Bodennahe Kaltluft lässt sich im Winter über dem Festland aufgrund ihrer
Dichte und Trägheit nur schwer verdrängen. Dazu bedarf es einer
gründlichen Durchmischung der Luftmasse, was während der dunklen
Jahreszeit fast ausschließlich mit ausreichend Wind gelingen kann. Steht
dem Ganzen noch ein mächtiges und bis in die obere Troposphäre
reichendes Hochdruckgebiet im Wege, dauert es nicht selten viele Tage,
bis sich milde Luft auch in tiefen Lagen endgültig durchsetzen kann. Bei
der derzeitigen Großwetterlage überspannt dieses kräftige Hoch nahezu
den gesamten russischen Raum und reicht bis weit nach Asien hinein. Nur
wenige Hektopascal fehlten dabei am Mittwoch in der Mongolei zu einem
neuen Luftdruck-Weltrekord. Dieser liegt bei 1083,3 hPa, gemessen am
31.12.1968 in Agata im Nordwesten Sibiriens. Zum Vergleich - verteilt
man das Gewicht der Atmosphäre gleichmäßig rund um den Globus, ergibt
sich an der Erdoberfläche ein Luftdruck von 1013,2 hPa.
Nach Mittwoch und Samstag vergangener Woche unternahm am heutigen
Donnerstag ein weiterer atlantischer Tiefausläufer den - insgesamt
dritten - Versuch, gegen den Hochdruck- und Kälteblock im Osten
anzulaufen. Der meiste Regen fiel dabei bereits am gestrigen Mittwoch in
Frankreich; auf seinem Weg nach Osten schwächte sich das
Niederschlagsband deutlich ab. Dennoch reichte es vom Niederrhein bis
ins Allgäu für etwas Regen, im Übergangsbereich zur kälteren Luft im
Osten auch gefrierenden Regen und Schnee. So meldeten am
Donnerstagmorgen zum Beispiel Lahr und Rheinstetten je 1 cm Schnee. Am
Donnerstagabend ist die Front als solche kaum noch zu identifizieren,
auch die zugehörige Tiefdruckrinne hat sich weitgehend aufgefüllt. Dies
liegt zum einen daran, dass auf der Vorderseite eines von Südwesteuropa
über Frankreich und die Nordsee bis nach Südgrönland reichenden
Hochdruckrückens der Luftdruck auch am Boden steigt. Zum anderen weitet
sich das nordosteuropäische Kältehoch wieder etwas nach Westen aus, was
sich ebenfalls - von Nordosten her - durch Luftdruckanstieg bemerkbar
macht. Freitag und Samstag verschiebt sich der Rücken weiter nach Osten
und kommt über Mitteleuropa zum Liegen, schwächt sich dabei aber vor
allem in seinem Nordteil ab. Grund ist ein aus der nordatlantischen
Frontalzone herauslaufender Höhentrog, der bis Sonntag über die
Britischen Inseln zur Nordsee schwenkt. Auf dessen Vorderseite findet
sich das lang gezogene Frontensystem eines kräftigen Tiefs mit Zentrum
bei der Südspitze Grönlands, dem am Wochenende die Ehre gebührt, das
nordwestrussische Hoch herauszufordern. Dabei entwickelt sich am
Okklusionspunkt über den Britischen Inseln voraussichtlich ein Randtief,
dessen genaue Zugbahn allerdings noch mit einigen Unwägbarkeiten
behaftet ist. Ebenso unsicher ist derzeit auch, inwieweit ein weiteres
Tief über Südwesteuropa - das am Freitag vor dem Südteil des Höhentroges
entsteht - am mitteleuropäischen Wettergeschehen teilnimmt. In jedem
Fall dringt das Frontensystem und mit ihm die mildere und feuchte Luft
bis Montag etwas weiter als sein Vorgänger nach Osten vor.
Anfang der kommenden Woche wölbt sich über dem westlichen Nordatlantik
ein neuer, mächtiger Rücken bis zum Eismeer und nach Nordskandinavien
auf. Am Boden entsteht eine Zone hohen Luftdrucks, die von den Kanaren
über das nordwestliche und nördliche Mitteleuropa nach Nordosten weist
und dort den Kontakt zu bekanntem Kältehoch herstellt. Auf diese Weise
kommt über dem zentralen und südlichen Mitteleuropa eine östliche
Strömung in Gang, mit der sich die kalte Winterluft wieder nach Westen
ausbreiten kann. Nach einer kleinen Niederlage scheint die Kälte im
zähen Ringen also vorerst die Oberhand behalten zu können.
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