Große Teile Europas waren in der vergangenen Woche mit einer mehr oder
weniger mächtigen Schneedecke überzogen. Selbst Westfrankreich (Beispiel
Brest) und Nordspanien (Beispiel San Sebastián) bekamen einige
Zentimeter der weißen Pracht ab. Während der Schnee dort längst
verschwunden ist - in San Sebastián stieg das Quecksilber am heutigen
Donnerstag bereits wieder auf +13,7 Grad - blieb es in Mitteleuropa bis
zum Mittwoch durchweg frostig. Doch ersten Plusgraden entlang des Rheins
folgt auch hier am Wochenende - zumindest bis zur Elbe - verbreitetes
Tauen; teilweise kräftiger Regen spült den Schnee am Sonntag in der
Südwesthälfte regelrecht fort.
Den ersten Anlauf milderer Atlantikluft gab es schon am Mittwoch. An der
Okklusion eines westlich von Irland nordwärts ziehenden
Tiefdruckgebietes hatte sich über Frankreich ein auf den
Niederschlagsradarbildern imposant erscheinendes Regenband formiert.
Belegt wird dies durch verbreitet zweistellige Niederschlagsmengen in
Westfrankreich innerhalb von 24 Stunden bis zum Mittwochmorgen. Der
ungehinderten Ostverlagerung von Okklusion und Niederschlagsband jedoch
stand ein stabiles und bis in die obere Troposphäre reichendes Hoch mit
Schwerpunkt über der Ostsee gegenüber. Auf dem Weg über Schnee
schließlich kühlte sich die einst sehr milde Meeresluft in den unteren
Luftschichten stark ab, sodass im Westen und Südwesten Deutschlands am
Mittwochnachmittag und -abend meist etwas Schnee, am Oberrhein teilweise
aber auch gefrierender Regen mit entsprechender Glätte fiel. Am
Donnerstag löste sich die Okklusion über der Mitte Deutschlands bei
fehlendem Hebungsantrieb endgültig auf, letzte Flocken rieselten am
Morgen noch auf einer schmalen Linie Bremen - München. Ein
vergleichsweise kräftiges, über Südfrankreich zum westlichen Mittelmeer
ziehendes Tief macht sich in Deutschland nur durch ein paar hohe
Wolkenfelder im äußersten Südwesten bemerkbar. Ansonsten dominiert nun
meist wieder der Einfluss des nordosteuropäischen Hochs mit ruhigem und
hochnebel-, durch leichten Regen und Tauen besonders nach Südwesten hin
auch nebelanfälligem Wetter. Auf der Rückseite des zu dem Tief im Süden
korrespondierenden Höhentroges baut sich von Südwesten her ein
Hochdruckrücken auf, der am Freitag eine Verbindung mit dem Höhenhoch
über der Ostsee eingeht. Ein auf dessen Vorderseite über den Westen und
Süden Deutschlands ablaufender Kurzwellentrog führt einige Wolkenfelder
mit sich. Parallel zur Aufwölbung des Rückens weitet sich auch am Boden
ein Hoch über Südwesteuropa nach Nordosten aus und nimmt Kontakt zu
seinem Pendant im Nordosten auf. Am Samstag verschiebt sich die gesamte
Anordnung ostwärts. Insbesondere das Hoch über der Ostsee verlagert
seinen Schwerpunkt Richtung Südwestrussland; zudem wird das hohe
Geopotential über Mitteleuropa - die "Nahtstelle" zwischen Rücken und
Höhenhoch - abgebaut.
So kann zum Abend ein aus der atlantischen Frontalzone herauslaufender
Trog und mit ihm das okkludierende Frontensystem eines kräftigen Tiefs
mit Zentrum bei Island von Westen her auf Mitteleuropa übergreifen.
Uneinigkeit besteht in der weiten Welt der Wettermodelle noch darüber,
ob sich am Okklusionspunkt ein separates Tief abspaltet und quer über
Deutschland hinwegzieht oder einen Weg über die südliche Nordsee wählt.
Bei letzterer und nach derzeitigem Stand wahrscheinlicheren Variante
würde sich die mildere Luft insgesamt besser in Deutschland durchsetzen
können. Nordöstlich der Elbe bleibt es allerdings voraussichtlich
frostig. Zu Beginn der neuen Woche behauptet sich wieder zunehmend
Hochdruckeinfluss.
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