Ein für Mitte März durchaus nicht unüblicher Frühlingsdurchbruch - wenn
auch, mit Blick auf den kalendarischen Beginn am Samstag, etwas
verfrüht - vollzog sich in dieser Woche in Mitteleuropa. Innerhalb von
drei Tagen seit Dienstag setzte sich mit einer südwestlichen Strömung
sehr milde - angesichts von Höchsttemperaturen um +20 Grad ist man
bereits geneigt zu sagen warme - Luft subtropischen Ursprungs auch in
Deutschland durch. Eindrucksvoll verfolgen lässt sich der
Temperaturanstieg zum Beispiel anhand der Höchstwerte des Düsseldorfer
Flughafens; wurden dort am Dienstag nur +7 Grad erreicht, waren es am
Mittwoch bereits +14 und am heutigen Donnerstag bei viel Sonnenschein
knapp +19 Grad. Die +20-Grad-Marke knackten Bendorf bei Koblenz und die
ehemalige Station des Deutschen Wetterdienstes in der Karlsruher
Hertzstraße mit Maxima von jeweils +20,3 Grad. Dass es um diese Zeit
aber auch noch wärmer, ja fast schon frühsommerlich zugehen kann zeigte
beispielsweise der 17. März 2004, als an diesen beiden Stationen +24,6
und +24,4 Grad gemessen wurden.
Den Sonnenschein am heutigen Donnerstag sponserte ein mächtiger
Hochdruckrücken in der mittleren und oberen Troposphäre, der sich am
Abend vom Atlas über das westliche Mittelmeer und Mitteleuropa bis nach
Island erstreckt. Das korrespondierende Bodenhoch liegt mit seinem
Schwerpunkt leicht südöstlich versetzt dazu bei der Großen Syrte,
überdeckt jedoch einen großen Teil des zentralen und östlichen
Mittelmeerraumes. Demgegenüber stehen Tiefdruckgebiete mit Zentren
nordwestlich von Schottland und etwas nördlich der Azoren. Dazwischen
gelangt in einem breiten südwestlichen Strom Warmluft subtropischen
Ursprungs bis nach Mitteleuropa. Mit Abwandern des Rückens nach Osten
kommt diese südwestliche Strömung am Freitag auch in höheren
Luftschichten in Gang. Darin eingelagert schwenkt ein Kurzwellentrog -
er gehört zu dem Tief bei den Britischen Inseln - in der ersten
Tageshälfte über Deutschland hinweg ostwärts. Er eilt dem bereits
vollständig okkludierten Frontensystem aber weit voraus, sodass sich
dessen Wetteraktivität in Grenzen hält und auf dichte Wolken und etwas
Regen vornehmlich im Norden und in der Mitte des Landes beschränkt.
Hinter dem Trog wölbt sich zudem über Westeuropa rasch ein neuer Rücken
auf, unter dessen Vorderseite großräumige Absinkbewegungen dominieren.
Gestützt, respektive initiiert wird dieser Vorgang durch die
Verlagerung des Tiefs vom Seegebiet nördlich der Azoren bis Samstagfrüh
zu den Britischen Inseln. An dessen Südostflanke wird die südwestliche
Strömung aufrechterhalten und - nach dem kurzen, kaum merklich kühleren
Einschub am Freitag - wiederum sehr milde Luft subtropischen Ursprungs
herangeführt. Die Kaltfront vom Freitag geht dabei unmittelbar in die
Warmfront dieses Tiefs über und verlässt den Norden Deutschlands am
Samstagvormittag gen Nordosten. Sonniges Wetter bedeutet dies trotzdem
nicht - im Gegenteil: Aus dem angegliederten Trogsystem läuft ein
markanter kurzwelliger Anteil aus und überquert die Bundesrepublik
nordostwärts. Daran geknüpft ist ein ausgedehntes Regengebiet, das
voraussichtlich lediglich die Gebiete südlich der Donau ausspart. Dem
Trog folgen in der Nacht zum Sonntag zügig ein flacher Rücken und am
Sonntagvormittag schon der nächste Kurzwellentrog nach, der dann in
Verbindung mit der Kaltfront des Tiefs steht. Obwohl diese im
thermischen Feld eher durch eine breite Übergangszone in Erscheinung
tritt, genügt die durch den Kurzwellentrog erzeugte Hebung aus, um
erneut ein ausgedehntes Regengebiet entstehen zu lassen. Innerhalb der
potentiell leicht instabil geschichteten Warmluftmasse sind zum Teil
auch schauerartig verstärkte Regenfälle und einzelne Gewitter möglich.
Als wesentlich schärfer ausgeprägt, wenngleich weniger wetterwirksam
erweist sich die am Nachmittag und Abend durchziehende umgebogene
Okklusion, hinter der dann deutlich kühlere Meeresluft die warme Luft
verdrängt.
Diese kühlere Meeresluft gerät zu Beginn der neuen Woche vorübergehend
unter Zwischenhocheinfluss, ehe ein neues atlantisches Frontensystem
auf Deutschland übergreift. Das unbeständige Wetter setzt sich dann
also auf einem niedrigeren Temperaturniveau fort.
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