Einem sonnigen und zumeist warmen, teilweise sogar sommerlichen
Aprilende folgt zum Wechsel in den "Wonnemonat" in Mitteleuropa eine
nachhaltige Wetterumstellung. Nach einem doch recht frischen Start in
die laufende Woche erreichten die Temperaturen am Mittwoch zumindest
entlang des Rheins bereits wieder Höchstwerte um +25 Grad. Die
bisherige Wärmemetropole in diesem Jahr, Bendorf bei Koblenz, wurde
dabei um ein Zehntel Kelvin von Wolfach im Kinzigtal übertroffen -
einem Ort, den man nicht unbedingt an der Spitze der Temperaturliste
erwarten würde. +25,5 Grad wurden dort, mitten im Schwarzwald, in den
Nachmittagsstunden gemessen. Dieser Wert wird am heutigen Donnerstag am
Rhein ohne Mühe getoppt, ehe ab Freitag ein kühlerer und nach Süden hin
nasser Witterungsabschnitt ansteht.
Das für den verbreiteten Sonnenschein in dieser Woche verantwortliche
Hochdruckgebiet "Quinn" hat sich inzwischen nach Südosten verlagert und
reicht am Donnerstagnachmittag als lang gestreckte Zone hohen
Luftdruckes ohne klar erkennbaren Schwerpunkt vom westlichen Mittelmeer
über Italien und die Adria bis zur Ukraine. Etwas versetzt dazu
erstreckt sich in der mittleren und oberen Troposphäre der
korrespondierende Hochdruckrücken von Nordafrika über die Alpen nach
Nordosteuropa. Ebenso wie das Bodenhoch wandert er bis zum Abend noch
etwas weiter nach Südosten und schwächt sich dabei ab. Die
Aufmerksamkeit gilt dann den Vorgängen über dem Ostatlantik und
Westeuropa, wo sich ein langwelliges Trogsystem nach Südosten
ausweitet. Im Übergangsbereich zwischen Rücken und Trog trennt die
Kaltfront eines Tiefs mit Zentrum vor der südwestnorwegischen Küste die
sommerliche Warmluft im Südosten von deutlich kühlerer Meeresluft im
Nordwesten. Aufgrund ihrer annähernd höhenströmungsparallelen Lage
kommt sie zunächst aber nur langsam Richtung europäisches Festland
voran. Zudem läuft an der Südostflanke des Troges ein markanter
kurzwelliger Anteil über Nordfrankreich und Benelux nach Nordosten ab,
der in der Nacht zum Freitag den Nordwesten Deutschlands erreicht.
Dieser induziert noch vor der Front ein Randtief, das unter Verstärkung
bis Freitagfrüh von Nordfrankreich über den äußersten Norden
Deutschlands zur südlichen Ostsee zieht und die nördlich davon
verweilende Front an einem schnellen Vorstoßen nach Südosten hindert.
Gleichwohl sind Trog- und Randtiefpassage bereits in der Nacht zum
Freitag im Westen Deutschlands mit konvektiven und zum Teil gewittrigen
Regenfällen verbunden. Tagsüber geht das Randtief über Schweden in dem
skandinavischen Tief auf. Dahinter wird der Weg frei für die Kaltfront,
die bis zum Abend den gesamten norddeutschen Raum überstreicht und die
Warmluft dort durch die kühlere Meeresluft austauscht. Nach Süden hin
hängt die Front dagegen weit zurück und bleibt quasistationär etwa
entlang der Mainlinie liegen. In der nach wie vor südwestlichen
Höhenströmung vorderseitig des Langwellentroges nordostwärts
schwenkende kurzwellige Anteile lösen in der präfrontal lagernden
Warmluft vor allem in den alpennahen Gebieten weitere schauerartige
Regenfälle und Gewitter aus. Zum Samstag verschiebt sich die
Luftmassengrenze tendenziell etwas weiter nach Süden, wird aber erneut
durch eine Wellentiefentwicklung zurückgehalten. Das Tief zieht
voraussichtlich über Baden-Württemberg und Bayern hinweg nach
Tschechien. In seinem Umfeld sind wiederum kräftige, zur warmen Seite
der Luftmassengrenze hin auch gewittrige Regenfälle zu erwarten.
Parallel zu den Vorgängen rund um die für das mitteleuropäische Wetter
bestimmende Luftmassengrenze wird das Trogsystem über Westeuropa von
einem bereits am Freitag von Nordwesten einlaufenden Randtrog
regeneriert. Aus dem erst kurzwelligen Anteil geht bis Sonntag ein
Höhentief hervor, das sich zu Beginn der kommenden Woche unter völliger
Loslösung vom Trog zur Biskaya und anschließend zur Iberischen
Halbinsel bewegt. Auf seiner Vorderseite wird von Süden her warme Luft
gen Mitteleuropa geführt, während am Rande skandinavischer
Tiefdruckgebiete kalte Luft nach Süden fließt. Welche Luftmasse im
Endeffekt die Oberhand gewinnen wird, bleibt abzuwarten; mit einiger
Wahrscheinlichkeit jedoch verläuft die Grenzlinie vorübergehend genau
über Deutschland.
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