Diese leicht abgewandelte und auf die gegenwärtige mitteleuropäische
Wettersituation angepasste Version eines bekannten deutschen
Sprichwortes gilt zunächst einmal für den Beginn des ersten
Sommermonats. Der heutige letzte Maitag indes spiegelte beinahe das
komplette Geschehen der abgelaufenen vier Wochen wider: Grau,
vielerorts nass und kühl. Zwar müssen die vom Deutschen Wetterdienst
bereits vier Tage vor dem Monatsende veröffentlichten Werte noch mit
etwas Vorsicht genossen werden, doch demnach fiel der Mai 2010
gegenüber dem langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 im
Bundesschnitt um 1,6 Kelvin zu kalt, mit einem Niederschlagsüberschuss
von 46 Prozent zu nass und insbesondere ziemlich trüb aus. Seit Beginn
der flächendeckenden Messungen in den fünfziger Jahren verlief der Mai
noch nie so sonnenscheinarm wie in diesem Jahr. Allerdings darf in
diesem Kontext auch nicht vergessen werden, dass das Frühjahr insgesamt
- also die drei Monate März, April und Mai zusammen - eine leicht
positive Bilanz hinsichtlich Temperaturen und Sonnenscheindauer sowie
ein knapp untererfülltes Niederschlagssoll aufweisen.
In der Aktualität spielt für große Teile Europas ein kräftiges
Höhentief die meteorologische Hauptrolle, das sich am Sonntag quer über
die Mitte Deutschlands verlagert hat und am Montagabend mit seinem
Zentrum über dem nördlichen Balkan auszumachen ist. Diesem unterliegt
ein ausgeprägtes Tiefdrucksystem, bestehend aus dem ursprünglichen und
am Sonntag über Norddeutschland hinweggezogenen Kern über Nordostpolen
und einer weiteren, sich über Ungarn/Rumänien entwickelnden Zyklone.
Eine Mischung aus dynamischen Hebungsantrieben, resultierend aus um das
Höhentiefzentrum im Gegenuhrzeigersinn schwenkenden Kurzwellentrögen,
und Warmluftadvektion führt vor allem im Nordosten und in der Mitte
Deutschlands zu Regenfällen. Beide Komponenten zeigen zum Dienstag
vorübergehend abnehmende Tendenz, sodass die Regenfälle in der
Osthälfte Deutschlands zwar nicht ganz aufhören, zumindest aber
schwächer werden. Größere Niederschlagsmengen sind noch im östlichen
Alpenraum möglich, wo sich mit der nördlichen Strömung an der
Westflanke des Tiefdrucksystems Stau einstellt. Dort fällt zum Teil bis
rund 1.000 Meter herab Schnee. Während sich das nordpolnische Bodentief
allmählich auffüllt, wandert das sich noch im Entwicklungsstadium
befindliche zweite Tief im Tagesverlauf über die westliche Ukraine nach
Südpolen. In einem Bogen um das Tiefzentrum wird dabei vor allem in der
unteren Troposphäre erneut Warmluft gelenkt, die zunächst im
Einzugsgebiet von Oder und Weichsel, am Mittwoch auch in der
Südosthälfte Deutschlands für anhaltende und zum Teil kräftige
Regenfälle sorgt. Ansonsten bewegt sich am Dienstag der Rest eines
Hochdruckrückens über die Südwesthälfte des Landes nach Südosten und
bewirkt eine vorübergehende Wetterberuhigung; er wird aber von einem
rasch nachfolgenden und markanten Kurzwellentrog, der sich über
Ostfrankreich zu einem kleinen Höhentief abschnürt, vollständig
abgebaut. Die Niederschläge in Verbindung mit diesem Höhentief, das
sich am Mittwoch seinem südosteuropäischen Pendant anschließt,
konzentrieren sich hauptsächlich auf die Mitte und den Osten
Frankreichs. Am Donnerstag greift voraussichtlich ein letztes
Regengebiet von Tschechien her auf den Süden und Südosten Deutschlands
über, ehe sich der gesamte Höhentiefkomplex samt tiefem Luftdruck am
Boden endgültig nach Südosteuropa zurückzieht.
Somit wird zum Wochenende der Weg doch frei für ein bisschen "Neues",
nämlich zunächst einmal einen sich über dem westlichen Mitteleuropa
formierenden und auf den ersten Blick stabil wirkenden Hochdruckrücken.
Das entsprechende Bodenhoch positioniert sich vorläufig über dem
südskandinavischen Raum, wird jedoch - ebenso wie der Rücken - wohl
schon zum Sonntag allzu rasch wieder nach Osten abgedrängt. Damit nimmt
von Südwesten her die Niederschlags- und Gewitterwahrscheinlichkeit zu,
wenngleich auf einem deutlich höher angesiedelten Temperaturniveau als
zuletzt.
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