen Inseln und die Nordsee hinweg nordostwärts, der über
Schottland eine Randtiefentwicklung in Gang setzt. Während die
Kaltfront des ursprünglichen Tiefs am Dienstag den Nordwesten
Deutschlands erreicht, überquert die zweite Front zügig den Norden
Frankreichs und Benelux und vereint sich am Mittwoch über Mitteleuropa
mit der ihr vorgelagerten Luftmassengrenze. Am Mittwochnachmittag hat
diese dann bereits den gesamten Norden Deutschlands passiert, hängt in
ihrem Südteil aber weit nach Westen zurück. Mit den beiden Fronten wird
deutlich feuchtere Luft herangeführt, die durch rasch über Mitteleuropa
ostwärts ziehende, kurze Wellen in der Höhenströmung zeit- und
gebietsweise gehoben wird. Dabei sind am Dienstag nur einzelne, zum
Mittwoch im Süden Deutschlands etwas verbreiteter zum Teil kräftige
Gewitter zu erwarten. Postfrontal gelangt in den Norden ein Schwall
kühlerer Meeresluft, der die Temperaturen gegenüber Dienstag
vorübergehend um rund 10 Kelvin zurückgehen lässt. Aus dem Süden des
Landes kann die feuchtwarme Luft dagegen nicht verdrängt werden.
Unterdessen baut sich auf der Vorderseite eines für die Jahreszeit
ungewöhnlich kräftigen Tiefs mit Zentrum südlich von Island über dem
östlichen Nordatlantik ein neuer Rücken auf, der sich in der zweiten
Wochenhälfte Richtung europäisches Festland verlagert und am Freitag
und Samstag unter anderem über Mitteleuropa zum Liegen kommt. Mit einer
zunächst in den unteren Troposphärenschichten auf Südwest drehenden
Strömung wird ab Donnerstag erneut subtropisch warme, im weiteren
Verlauf zunehmend heiße Luft nach Nordosten advehiert. Dabei entwickeln
sich unmittelbar unter dem Rücken zunächst nur wenige, im Laufe des
Wochenendes mit Annäherung der Kaltfront des isländischen Tiefs
voraussichtlich häufiger Gewitter.
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