Seit Tagen recht präzise vorhergesagt, fiel in den vergangenen 24
Stunden am bayerischen Alpenrand und im Norden Österreichs teilweise
intensiver Dauerregen. Die größte Niederschlagsmenge auf deutscher
Seite wurde in Aschau im Chiemgau, genauer im Ortsteil Stein, etwa 25
Kilometer südöstlich von Rosenheim gemessen. Dort kamen zwischen
Mittwoch- und Donnerstagfrüh 155 mm zusammen, etwas mehr als die Hälfte
der im Juni allerdings recht hohen üblichen Menge. In Marktschellenberg
im Berchtesgadener Land läpperten sich 141 mm, seit dem 28. Mai sogar
mehr als 250 mm zusammen. Jedoch sind auch dort im Juni monatliche
Niederschlagssummen von weit über 200 mm normal. Dennoch kam es -
angesichts dieser Mengen, der kurzen Zeitspanne und der ohnehin schon
durchnässten Böden nicht verwunderlich - verbreitet zu kleineren
Überschwemmungen und Hochwasser; in Passau erreichte die Donau mit
einem Pegel von knapp drei Meter über Normal die höchste Meldestufe
vier.
Im Wesentlichen kann die Starkregenlage auf das Zusammenwirken dreier
Komponenten zurückgeführt werden. Zum einen dynamische Hebungsantriebe
auf der Vorderseite eines um ein Höhentief mit Zentrum über dem Norden
Kroatiens schwenkenden, markanten Kurzwellentroges. Andererseits
massive Warmluftadvektion in der unteren Troposphäre im selben Bereich
an der Nordostflanke eines Tiefs mit Zentrum über Osteuropa und
drittens aus einer nördlichen Anströmung resultierende Staueffekte am
Alpennordrand. Im Laufe des Donnerstags hat sich das Höhentief in eine
dipolartige Struktur mit zwei Kernen - dem ursprünglichen über der
nördlichen Adria und einem weiteren über dem Nordosten Rumäniens -
umgewandelt. Das Strömungsfeld stellt dabei kaum noch dynamische
Hebungsantriebe bereit - zumal sich ein Hochdruckrücken über Westeuropa
allmählich nach Osten verschiebt, auf dessen Vorderseite großräumiges
Absinken wirksam wird. Einzig andauernde Warmluftadvektion sowie die
nicht zu vernachlässigende Staukomponente an den Alpen sorgen besonders
in Österreich noch gebietsweise für kräftigere Regenfälle. Bis
Freitagmittag sind auch im Umfeld des sich nordostwärts verlagernden
Bodentiefs in einem Streifen vom Nordwesten Russlands über Weißrussland
und Ostpolen bis zur Slowakei noch größere Regenmengen und unter
Einbeziehung labil geschichteter Warmluft zum Teil auch heftige
Gewitter zu erwarten. Dagegen stabilisiert sich der Rücken über West-
und Mitteleuropa weiter, das zugehörige Bodenhoch entpuppt sich jedoch
eher als eine breite Zone hohen Luftdrucks mit Schwerpunkten über dem
nördlichen Mitteleuropa am Samstag. Diese wandert zusammen mit dem
Rücken am Sonntag bereits ostwärts, sodass vor einem westeuropäischen
Trog und einem sich unter seiner Vorderseite befindlichen flachen Tief
über Zentralfrankreich die Strömung auf Südwest dreht. Damit sickert
sehr warme, gleichzeitig aber auch allmählich feuchtere Luft in den
Südwesten Deutschlands ein. In dieser sind am Nachmittag erste
konvektive Umlagerungen, mit Annäherung des Höhentroges zum Abend und
in der Nacht zum Montag besonders im äußersten Westen sowie in Benelux
auch organisierte gewittrige Entwicklungen möglich.
Zu Beginn der neuen Woche zieht das Tief voraussichtlich über den
Westen und Norden Deutschlands hinweg zur Ostsee. Mit Passage der
Kaltfront wird die sommerlich warme Luft am Montag schon wieder nach
Osten abgedrängt und mit mäßig warmer Luft ausgetauscht. Der Höhentrog
schwenkt langsam ostwärts, wird aber durch einen neuen Langwellentrog
über Westeuropa ersetzt. So deutet sich für Deutschland im weiteren
Verlauf eine Wetterzweiteilung mit einem etwas kühleren Westen und
einem zumindest zeitweise sehr warmen Osten an, wobei besonders dort
immer wieder zum Teil kräftige Schauer und Gewitter mit latenter
Unwettergefahr möglich sind. Stabiles, trockenes und warmes
Sommerwetter ist bis auf weiteres jedenfalls nicht in Sicht.
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