Am heutigen Donnerstag hat Mitteleuropa die bislang kälteste Nacht in
diesem Winter hinter sich. Tiefsttemperaturen von verbreitet um -10 Grad
in der Mitte Deutschlands waren allerdings nur ein Vorgeschmack auf die
frostigsten Tage und den Höhepunkt dieses winterlichen Abschnittes am
Wochenende, wenn im Osten solche Werte am Nachmittag und nachts zum Teil
unter -15 Grad gemessen werden dürften. Hinzu kommen vermehrte
Schneefälle; bis Donnerstag Mittag war davon zunächst der Nordwesten des
Landes betroffen. Um 13 Uhr MEZ meldeten St. Peter-Ording und sogar
Norderney eine Schneehöhe von jeweils 14 cm! Bis Samstag konzentrieren
sich die Schneefälle auf den Süden Englands, Teile Frankreichs und
Norditalien; am vierten Adventswochenende wird es dann auch in den bis
dahin noch schneelosen Gebieten Deutschlands zunehmend weiß. Eine
grundlegende Umstellung der Großwetterlage zu Beginn der neuen Woche
sorgt dafür, dass die Chancen auf eine gleichnamige Weihnacht dennoch
eher schlecht stehen.
Nahezu ganz Europa liegt seit Anfang der Woche und auch am Donnerstag
unter dem Regime eines langwelligen Höhentroges, der von Nordosteuropa
bis zur Biskaya und ins westliche Mittelmeer reicht und sich durch zwei
darin eingelagerte Höhentiefs über dem Nordwesten Russlands und
Nordostdeutschland auszeichnet. Im Bereich des Letzteren fällt von der
Ostsee bis nach Brandenburg etwas Schnee. Prägnanter Gegenspieler des
Troges ist ein ausgeprägtes und hochreichendes Hochdruckgebiet mit
Schwerpunkt bei Island/Grönland, das in seinem Südteil aber nur noch
bedingt durch einen nach Norden weisenden Rücken gestützt wird.
Ausgehend von diesem Hoch erstreckt sich eine Zone hohen Luftdrucks über
das Nordmeer und die Mitte Skandinaviens bis weit nach Russland hinein;
ein kleines Tief mit Zentrum über Belgien löst derweil von der
Nordseeküste bis zur Mitte Frankreichs Schneefälle aus. Weitere
Tiefdruckgebiete finden sich über der Adria und dem Schwarzen Meer. Bis
Sonntag wählt das Tief über Belgien eine eher ungewöhnliche Zugbahn über
die Mitte und den Süden Frankreichs, den Golf von Genua und - unter
nochmaliger kurzer Verstärkung - über Norditalien zum südöstlichen
Mitteleuropa, wo es sich dann auflöst. Zuvor allerdings schneit es in
den genannten Regionen zum Teil ergiebig, im Süden Italiens und später
auf dem Balkan fällt kräftiger Regen. Gleichzeitig rückt die
nordeuropäische Hochdruckzone weiter nach Süden vor; an ihrer Südflanke
wird im Übergangsbereich zum tiefen Luftdruck über dem Mittelmeerraum
mit einer sich intensivierenden östlichen Strömung ein neuer Schwall
arktischer Kaltluft nach Mitteleuropa geführt. Zuvor durch die Tiefs
über Südosteuropa mit Feuchtigkeit aus dem östlichen Mittel- bzw.
Schwarzmeerraum angereichert, geht dieser Kaltluftvorstoß verbreitet mit
leichten Schneefällen einher. Am Sonntag nähert sich vom Eismeer jedoch
bereits ein neues Tief, dessen okkludierendes Frontensystem mit
neuerlichen Schneefällen von West nach Ost über Deutschland hinwegzieht.
Damit wird die sehr kalte Festlandsluft nach Osten abgedrängt und durch
zwar immer noch kalte, insgesamt aber doch mildere maritime Polarluft
ersetzt.
Anfang der nächsten Woche stellt sich die großräumige Wettersituation
grundlegend um. Der Hochdruckrücken über dem östlichen Nordatlantik, die
Verbindung zu dem Höhenhoch bei Grönland, wird endgültig abgebaut. Von
Norden vorstoßende Kaltluft lässt zusammen mit einem vom westlichen
Nordatlantik ostwärts ausgreifenden Trog ein neues, mächtiges Trogsystem
entstehen, wobei West- und Mitteleuropa auf dessen Vorderseite zum
Liegen kommen. Damit dreht die Strömung zuerst in höheren Luftschichten,
später auch in Bodennähe auf Südwest und führt milde Meeresluft heran.
Die Frage, ob diese sich vor Weihnachten in ganz Deutschland durchsetzen
kann oder Teile des Nordens vorerst in kalter Luft verbleiben, ist noch
mit einigen Unsicherheiten behaftet.
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