Nachdem der April 2010 wie schon sein Pendant im Vorjahr
deutschlandweit zu warm, zu trocken und viel zu sonnenscheinreich in
Bezug auf die klimatologischen Mittelwerte ausgefallen war, sucht der
Mai bereits in seinen ersten Tagen nach Ausgleich. So fielen seit
Samstag vor allem südlich der Donau großflächig mehr als 20 mm Regen
und damit in etwa bereits so viel wie im gesamten Monat April. Auch die
Sonne versteckt sich - am Montag zeigte sie sich nur in der Mitte und
im Südwesten für ein bis drei Stunden, in der gesamten Nordhälfte und
in großen Teilen Bayerns überhaupt nicht. Und das am internationalen
"Tag der Sonne", einem durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen
ein- und jährlich am 3. Mai durchgeführten Aktionstag.
Ursächlich für die bislang unbeständige und kühle Witterung im Mai sind
gleich mehrere Tief- und Höhentiefgebilde, die sich räumlich verteilt
über halb Europa platziert haben. Hauptakteur ist dabei ein
langwelliger Höhentrog, der seinem Attribut kaum mehr gerecht werden
könnte und sich von der Barentssee über Skandinavien und Westeuropa bis
nach Nordwestafrika erstreckt. Darin eingelagert finden sich
Höhentiefzentren bei der Halbinsel Kola, über der Mitte Norwegens,
Benelux und Nordspanien. Auf der Vorderseite dieses Troges verläuft
eine Luftmassengrenze - mehrfach verwellt - vom Nordwesten Russlands
über Osteuropa und das südliche Mitteleuropa hinweg bis nach Marokko
und kommt aufgrund ihrer nahezu höhenströmungsparallelen Lage nur
äußerst langsam nach Südosten voran. Dabei handelt es sich noch um
dieselbe Luftmassengrenze, die in Mitteleuropa vergangenen Freitag die
vorsommerliche Witterungsphase beendet hat und seither für die
vergleichsweise hohen Regensummen in Süddeutschland sowie im alpinen
Raum verantwortlich zeichnet. Die wiederholt auftretenden Regenfälle
sind an eben jene flache Wellen geknüpft, die entlang der
Luftmassengrenze nach Nordosten ablaufen und damit mehr oder weniger
über die immer selben Gebiete hinwegziehen. Dagegen sorgte das am
Wochenende von den Britischen Inseln über Nordfrankreich wandernde und
am Montagabend über Benelux angekommene Höhentief mit kalter Luft in
höheren Schichten in der Westhälfte Deutschlands für einen konvektiven
Charakter der Niederschläge. Am Dienstag schließt sich dieses Höhentief
dem über Skandinavien an, während sich das spanische Höhentief aus dem
Trogkomplex löst. Auf dessen Vorderseite entsteht aktuell bei den
Balearen ein kräftiges Tiefdruckgebiet, das sich bis Dienstagabend zum
französisch-italienischen Grenzgebiet bewegt. Dabei sind zunächst an
der französischen Mittelmeerküste kräftige und teilweise gewittrige
Regenfälle zu erwarten. Ein Teil der feuchten und warmen Luft wird in
der Höhe über die Alpen in den Süden Deutschlands geführt, gleichzeitig
strömt auf der Rückseite eines Tiefs über Südschweden bodennah von
Nordwesten her kühlere und trockenere Luft südwärts. Somit verschärfen
sich zum einen die Luftmassengegensätze, andererseits gleitet die
feuchtwarme Luft auf die kühlere und trockenere Luft in tieferen
Schichten auf, was großräumige Hebungsvorgänge und damit neue
Niederschläge zur Folge hat. Am Mittwoch läuft an der Westflanke des
skandinavischen Höhentroges ein Randtrog nach Süden ab und "fängt" im
übertragenen Sinne das mediterrane Höhentief ein. Dieses verlagert sich
nur wenig nordostwärts, während sich das Bodentief über die Alpen auf
den Weg nach Süddeutschland macht. Der Niederschlagsschwerpunkt
verschiebt sich Richtung Norditalien und dort vor allem in die
Südstaulagen der Alpen, die Niederschläge greifen jedoch auch bis in
den Südwesten Deutschlands aus. In den Norden fließt noch etwas kältere
Luft ein, sodass dort in der Nacht verbreitet Frost ein Thema wird.
Aus einem weiteren Randtrog geht am Donnerstag ein neues Höhentief
hervor, das bis Freitag über die Nordsee und die Britischen Inseln
südwestwärts zieht und sich zusammen mit dem alpinen Höhentief zu einer
dipolartigen Struktur verbindet. Das Bodentief behält seinen Kurs bei
und erreicht voraussichtlich über Tschechien und Polen den Nordosten
Deutschlands, wo seinen Konturen zusehends verschwimmen und es in einer
großflächigen, sich über Mitteleuropa breit machenden Zone tiefen
Luftdruckes aufgeht. Um den Tiefkern herum wird dabei von Südosten und
Osten her warme und feuchte Luft besonders in den Osten Deutschlands
gelenkt, während der Westen tendenziell in der Nähe der Meereskaltluft
verbleibt. Allerdings spielt hierbei die genaue Zugbahn des Tiefs -
insbesondere auch hinsichtlich der räumlichen Verteilung der
Niederschläge - eine entscheidende Rolle; und diese ist, fast schon
traditionell, bei solcher Art von Tiefdruckgebieten mehrere Tage im
Voraus noch größeren Schwankungen in den Berechnungen der einzelnen
Modelle unterworfen.
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