Am vergangenen Samstag war es bereits in Bendorf soweit, am gestrigen
Sonntag dann in vielen Orten und Städten in der Westhälfte
Deutschlands: Der erste Tag des Jahres 2010 mit einer Höchsttemperatur
von mindestens +25,0 Grad - der erste "Sommertag" gemäß offizieller
meteorologischer Definition. Die höchste Temperatur im Messnetz des
Deutschen Wetterdienstes stellte erneut und nicht zum ersten Mal in
diesem Frühjahr jenes besagte Bendorf im Landkreis Mayen-Koblenz mit
einem Maximum von +27,0 Grad. Die typischen Wärmegewitter ließen nicht
lange auf sich warten und traten am Nachmittag im Süden Bayerns auf; in
Garmisch-Partenkirchen fielen dabei 19 mm Regen, bei Dietramszell in
der Nähe von München konnte kleinkörniger Hagel beobachtet werden.
Weitere Gewitter beendeten in der Nacht zum und am Montag das
frühsommerliche Intermezzo - allerdings nur vorübergehend, denn ein
weiterer Sommertag wurde bereits auf Donnerstag terminiert.
Zuvor jedoch muss sich die hinter der Kaltfront eines Tiefdrucksystems
über dem Nordmeer von Nordwesten her nach Mitteleuropa eingeströmte
kühlere Luftmasse erwärmen. Auf die bananenförmig gebogene Front, die
sowohl im Süden als auch nach Norden hin zurückhängt, folgt rasch ein
markanter kurzwelliger Höhentrog, der den Vorstoß der vor allem in der
mittleren und oberen Troposphäre sehr kalten Luft markiert und unter
dessen Vorderseite sich an der Front über Nordpolen ein Randtief
ausgebildet hat. Im Bereich der höhenkältesten Luft entwickelten sich
am Montagnachmittag im Norden Deutschlands auch postfrontal zum Teil
kräftige Schauer und Gewitter. Reste der alten und recht feuchten
Warmluftmasse lagern noch über dem äußersten Süden Deutschlands - wo im
Tagesverlauf ebenfalls nochmals Schauer und Gewitter auftraten - und
werden in der Nacht zum Dienstag über die Alpen südwärts abgedrängt.
Von Frankreich her schiebt sich derweil der Keil eines Hochs, dessen
Schwerpunkt sich zunächst noch über der Normandie befindet, in den
Süden Deutschlands vor. Gestützt durch einen mächtigen, von den Kanaren
bis nach Grönland reichenden Hochdruckrücken kräftigt es sich noch
etwas und wandert bis Mitternacht etwa zur Mitte der Bundesrepublik.
Zuvor läuft in der nordwestlichen Höhenströmung an der Ostflanke des
Rückens ein weiterer Randtrog ab, der jedoch von Kaltluftadvektion
überlagert und in der abtrocknenden Luftmasse kaum noch
Wetterwirksamkeit entfaltet. Am Mittwoch und Donnerstag verlagert sich
das Bodenhoch allmählich ostwärts; der Rücken kippt in seinem Nordteil
nach Osten und erstreckt sich dann vom Norden Afrikas über das
westliche Mittelmeer, die Alpen und Osteuropa in den Nordwesten
Russlands. Mit der erst in Bodennähe, später auch in höheren Schichten
auf Süd bis Südwest drehenden Strömung wird - ähnlich wie am
zurückliegenden Wochenende - erneut sehr warme Luft über die Iberische
Halbinsel und Frankreich nach Mitteleuropa advehiert. Ihren Höhepunkt
erreicht die Warmluftzufuhr am Donnerstag, wenn die Temperaturen am
Nachmittag im Westen und in Brandenburg auf sommerliche Werte steigen.
Zum Wochenende ziehen sich Rücken und Hoch nach Südosteuropa zurück.
Eine von Nordwesten nahende Kaltfront kommt vorerst aber nur langsam
nach Südosten voran und verweilt voraussichtlich eine Zeit lang quer
über Mitteleuropa. Somit deutet sich für Deutschland zum Monatsende
eine Dreiteilung zwischen einem freundlichen aber kühlen Nordwesten,
einem sonnigen und sehr warmen Südosten und einer regnerischen,
bisweilen auch gewittrigen Mitte an.
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