Weniger die für Mitte Mai unterkühlten Temperaturen in Mittel- als
vielmehr heftige und anhaltende Regenfälle in Ost- und Südosteuropa
stehen seit dem vergangenen Wochenende im meteorologischen Fokus.
Innerhalb von zwei Tagen fielen in Teilen Kroatiens, Sloweniens,
Ungarns und der Slowakei, am Sonntag und Montag auch im Süden Polens
örtlich mehr als 100 mm Wasser aus den Wolken. So zum Beispiel im
kroatischen Daruvar mit 112 mm und im ungarischen Pécs mit 106 mm,
gemessen jeweils von Samstag- bis Montagfrüh. Im südpolnischen Krakau
wurde ein dreistelliger Wert mit 98 mm nur knapp verfehlt. Großflächige
Überschwemmungen waren und sind die Folge, im weiteren Verlauf ist auch
an der Oder mit einem größeren Hochwasserereignis zu rechnen. Fast
etwas unter gehen da die durchaus ebenfalls kräftigen Regenfälle im
Norden Deutschlands vom Samstag, immerhin wurden in Boltenhagen an der
Mecklenburger Bucht 42 mm binnen 24 Stunden registriert.
Die Starkniederschläge über Osteuropa treten im Bereich eines
umfangreichen und bis in die obere Troposphäre reichenden
Tiefdruckgebietes auf, dessen Zentrum sich am Montagabend über dem
Dreiländereck Polen - Weißrussland - Ukraine befindet. Demgegenüber
stehen Hochdruckgebiete vor Südwest- und über dem äußersten Norden
Europas. Der hohe Luftdruck am Boden wird jeweils auch durch hohes
Geopotential in höheren Schichten gestützt. In die "Lücke" dazwischen
hat sich am Montag von Nordwesten her allerdings ein kleines Höhentief
geschlichen, das am Abend über dem Nordwesten Deutschlands liegt. Es
wartet mit sehr kalter Luft (bis nahe -30 Grad in etwa 5,5 Kilometern
Höhe) auf und sorgt somit für eine Labilisierung der vertikalen
Schichtung, woraus zahlreiche Schauer und einzelne Gewitter
resultieren. In Bodennähe lässt sich kein entsprechendes Tief
analysieren; allerdings eine Kaltfront, die bis Dienstagfrüh die Alpen
erreicht und hinter der noch etwas kältere Meeresluft als ohnehin schon
nach Mitteleuropa gelenkt wird. Bei kräftigeren Niederschlägen sinkt
dabei die Schneefallgrenze in den Alpen zum Teil bis 1000 Meter ab. Am
Dienstag und Mittwoch verlagert sich das Höhentief langsam über die
Mitte und den Süden Deutschlands sowie die Alpen hinweg nach Italien
und gliedert sich seinem ungleich größeren osteuropäischen Pendant an.
Entsprechend unbeständig mit im Tagesgang auflebender Schauertätigkeit
gestaltet sich das Wetter am Dienstag noch in der Südhälfte
Deutschlands. Während dort aber auch die Sonne mit Anteilen vertreten
ist, bildet das osteuropäische Tief einen Ableger über Polen aus und
beeinflusst zunehmend auch den Osten Deutschlands. Massive
Warmluftadvektion - aus Nordost - auf der dann gemeinsamen Rückseite
der beiden Höhentiefs führt zu großräumigen Hebungsvorgängen und lässt
teilweise kräftige und länger andauernde Regenfälle nach Westen
ausgreifen. Diese betreffen am Dienstag nur den Osten, am Mittwoch und
Donnerstag auch die Mitte und den Süden der Bundesrepublik. Am
wenigsten nass wird es im Nordwesten, in der Nähe zu einer sich über
Nordwesteuropa aufbauenden Hochdruckzone. Dabei handelt es sich um den
sowohl am Boden als auch in der Höhe hinter dem südwärts ziehenden
Höhentief zustande kommenden Zusammenschluss zwischen dem Hoch vor
Südwesteuropa, das seinen Schwerpunkt zur Biskaya verlagert, und der
nordeuropäischen Antizyklone.
Am Freitag und Samstag wandert der ost-/südosteuropäische
Tiefdruckkomplex noch etwas weiter nach Südosten und schwächt sich
allmählich ab. Zwischen diesem und dem sich über Westeuropa weiter
kräftigenden Hoch bleibt über Mitteleuropa jedoch eine nördliche
Strömungskomponente erhalten. Möglicherweise laufen darin vor allem am
Freitag noch einzelne Randtröge nach Süden ab, ehe sich zumindest
vorübergehend auch im Osten freundlicheres Wetter durchsetzt. Ob sich
dieses über die Pfingstfeiertage behaupten kann, muss abgewartet werden.
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