Im Anschluss an die schwülwarme und unwetterträchtige Witterungsphase
am Ende der vergangenen Woche hat sich das Wetter in Mitteleuropa
weitgehend beruhigt. Kräftige Gewitter entwickelten sich am Wochenende
noch in Österreich und im Südosten Europas, einige von ihnen fanden den
Weg ins bayerische Alpenvorland. Während dort am Sonntagabend und in
der Nacht zum Montag verbreitet kräftiger Regen mit zwölfstündigen
Niederschlagsmengen von beispielsweise 26 mm in München-Stadt und
Landshut fiel, profitierten die Mitte und der Norden Deutschlands von
längeren trockenen und sonnigen Abschnitten. Diese sonntägliche
Verteilung zeigt grob bereits auch den Fahrplan für die angebrochene
Woche auf, in der die nördlichen Landesteile überwiegend freundliches
und trockenes Wetter, der Süden dagegen öfter zum Teil kräftige
Regengüsse und Gewitter zu erwarten haben.
Als Gestalter für die meteorologischen Abläufe in großen Teilen Europas
wirkt am Montag ein langwelliger Höhentrog, der von Skandinavien über
West- und Südwesteuropa bis nach Marokko reicht. Dabei kristallisieren
sich drei Aktionszentren in Form von eingelagerten Höhentiefs über dem
Süden Skandinaviens, der französischen Biskayaküste und der westlichen
Mittelmeerregion heraus. Ersteres sorgt im Norden Deutschlands für
viele Wolken und ein paar Regentropfen, die beiden anderen Gebilde üben
derzeit noch wenig Einfluss auf das Geschehen in der Bundesrepublik
aus. Der inzwischen abgeklungene Regen in Bayern wurde durch einen auf
der Vorderseite des gesamten Trogsystems nordostwärts ablaufenden
Randtrog mit einem korrespondierenden, flachen Bodentief verursacht.
Sowohl der Randtrog als auch das Bodentief kommen recht zügig voran und
erreichen am späten Abend bereits Weißrussland. Während sich das unter
dem westeuropäischen Höhentief liegende Bodentief allmählich abschwächt
und in der Folge auflöst, regt das sich südlich davon befindliche
Höhentief am Dienstag eine neue Zyklogenese an. Es wird dabei in die
Zirkulation seines französischen Pendants einbezogen und schwenkt als
markanter Kurzwellentrog nach Nordosten. Unter seiner Vorderseite
findet ein aus Algerien nordostwärts ziehendes Tief ideale
Entwicklungsbedingungen vor und kann sich auf seinem Weg über die
Balearen nach Südostfrankreich vorübergehend kräftig intensivieren. An
der Ostflanke des Tiefs bekommt die bodennahe Strömung über
Süddeutschland eine südliche Komponente, mit der die über den Alpen
lagernde, feuchtwarme Luftmasse nach Norden an Raum gewinnt. Da
parallel dazu eine umfangreiches Hoch mit Schwerpunkt südwestlich der
Britischen Inseln einen Keil über die Nordsee und Norddeutschland nach
Osteuropa vorschiebt, verstärken sich die Luftdruckgegensätze über der
Mitte und dem Süden des Landes. Besonders in den Mittelgebirgen hat
dies schwere Sturmböen zur Folge. Von größerer Bedeutung ist jedoch,
dass sich - ausgelöst durch einen über Norditalien auf die Alpen
zusteuernden Kurzwellentrog in Verbindung mit Warmluftadvektion -
länger andauernde Regenfälle auf den Süden Bayerns ausweiten können. Am
Mittwoch ist das Tief über Südostfrankreich in Abschwächung begriffen,
wodurch die Luftdruckgegensätze über Mitteleuropa bereits wieder
abgebaut und mithin die Strömung schwächer werden. An seine Stelle
tritt das westeuropäische Höhentief, das dort ein neues Zentrum
ausbildet. Einerseits ein um dieses neue Zentrum schwenkender Randtrog,
zum anderen aber auch kräftige Warmluftadvektion in den unteren und
mittleren Troposphärenschichten lassen über dem Süden und der Mitte
Deutschlands ein ausgedehntes Regengebiet entstehen. Es markiert quasi
die Warmfront des sich abschwächenden Tiefs. Durch den noch immer über
das nördliche Mitteleuropa ostwärts weisenden Hochkeil regelrecht
"geblockt", konzentriert sich das Regengebiet auf einen schmalen
Streifen quer über der Mitte, sodass in diesen Regionen größere
Niederschlagsmengen zusammenkommen können. Die Frage nach dessen
genauer Position ist dabei allerdings noch nicht abschließend geklärt.
Fest steht dagegen, dass in die südlichen Landesteile - nach
Baden-Württemberg und Bayern - warme und labil geschichtete Luft
gelangt, in der im Tagesverlauf Schauer und Gewitter entstehen.
Am Donnerstag und Freitag verlagert sich das Höhentief quer über
Deutschland hinweg nach Nordosten und initiiert dabei voraussichtlich
eine weitere Tiefdruckentwicklung über dem südöstlichen Mitteleuropa.
Dieses bricht den Hochdruckkeil im Norden auf, derweil ein über
Nordeuropa südwärts vorstoßender Höhentrog das hohe Geopotential
abbaut. Auf diese Weise stellt sich zum Wochenende eine Großwetterlage
"Trog Mitteleuropa" ein, wobei Deutschland auf dessen kalter Seite im
Zustrom polarer Luft zum Liegen kommt.
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