Zwar nach dem meteorologischen - am 1. März - aber immerhin noch vor
dem kalendarischen - am 20. März - Frühlingsanfang stattet der Winter
Mitteleuropa in den nächsten Tagen nochmals einen kalten Besuch ab und
serviert einen kleinen Nachschlag in Sachen Schnee und Eis. Gegenüber
der sehr milden letzten Februarwoche sind die Temperaturen bereits in
den ersten Märztagen merklich zurückgegangen; leichte bis mäßige
Nachtfröste inklusive morgendlichem Scheibenkratzen erinnern seit
Dienstag daran, dass der Natur - trotz verbreitetem Wunsch - ein
nahtloser Übergang vom Hochwinter zum Vollfrühling nur in den
seltensten Fällen gelingt. Längere kalte Phasen mit tagelangem
Dauerfrost und Schnee können jetzt zwar nicht mehr erwartet werden -
der nun folgende Witterungsabschnitt ordnet sich allerdings in die
Rubrik "markanter Spätwinterrückfall" ein, der in dieser Form mit
verbreitetem Schnee und mäßigem, gebietsweise auch strengem Frost in
den Nächten für Anfang März ein durchaus beachtenswertes Ereignis
darstellt.
Zwischen einem Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt westlich der Britischen
Inseln, das von hohem Geopotential in der mittleren und oberen
Troposphäre gestützt wird, und einem von der südlichen Adria nach
Südosteuropa ziehenden Tief hat sich am Donnerstagabend über
Mitteleuropa eine nördliche bis nordöstliche Strömung eingestellt. Mit
dieser wird polare Kaltluft aus dem skandinavisch-westrussischen Raum
nach Süden geführt, die im Laufe der Nacht zum Freitag auch die Alpen
und Norditalien erfasst. Trotz eines überlagerten Höhentroges geht
dieser Prozess ohne größere Wetteraktivität vonstatten. Lediglich im
Vorfeld der vom Nordwesten Russlands diagonal nach Südwesten über
Deutschland hinweg nach Zentralfrankreich weisenden Trogachse haben
sich über der Mitte und im Norden einige Schnee- und Graupelschauer
entwickelt. Abgesehen von ein paar hohen Wolkenfeldern im Süden, die im
Zusammenhang mit dem südeuropäischen Tief stehen, zeigt sich die
Bundesrepublik sonst meist nur gering bewölkt oder wolkenlos. Dies
ändert sich am Freitag, wenn innerhalb der nordwestlichen Strömung ein
kleines Tief vom Nordmeer her einen südlichen Kurs einschlägt und
zunächst die deutsche Nordseeküste anvisiert. Begünstigend auf dessen
Entwicklung wirken sich wohl auch Lee-Effekte an den Bergen
Südnorwegens aus; die eigentliche Vertiefung setzt aber erst deutlich
weiter im Süden ein und ist der Lage des Tiefs auf der Vorderseite
eines von Nordwesten heranschwenkenden, in den russisch-europäischen
Langwellentrog einlaufenden und diesen regenerierenden Kurzwellentrog
zuzuschreiben. An der Westflanke des Tiefs - zwischen Warm- und
Kaltfront - wird dabei etwas mildere Atlantikluft einbezogen. Die
Gretchenfrage lautet hierbei, wie mild diese Luft genau sein wird, kann
in diesem Fall das eine Grad mehr oder weniger doch über Schnee und
Regen entscheiden. Die Antwort hängt letztendlich von der exakten
Zugbahn des Tiefs ab, die im Detail von den verschiedenen Modellen bis
zuletzt noch unterschiedlich berechnet wurde. Fest steht, dass mit dem
Tief ein gut strukturiertes Niederschlags- bzw. Schneefallgebiet auf
Deutschland übergreift und das Land bis Samstagabend weitgehend
überquert. Die zu erwartenden Schneemengen liegen etwa in der
Größenordnung zwischen 5 und 15 cm, wobei die höheren Werte für
Mittelgebirgslagen gelten. Nicht unerwähnt bleiben sollten die
Luftdruckgegensätze, die sich vorübergehend rund um das bis
Samstagnachmittag die Alpen erreichende und sich dort rasch auflösende
Tief aufbauen. Besonders an dessen Süd-, West- und Nordflanke sind
kräftigere Böen, im Bergland auch mal eine schwere Sturmböe möglich,
die einen Vergleich mit den Spitzenwerten von Orkantief "Xynthia" vom
vergangenen Sonntag jedoch keineswegs standhalten.
Auf der Rückseite des Tiefs dringt zum Sonntag ein neuer Schwall
arktischer Kaltluft nach Mitteleuropa vor, die dann unter den Einfluss
des sich mit seinem Schwerpunkt zur südlichen Nordsee verlagernden
Hochs gerät. Lediglich der Süden Deutschlands verbleibt nahe der Achse
des Höhentroges und damit unter einem leicht zyklonalen Regime.
Zwischen dem Hoch im Norden und weiteren, kräftigen
Tiefdruckentwicklungen über dem Mittelmeer kommt zudem eine stramme
östliche Strömung in Gang, die den Zustrom kalter Luft aufrechterhält.
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