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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 17.06.2010, 13:30 MESZ | Aktualisierung meist montags und donnerstags


+++ Regenmassen und Schafskälte +++


Wetterübersicht Europa
Regenmassen, wie sie normalerweise nur in den Innertropen vorkommen, gingen am Dienstag und Mittwoch über dem Südosten Frankreichs nieder und hinterließen Verwüstungen katastrophalen Ausmaßes. Mindestens 20 Menschen kamen ums Leben, mehrere gelten noch als vermisst. Besonders schwer betroffen war die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur und dort im Speziellen das Département Var. In Le Luc, einer kleinen Gemeinde zwischen Nizza und Marseille, fielen innerhalb von zwölf Stunden zwischen Dienstagfrüh und -abend unglaubliche 237 mm - das ist etwa ein Drittel des durchschnittlichen Jahresniederschlages in Karlsruhe. Binnen 24 Stunden bis Mittwochmorgen summierten sich gar 286 mm, die mit Abstand größte dort je gemessene 24-stündige Niederschlagsmenge seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1947. Örtlich sollen sogar mehr als 350 mm gefallen sein, was einem mehr als 100-jährigen Ereignis entsprechen würde.

Bei solchen Extremereignissen stellt sich naturgemäß die Frage nach deren Ursache, und wie so oft war es auch in diesem Fall das Zusammenwirken mehrerer Faktoren, die solche Summen ermöglichten. Zum einen hatte sich ein umfangreiches Höhentief mit seinem Zentrum über dem Norden Spaniens etabliert, an dessen Ostflanke ein markanter Kurzwellentrog von Algerien über das westliche Mittelmeer nach Norditalien schwenkte. Am Boden weitete sich ein Tiefdruckgebiet von der Mitte Algeriens rinnenförmig nach Norden aus und erstreckte sich am Dienstagnachmittag über die Balearen hinweg bis in den Süden Frankreichs. Darin eingelagert fand sich eine Luftmassengrenze, die sehr warme Luft im Osten von kühlerer Luft im Westen trennte. Sowohl die Tiefdruckrinne am Boden - durch Zusammenströmen - als auch der Kurzwellentrog in der Höhe - durch dynamische Antriebe - förderten großräumige Hebung der sich über dem Mittelmeer mit Feuchtigkeit vollsaugenden Luft, die ab einer Höhe von etwa 2.000 bis 3.000 Metern mit einer südlichen Strömung Richtung Südostfrankreich geführt wurde. Dort bewirkten zusätzlich Staueffekte an den Seealpen und am Esterel eine lokale Verstärkung der durch die Nord-Süd-Ausrichtung der Luftmassengrenze länger andauernden Niederschläge.

Das am Donnerstagnachmittag mit seinem Zentrum über Norditalien liegende Tief gewinnt nun auch auf das Wettergeschehen in Deutschland vermehrt an Einfluss. Bereits am Mittwoch verbargen sich die Gebiete südlich des Mains unter einer dichten Wolkendecke, die nur selten einige Lücken offenbarte. Südlich der Donau fiel anhaltend Regen. Zwischen dem Tief und einer sich vom östlichen Nordatlantik über die Britischen Inseln und Norddeutschland nach Weißrussland erstreckenden Hochdruckzone sorgten große Luftdruckgegensätze für starke Böen im Flachland und schwere Sturmböen auf dem Feldberg im Schwarzwald. Das sich am Dienstag noch über Nordspanien befindliche Höhentief kann am Donnerstag über Südostfrankreich analysiert werden. Das Band mit leichten bis mäßigen Regenfällen hat sich, gestützt durch Warmluftadvektion, nach Norden verlagert und überdeckt aktuell die Regionen vom westlichen Rheinland-Pfalz über Südhessen bis in den Westen Bayerns. Aus den Alpen heraus gelangt labil geschichtete Warmluft in den Süden Baden-Württembergs und Bayerns, die durch einen markanten Randtrog des südfranzösischen Höhentiefs gehoben wird. Dies hat dort am Donnerstagabend kräftige Regenfälle und zum Teil auch schwere Gewitter zur Folge. Unter dem Einfluss der Hochdruckzone herrscht dagegen im Norden meist sonniges und mäßig warmes Wetter. Am Freitag ziehen Höhen- und Bodentief über die Alpen respektive Süddeutschland hinweg ostwärts. Das Tief in der Höhe gewinnt dabei Anschluss an einen von Nordeuropa über Skandinavien südwärts vorstoßenden Höhentrog, der eine Umstellung der Großwetterlage einleitet. Auf seiner Vorderseite entwickelt sich ein kräftiges Tief über Mittelschweden, an dessen Westflanke eine stramme nördliche Strömung in Gang kommt. Die zugehörige, aber nur wenig wetteraktive Kaltfront schreitet rasch südwärts voran, erreicht am Freitagmittag Norddeutschland und in der Nacht zum Samstag bereits die Alpen. Hinter ihr wird zum Wochenende ein Schwall empfindlich kalter Luft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa gelenkt, in der nächtens die Temperaturen gebietsweise in den Bereich der Rekordwerte für Ende Juni absinken können. Im klassischen Sinne handelt es sich dabei um eine - wenn auch etwas späte - Schafskälte. Zu Beginn der neuen Woche schnürt sich aus dem Langwellentrog über dem nördlichen Mittelmeerraum ein eigenständiges Höhentief ab. Über Mitteleuropa steigt das Geopotential an und die Luft kann sich unter auch am Boden zunehmendem Hochdruckeinfluss etwas erwärmen. Da am Rande des Hochs mit Schwerpunkt bei den Britischen Inseln die nördliche Strömung über Mitteleuropa aber erhalten bleibt, ist eine Rückkehr zu sommerlichem Wetter vorerst noch nicht zu erwarten.


Vorhersage Baden-Württemberg für Freitag, 18.06.2010
Eine kompakte Wolkendecke lässt am Donnerstagnachmittag in Baden-Württemberg nur wenige sonnige Momente zu. Die gibt es vor allem am südlichen Oberrhein und in der Bodenseeregion. Etwas Regen fällt im Kraichgau; zum Spätnachmittag und Abend zieht aus den Alpen heraus kräftiger und teilweise gewittriger Regen in den Süden. Örtlich besteht die Gefahr heftiger Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Die Temperaturen erreichen maximal Werte zwischen +14 und +20 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Starkregengebiet über die Mitte Württembergs und Baden nach Norden und Westen, wobei regional Niederschlagsmengen um 50 mm innerhalb von zwölf Stunden zusammenkommen und örtliche Überschwemmungen auslösen können. Vereinzelt sind auch Gewitter möglich. Von Oberschwaben bis ins Allgäu bleibt es in der zweiten Nachthälfte dagegen weitgehend trocken. Die Temperaturen gehen zurück auf Tiefstwerte zwischen +14 und +10 Grad.

Freitagvormittag fällt besonders in der Nordwesthälfte noch anhaltend Regen, meist trocken beginnt der Tag im Südosten. Im Tagesverlauf kehrt sich das Bild um; dann wird vor allem Württemberg nass, während in Nordbaden nur noch einzelne Schauer fallen und die Wolken auch mal auflockern. Unter Mithilfe der Sonne können am Nachmittag zwischen Mannheim und Karlsruhe um +20, sonst nur +12 Grad bei längerem Regen und +14 bis +17 Grad in den übrigen Gebieten gemessen werden. Der Wind weht mäßig bis frisch, im höheren Bergland mit stürmischen Böen aus West bis Nordwest.

Temperatur-Vorhersage für den Raum Karlsruhe:

Min: +13 °C | Max: +20 °C


Die weiteren Aussichten
Reichlich frisch und unbeständig gestaltet sich das baden-württembergische Wochenendwetter. Während am Samstag voraussichtlich nur in den südlichen Landesteilen etwas Regen fällt, kann es am Sonntag überall zeitweise nass werden. Rund um den Feldberg darf man sich in der Nacht zum Sonntag auf die ein oder andere Schneeflocke freuen. Die Höchsttemperaturen liegen meist nur um +15 Grad.

Montag und Dienstag werden die Schauer seltener und die Sonne kommt wieder öfter zum Vorschein. Die Temperaturen erholen sich nur langsam; die Nacht vor dem kalendarischen Sommeranfang bringt örtlich Bodenfrost.

Temperatur-Vorhersage für den Raum Karlsruhe:

Samstag, 19.06.2010:
Min: +10 °C | Max: +17 °C

Sonntag, 20.06.2010:
Min: +7 °C | Max: +16 °C

Montag, 21.06.2010:
Min: +5 °C | Max: +20 °C

Dienstag, 22.06.2010:
Min: +7 °C | Max: +21 °C



Text: CE, http://www.che-wetter.de

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