Zum wiederholten Male demonstriert der April als typischer
Übergangsmonat in diesen Tagen in Mitteleuropa seine
temperaturtechnischen Möglichkeiten. Von späten Nachtfrösten bis hin zu
erster frühsommerlicher Wärme am kommenden Sonntag wird dabei die
gesamte Palette abgedeckt. In der vor allem in den Norden und die Mitte
Deutschlands eingeflossenen polaren Kaltluft entwickelten sich am
Dienstag und Mittwoch zahllose Regen- und Graupelschauer, bis unter
1.000 Meter herab fielen - bei Höchsttemperaturen von knapp +20 Grad im
äußersten Süden kaum vorstellbar - auch Schneeflocken. Klarer Himmel
ließ in der Nacht zum Donnerstag besonders in einem Streifen vom
nördlichen Rheinland-Pfalz bis nach Thüringen zum Teil mäßigen Frost
zu, an der Wetterstation in Gießen - immerhin seit 1939 in Betrieb -
reichte es mit -3,8 Grad zu einem neuen Rekord für die letzte
Aprildekade. Bis einschließlich Samstagfrüh muss auch weiterhin
verbreitet mit leichtem Nachtfrost gerechnet werden, tagsüber derweil
wird es deutlich wärmer.
Am Donnerstagabend liegt Mitteleuropa auf der Rückseite eines
umfangreichen Höhentroges, dessen Hauptachse - und damit die kälteste
Luft in höheren Schichten - inzwischen über der Ostsee, dem Baltikum
und Weißrussland zum Liegen gekommen ist. Entsprechend bildeten sich am
Nachmittag im Nordosten Deutschlands nur noch wenige Schauer. Zwischen
dem Trog im Norden und höherem Geopotential nach Süden hin verläuft die
gut ausgeprägte nordatlantische Frontalzone vom
grönländisch-isländischen Raum über den Norden der Britischen Inseln,
die Nordsee und das nördliche Mitteleuropa hinweg nach Osteuropa. Darin
eingelagert findet sich ein kleines Tief vor der südwestnorwegischen
Küste, das seine Position aber nur noch marginal verändert. Vielmehr
entsteht aus diesem Tief mit Annäherung eines Kurzwellentroges und im
Lee des südnorwegischen Gebirges ein weiteres Tief, das am Freitag über
Südschweden und die Ostsee zum Baltikum zieht. Sein Frontensystem
beeinflusst mit vielen Wolken und etwas Regen jedoch nur den äußersten
Norden und Nordosten Deutschlands. In großen Teilen des Landes bestimmt
dagegen eine von Island über die Britischen Inseln bis nach
Südosteuropa reichende Hochdruckzone das Wetter. In den Süden schickt
ein hochreichender Tiefdruckkomplex über dem westlichen Mittelmeerraum
einige zumeist hohe Wolkenfelder. Bis Samstagabend geht aus der
Hochdruckzone ein eigenständiges Hochdruckgebiet hervor, das sich mit
seinem Schwerpunkt nach Nordpolen verlagert. In der mittleren und
oberen Troposphäre nähert sich von Westen her ein Rücken, der
großräumig für absinkende Luftbewegungen und damit eine schrittweise
Erwärmung der Luft sorgt. Mit einer zunehmend südlichen
Strömungskomponente an der Südwestflanke des Bodenhochs addiert sich
dazu eine advektive Erwärmung, sprich es wird zusätzlich warme Luft aus
dem Mittelmeerraum herangeführt. Diese macht sich vor allem am Sonntag
im Südwesten der Bundesrepublik bemerkbar, wo Höchsttemperaturen um +25
Grad und damit der erste Sommertag des Jahres anvisiert werden. Da es
sich um mediterrane Luft handelt ist diese aber nicht nur warm, sondern
gleichzeitig auch recht feucht. Die resultierende Labilität wird im
Süden bereits ab Sonntagnachmittag in Form von Schauern und Gewittern
ausgelöst, wenn die Achse des Rückens Deutschland nach Osten hin
verlassen hat.
Dem Rücken folgt zu Beginn der neuen Woche ein markanter Trog, der in
Verbindung mit einer Kaltfront voraussichtlich in der Nacht zum Montag
den Westen Deutschlands erreicht. Die Verlagerungsgeschwindigkeiten von
Trog und Front werden noch unterschiedlich berechnet, spielen aber für
den genauen Wetterablauf am Montag - insbesondere hinsichtlich der
Formierung kräftiger Schauer und Gewitter - eine entscheidende Rolle.
Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit, dass diese vor allem in der
Osthälfte des Landes zu erwarten sind. Dahinter setzt sich
vorübergehend etwas kühlere Luft durch, die von Südwesten her aber
rasch wieder unter Hochdruckeinfluss gerät.
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