Im An- und zum Abschluss zweier für das letzte Märzdrittel und
mitteleuropäische Verhältnisse ungewöhnlich warmer Tage zum Ende der
vergangenen Woche - immerhin wurden an neun deutschen Stationen neue
Rekorde der Höchsttemperatur für den gesamten Monat registriert - stand
am Freitag eine für die Jahreszeit ebenso ungewöhnlich markante
Kaltfrontpassage an. Vor allem in der Mitte Deutschlands traten
linienartig organisiert kräftige Gewitter auf, die verbreitet mit zum
Teil schweren Sturm- und einzelnen Orkanböen einhergingen; Gießen zum
Beispiel meldete am Nachmittag 122 km/h. In Mainz soll es gar einen
Tornado gegeben haben, jedoch konnte dies bislang nicht bestätigt
werden. Beeindruckend waren die großen Temperaturkontraste vor und
hinter der Kaltfront. Konnten in der Ost- und Südosthälfte Deutschlands
nochmals fast sommerliche Höchstwerte gemessen werden (z. B.
München/Flughafen +24,0 Grad), wurden im äußersten Westen nur noch
einstellige Maxima erreicht (z. B. Trier +9,2 Grad). Besonders
spektakulär verlief der Tag in Balderschwang im Oberallgäu: Zur
Mittagszeit stand das Quecksilber noch bei +18 Grad, nur vier Stunden
später stapfte man bei starkem Schneefall durch etwa 10 cm Neuschnee.
Eine von Grund auf ähnliche Wettersituation bietet sich am Montag.
Erneut hat sich auf der Vorderseite eines langwelligen Höhentroges vor
Westeuropa und einem sich mit seinem Zentrum bei den Britischen Inseln
befindlichen Tiefdruckgebiet sowohl in der unteren als auch in der
höheren Troposphäre eine südwestliche Strömung eingestellt, mit der
warme und zunehmend feuchte Luft nach Mitteleuropa geführt wird. Die
den Warmluftvorstoß einleitende Warmfront des Tiefs erstreckt sich über
die südliche Nordsee und Benelux ostwärts und kommt aufgrund einer
Wellenbildung über der Mitte Deutschlands nur zögernd weiter nach
Nordosten voran. Aus dem Langwellentrog im Westen läuft ein
kurzwelliger Anteil aus und schwenkt bis Dienstagmittag über Frankreich
und Deutschland hinweg ostwärts. Auf dessen Vorderseite entstanden in
der potentiell labil geschichteten Luft im Warmsektor des Tiefs am
Montagnachmittag über Frankreich verbreitet Schauer und Gewitter. Mit
dem Kurzwellentrog zieht auch die Kaltfront des Tiefs gen Osten und
erreicht in der Nacht zum Dienstag den Westen Deutschlands. Sie kommt
in ihrem Nordteil schneller voran als im Süden, wo sich zum Nachmittag
über Nordostfrankreich und den Westalpen mit der Annäherung eines
weiteren, markanten Kurzwellentroges ein kleines Randtief ausbildet.
Dies geschieht in analoger Weise zum vergangenen Freitag, allerdings
mit einem weniger scharfen Temperaturkontrast entlang der Kaltfront.
Insbesondere die Warmluft vor der Front ist um etwa drei bis vier
Kelvin kälter als Ende letzter Woche. Nichtsdestotrotz sind auch am
Dienstagnachmittag vor allem in der Mitte Deutschlands wieder
linienartig organisierte Gewitter mit den entsprechenden
Begleiterscheinungen wie kleinem Hagel und Sturmböen zu erwarten. Der
Kaltfront folgt am späten Abend und in der Nacht zum Mittwoch die
umgebogene Okklusion des über dem Ärmelkanal nahezu ortsfesten, sich
aber noch weiter intensivierenden Tiefs zusammen mit einem dritten
Kurzwellentrog nach. Abgesehen von leichten bis mäßigen Regenfällen
macht diese sich hauptsächlich durch die hinter ihr einfließende kalte
Meeresluft bemerkbar. Am Mittwoch und Donnerstag verlagert sich das
Tief mit seinem Kern unter leichter Abschwächung zur Nordsee. An seiner
Südflanke bleibt jedoch ein großer Luftdruckgradient bestehen, sodass
speziell im Nordwesten Deutschlands mit zum Teil schweren Sturmböen
gerechnet werden muss. Parallel mit dem Tief bewegt sich auch der
Langwellentrog allmählich ostwärts und Deutschland gerät in den Bereich
der höhenkältesten Luft. Dies bedeutet eine Labilisierung der
vertikalen Luftschichtung und mithin auflebende Schauer- und
Gewitteraktivität - klassisches Aprilwetter eben zu Beginn des
gleichnamigen Monats. In die westliche Strömung eingelagerte
Kurzwellentröge sowie ein in der Nacht zum Donnerstag voraussichtlich
über die Mitte der Bundesrepublik hinwegziehendes Randtief tragen zeit-
und gebietsweise zu verstärkter und organisierter Schauertätigkeit
sowie länger anhaltenden Niederschlägen bei.
Zum Ende der Woche, Richtung Ostern also, wird der Langwellentrog von
Westen her regeneriert und überdeckt mit mehreren eingelagerten
Höhentiefzentren praktisch den gesamten Nordatlantik. Nach Abzug des
östlichen Trogteils sowie dem bis dahin wetterbestimmenden Tief nach
Norden setzt sich in Mitteleuropa vorübergehend Zwischenhocheinfluss
durch; doch wählt das nachfolgende Tief einen ähnlichen Kurs wie sein
Vorgänger über die Britischen Inseln hinweg zur Nordsee. Somit setzt
sich das wechselhafte und vergleichsweise kühle Wetter über die
Feiertage fort.
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