Nach einer kurzen Schwächephase zu Beginn des Monats hat der Winter
spätestens seit Anfang dieser Woche ganz Mitteleuropa wieder fest in
seinem Griff. Kälte und Schnee dominieren nun auch wieder das Bild im
Westen und Südwesten Deutschlands - und die Schlagzeilen vieler Medien.
Im Norden und Nordosten hatte sich die kurze Tauwetterphase ohnehin
kaum bemerkbar gemacht. Bis über das Wochenende hinaus bleibt das
bemerkenswert pulvrige Weiß auch in den Tieflagen am Rhein erhalten,
der Straßenkarneval findet dieses Jahr also nahezu überall im Schnee
statt. Und zumindest bei den Umzügen am Sonntag mischen sich unter die
bunten Konfettischnipsel mancherorts noch weiße Flocken.
Bei einem ersten flüchtigen Blick auf die aktuellen Wetterkarten könnte
den ein oder anderen Meteorologen ein Déjà-vu ereilen; gleicht die
großräumige Situation doch in etwa der von Anfang Januar, als
Schneetief "Daisy" mehr in den Medien als im öffentlichen Leben für
Aufregung sorgte und nicht gerade als prognostische Sternstunde in die
Geschichte der Wettervorhersage einging. So liegt am Donnerstagabend
wie damals ein umfangreiches Tiefdrucksystem über dem nördlichen
Mittelmeerraum, das Zentren über dem Tyrrhenischen Meer und dem
südöstlichen Mitteleuropa aufweist. Darüber überdeckt ein breiter und
langwelliger Höhentrog große Gebiete West-, Mittel- und Südeuropas;
eingelagert findet sich ein markantes Höhentief mit Kern etwa über dem
Golf von Genua. Dieses verfrachtet im Gegenuhrzeigersinn warme, in
erster Linie aber reichlich feuchte Luft über Südosteuropa nord- und
anschließend nordwestwärts, die über Mitteleuropa auf die Kaltluft in
tieferen Schichten aufgleitet. Bedingt durch die südlichere Zugbahn des
Tiefs allerdings ist die beteiligte Mittelmeerluft in diesem Fall nicht
so warm und feucht wie Anfang Januar, sodass auch die großräumigen
Hebungsprozesse und damit die resultierenden Niederschläge insgesamt
schwächer ausfallen. Zusammen mit dem Höhentief verlagert sich das
kräftigere westliche der beiden Tiefs bis Samstagfrüh über die Mitte
Italiens und die Adria zum Balkan, wo es in einer neuen
Tiefdruckentwicklung über Rumänien aufgeht. Dieses schlägt sodann einen
nordöstlichen Kurs über die Ukraine hinweg ein, wobei besonders dort,
daneben aber auch in Rumänien, im Osten Polens und in Weißrussland
kräftige Regen- und Schneefälle zu erwarten sind. Für das Wetter in
Mitteleuropa gewinnen um das Höhentief schwenkende Randtröge an
Bedeutung, die zusammen mit weiterer Warmluftadvektion am Freitag und
Samstag dann besonders - wieder einmal, muss man sagen - im Norden und
Osten für andauernde und vor allem im Luv der dortigen Mittelgebirge
zum Teil auch ergiebige Schneefälle sorgen. Der Westen dagegen
profitiert zeitweilig von der Nähe eines Hochs mit Schwerpunkt westlich
der Britischen Inseln; im Umfeld eines kleinen Höhentiefs, das am
Sonntag aus einem der erwähnten Randtröge hervorgeht, kann aber auch
dort hin und wieder noch etwas Schnee fallen.
Eine Umstellung der Großwetterlage steht zu Beginn der nächsten Woche
an. Eine entscheidende Rolle kommt dabei einem recht kräftigen Tief zu,
das sich bereits am Sonntag aus dem isländisch-grönländischen Raum auf
den Weg nach Süden macht. Seine exakte Route ist dabei noch unsicher;
von dieser hängt es jedoch mit ab, inwieweit sich in Mitteleuropa
mildere Atlantikluft durchsetzen kann. Einige Berechnungen sehen das
Tief zur Wochenmitte mit seinem Zentrum bei Irland, andere dagegen im
Bereich der Nordsee. Letztere Position würde für eine nur moderate
Erwärmung sprechen, während sonst bis in höhere Lagen Tauwetter
einsetzen könnte.
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