... würde sich sicher mancher gerne wähnen, dem der mitteleuropäische
Spätfrühling/Frühsommer bislang zu grau und zu kalt verlief. Obendrein
machte die Schafskälte auch in diesem Jahr keine Ausnahme vom Regelfall
und zeigte deutlich, dass nach 2006 nun nicht zu jeder
Fußball-Weltmeisterschaft automatisch Sonne und Hitze erwartet werden
dürfen. Anhaltend Regen fiel am vergangenen Wochenende im Süden Bayerns
und in den Nordalpen, Garmisch-Partenkirchen etwa verzeichnete zwischen
Samstag- und Montagfrüh 41 mm. Oberhalb von 1.200 bis 1.500 Meter
rieselten Flocken, höher gelegene Almwiese erstrahlen in frischem Weiß.
Definitiv auf dem Weg nach Süden befindet sich seit dem heutigen
Montag, 13:28 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit die Sonne, die zu
diesem Zeitpunkt ihren höchsten Stand auf der Nordhalbkugel erreicht
hat. Von nun an werden die Tage also - bis in den Juli hinein zunächst
jedoch kaum merkbar - wieder kürzer.
Auf dem Kalender herrscht jetzt demnach Sommer - doch wie so oft in der
Vergangenheit hält sich das tatsächliche meteorologische Geschehen nur
ungern an formale Vorgaben. So prägt am Montagabend ein umfangreicher
Höhentrog, der vom Eismeer über Skandinavien und Mitteleuropa bis zum
zentralen Mittelmeer reicht, den europäischen Ausschnitt der
Wetterkarten für die mittlere und obere Troposphäre. In dessen
südlichem Teil hat sich am Sonntag ein Höhentief abgeschnürt, das
zusammen mit einem recht kräftigen Tief am Boden über die Adria zum
Balkan zieht. Es war am Wochenende mitverantwortlich für die
andauernden Niederschläge im Alpenraum, hat den Einfluss auf das Wetter
in Mitteleuropa mittlerweile aber weitgehend verloren. Ein wesentlich
kleineres Höhen- ohne korrespondierendes Bodentief, ein klassischer
Kaltlufttropfen also, liegt über der südlichen Ostsee und verlagert
sich bis Mittwoch nur langsam Richtung Polen. Wie der Name bereits
vermuten lässt, handelt es sich um ein kleinräumiges Gebiet mit kalter
Luft in größeren Höhen. In seiner Umgebung sind aufgrund der daraus
resultierenden labilen Schichtung einzelne Schauer möglich, durch
Warmluftadvektion auf seiner Rückseite am Donnerstag im Norden Polens
und bis in den Osten Deutschlands ausgreifend auch länger anhaltende,
meist aber nur leichte bis allenfalls mäßige Regenfälle. Im übrigen
Deutschland gerät die von Norden eingeflossene, polare Kaltluft mehr
und mehr unter den Einfluss eines Hochs mit Schwerpunkt bei den
Britischen Inseln, das quasi einen nach Nordwesten gerichteten Ableger
des Azorenhochs darstellt. Gestützt wird dieses Hoch durch einen
Hochdruckrücken, der sich über Südwest- und Westeuropa bis nach Island
erstreckt. Am Rande des Hochs bleibt zunächst eine schwache nördliche
Strömung bestehen; allerdings überwiegt die Erwärmung durch die maximal
mögliche Sonneneinstrahlung und großräumiges Absinken auf der
Vorderseite des Rückens die kaum noch ausgeprägte Kaltluftzufuhr. So
steigen die Temperaturen in den kommenden Tagen Schritt für Schritt an,
wenngleich vor allem die - weitgehend klaren - Nächte zum Dienstag und
Mittwoch vielerorts noch einmal empfindlich kühl werden.
Am Mittwoch selbst wandert der Rücken unter Abschwächung über
Mitteleuropa hinweg ostwärts. Ebenso zieht sich der hohe Luftdruck am
Boden wieder nach Westen zurück, sodass von Nordwesten her etwas
feuchtere Luft einsickern kann. Zusammen mit der fortschreitenden
Erwärmung der unteren Troposphäre genügt dies gegen Ende der Woche im
Tagesgang zur Auslösung einzelner Schauer und Gewitter. Ob sich am
Wochenende ein neues Höhentief über dem Süden Skandinaviens
positioniert und zumindest dem Norden Deutschlands wechselhaftes und
kühles Wetter beschert, muss abgewartet werden. Für den Süden immerhin
deutet sich eine Fortsetzung des dann sommerlich warmen, aber wohl
nicht gänzlich trockenen Wetters an.
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