Angesichts einer tiefgrauen Wolkendecke und für Mitte - inzwischen fast
Ende - Mai im Prinzip indiskutabler Höchsttemperaturen mag man es sich
kaum vorstellen können, doch pünktlich zum verlängerten
Pfingstwochenende stellt sich in großen Teilen Deutschlands
frühsommerliches Wetter ein. Dies gilt vor allem für Samstag und
Pfingstsonntag. Anhand des letzten Satzes lässt sich aber bereits
erahnen, dass die Wärme eine vorübergehende Episode bleiben wird. Die
kommende Woche setzt das wechselhafte und kühle Wetter nach der
pfingstlichen Unterbrechung fort, womit der Mai 2010 die Chance
aufrechterhält, deutschlandweit als einer der kältesten seiner Art in
den vergangenen Jahrzehnten in die meteorologischen Annalen einzugehen.
Wie aus den vergangenen Wochen gewohnt prägt auch am Donnerstagabend
ein langwelliges Höhenströmungsmuster die Wetterkarten für den
atlantisch-europäischen Raum. Dabei erstreckt sich ein Hochdruckrücken
von Südwesteuropa nordostwärts und nimmt Kontakt zu einem seit Tagen
über dem Nordosten Europas positionierten Höhenhoch auf. Demgegenüber
steht tiefes Geopotential über Süd- und Südosteuropa, das zwei
ursprünglich separate Höhentiefs in sich vereinigt. Das östliche von
beiden, mit seinem Zentrum über dem Schwarzen Meer gelegen, zeichnete
zusammen mit dem Tief "Yolanda" für die intensiven Regenfälle der
vergangenen Tage und den daraus resultierenden Überschwemmungen in
Südost- und Osteuropa verantwortlich. In Zusammenarbeit mit einem Hoch
über Nordeuropa führte es sehr warme Luft aus niederen Breiten über
Osteuropa weit nach Norden, die sich auf ihrem Weg über dem östlichen
Mittelmeer und Schwarzen Meer mit Feuchtigkeit anreichern konnte. Mit
einer nördlichen bis leicht nordöstlichen Strömung zwischen einem zu
dem Rücken über Westeuropa korrespondierenden Hoch mit Schwerpunkt über
den Britischen Inseln und tiefem Luftdruck in der Umgebung des
Höhentiefs über Südosteuropa findet diese feuchte Warmluftmasse über
Umwege den Weg nach Deutschland. Aufgleiten auf die zuvor eingeflossene
Meereskaltluft mündete seit Dienstag von Nordost nach Südwest
fortschreitend in teilweise kräftigen Niederschlägen. Beispielsweise
fielen zwischen Mittwoch- und Donnerstagfrüh im thüringischen Geisa 53
mm. In Baden-Württemberg konzentrierten sich die Regenfälle auf die
Kurpfalz und den Odenwald; in Ladenburg wurden zwischen Mittwoch- und
Donnerstagmittag 39 mm gemessen. Mit jedem Kilometer nach Süden nahm
die Regenmenge ab, so kam etwa Rheinstetten auf nur noch 10 mm. Bis
einschließlich Sonntag ändert sich an der großräumigen Situation nichts
Grundlegendes. Der Rücken im Westen kräftigt sich, aus ihm geht am
Freitag ein eigenständiges Höhenhoch bei den Britischen Inseln hervor;
das zugehörige Bodenhoch verlagert sich kaum. Der südosteuropäische
Höhentiefkomplex bewegt sich insgesamt weiter nach Osten, wird aber zum
Samstag von einem von Norden einlaufenden Kurzwellentrog regeneriert.
Dieser schwenkt über das östliche Mitteleuropa hinweg und löst in der
dort labil geschichteten Luftmasse verstärkt konvektive Umlagerungen
aus, was auch die Osthälfte Deutschlands betrifft. Richtung Westen
dagegen bewirkt der Rücken großräumiges Absinken, was zum einen viel
Sonnenschein und zum anderen eine zusätzliche Erwärmung der Luft
bedeutet. Lediglich in den Nordwesten wird am Rande des Bodenhochs von
der Nordsee her in tiefen Schichten weiterhin kühle und feuchte Luft
gelenkt.
Mit dem Ende der Feiertage endet zu Beginn der nächsten Woche auch das
frühsommerliche Intermezzo. Von Nordeuropa weitet sich ein mächtiger
Höhentrog rasch nach Süden aus, anstelle des Hochs tritt über
Skandinavien ein ausgeprägtes Tiefdrucksystem. Das britische Hoch sowie
das Höhenhoch schwächen sich ab, stattdessen bildet sich eine neue
Antizyklone bei Island aus. Zwischen dieser und dem skandinavischen
Tiefdrucksystem kommt eine kräftige Nordströmung in Gang, mit der ein
neuer Schwall Kaltluft - dieses Mal sogar polarer Herkunft - Kurs auf
Mitteleuropa nimmt. Die den Kaltluftvorstoß einleitende Kaltfront
überquert voraussichtlich am Montag Deutschland von Nord nach Süd mit
Schauern und Gewittern.
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