Nicht selten konnten in der jüngeren Vergangenheit im europäischen Raum
die Vorweihnachtszeit und auch Weihnachten selbst mit - aus
meteorologischem Blickwinkel - äußerst spannenden Wetterlagen und
Wettergeschehen aufwarten. Erinnert sei an dieser Stelle nur an Orkan
"Lothar", der sich am zweiten Weihnachtsfeiertag zum zehnten Mal jährt.
Meist aber, wie auch in diesem Jahr, standen Schnee- und
Luftmassengrenzlagen im Vordergrund. Hinzu kam in den vergangenen Tagen
außergewöhnliche Kälte. In ganz Deutschland wurden zum Teil mehrere
Jahrzehnte alte Rekorde für die zweite Dezemberdekade gleich um mehrere
Grad unterboten, an 17 Hauptstationen im Messnetz des Deutschen
Wetterdienstes traten gar neue Rekordtiefsttemperaturen für den Dezember
insgesamt auf. Am Samstag wurden vielfach nur zweistellige
Minustemperaturen als Höchstwert gemessen.
Inzwischen hat sich die Großwetterlage grundlegend umgestellt. Die
kontinentale Arktikluft wurde bereits am Sonntag mit der Okklusion eines
Tiefs mit Zentrum über Schottland nach Osten abgedrängt und in
Begleitung teilweise kräftiger Schneefälle durch maritime Polarluft
ersetzt. Mit einer auf Südwest drehenden Strömung macht die Milderung
nun weitere Fortschritte, sodass der Schnee in der Südhälfte
Deutschlands vorübergehend bis in hohe Mittelgebirgslagen in Regen
übergeht. Im wahrsten Sinne des Wortes Schuld daran hat ein Tief, das
von der Biskaya über Nordfrankreich zu den Britischen Inseln zieht und
sich dort am Dienstag mit dem schottischen Tief zu einem umfangreichen
Tiefdrucksystem vereint. Im Vorfeld seiner Warmfront haben am
Montagabend neue Niederschläge auf den Südwesten des Landes
übergegriffen, die am Oberrhein bereits zum Teil als (gefrierender)
Regen fallen. Richtung Norden, wo noch die alte Kaltluft lagert, sind in
der Nacht zum Dienstag nochmals größere Neuschneemengen möglich. Der
Okklusionspunkt des Tiefs - der Punkt also, wo Warm- und Kaltfront
ineinander übergehen - verlagert sich bis Dienstag Mittag über Benelux
und Norddeutschland zur Ostsee. Entsprechend geraten der Westen und
Nordwesten des Landes nur kurzzeitig in den Bereich der deutlich
milderen Luft, während hinter der Kaltfront die kältere Luft ab dem
späten Vormittag schon wieder an Raum nach Südosten gewinnt. Bis zum
Abend kommt die Front etwa bis auf eine Linie Karlsruhe - Hof nach Süden
voran, ehe südlich davon in der Nacht zum Mittwoch ein weiteres Tief
über die Schweiz, Südbayern und Nordösterreich nach Tschechien abläuft.
Die durchaus kräftigen Niederschläge im Umfeld dieses Tiefs gehen auf
dessen Rückseite, wo die kältere Luft nicht fern ist, zunehmend wieder
bis in mittlere und tiefere Lagen in Schnee über. Dahinter setzt sich
die kältere Meeresluft am Mittwoch unter Zwischenhocheinfluss
vorübergehend bis zu den Alpen durch. Doch aus der weit im Süden über
die Azoren und Südwesteuropa verlaufenden Frontalzone nähert sich am
Donnerstag ein weiteres Tief, dessen genaue Zugbahn von den
verschiedenen Wettervorhersagemodellen noch unterschiedlich berechnet
wird. Auf dessen Vorderseite lenkt es jedoch erneut milde Meeresluft
zumindest in den Süden Deutschlands. Je nach Kurs des Tiefs kann
eventuell der äußerste Norden des Landes in ausreichend kalter Luft für
einen weißen Heiligabend verbleiben. Im großen Rest der Bundesrepublik
findet die Bescherung einmal mehr im Grünen oder allenfalls in tauendem
Schnee statt.
Entsprechend der Unsicherheiten hinsichtlich der Zugbahn des Tiefs an
Heiligabend kann auch für die Weihnachtsfeiertage nur ein vorsichtiger
Trend angegeben werden. Die rückseitig des Tiefs nach Südosten
vorstoßende Meereskaltluft gerät voraussichtlich unter den Einfluss
eines neuen Zwischenhochs, sodass zumindest am zweiten Feiertag auch die
meteorologischen Rahmenbedingungen für ein ruhiges Fest geschaffen werden.
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