Nach dem im Flächenmittel zweitwärmsten November seit 1901 und einem
ebenso ungewöhnlich milden ersten Dezemberdrittel steht Deutschland und
großen Teilen Europas ab dem Wochenende der erste nachhaltige Vorstoß
arktischer Kaltluft in dieser Wintersaison bevor. Dabei wird es von
Freitag an Tag für Tag kälter, ab Montag stellt sich verbreitet leichter
Dauerfrost ein. Zu einer perfekten Winter- und Weihnachtsmarktstimmung
fehlt in den Niederungen jedoch meist der Schnee, rieseln die Flocken
zumindest vorerst doch in überschaubarer Anzahl vom Himmel. Dagegen
dürfte in vielen Mittelgebirgsregionen - sofern noch nicht geschehen -
dank maschinellen Ersatzes in Form von Schneekanonen in Kürze die
Skisaison eröffnet werden.
Die grundlegende Umstellung der Großwetterlage hat dabei schon begonnen.
Über Westeuropa - von Nordafrika über die Iberische Halbinsel und die
Britischen Inseln bis nach Island reichend - dominiert bereits ein
ausgeprägter Hochdruckrücken die Wetterkarten der mittleren und oberen
Troposphäre, der in den kommenden Tagen als Blockade wirkt und
atlantischen Tiefdruckgebieten und deren Ausläufern keine Chance lässt,
auf den europäischen Raum überzugreifen. Ein vorerst letztes solches
Tief zog am Donnerstag über Norddeutschland hinweg und liegt am Abend im
sächsisch-tschechischen Grenzgebiet. Zusammen mit einem kleinen, aber
äußerst wetterwirksamen Höhentief sorgte es vor allem im Norden
Deutschlands für kräftige Regenfälle; bis zum Abend wurden an mehreren
Stationen in Schleswig-Holstein über 30 mm innerhalb von zwölf Stunden
gemessen. Bis Freitagmittag verlagert sich das Tief über die Mitte
Tschechiens nach Ostösterreich und löst sich auf. In Verbindung mit der
rückwärtig um den Tiefkern gewundenen Okklusion und Aufgleitprozessen
warmer Luft auf der Rückseite des Höhentiefs treten vor allem in der
Südhälfte Deutschlands noch länger andauernde Niederschläge auf. Mit der
in den unteren Schichten auf Nordost drehenden Strömung wird dann aber
zunehmend kalte Luft herangeführt, in der die Niederschläge bis zum
Abend bis in tiefere Lagen in Schnee übergehen. Zwischen der zu dem
Hochdruckrücken korrespondierenden und sich von den Britischen Inseln
bis zum Eismeer erstreckenden Hochdruckzone sowie tiefem Luftdruck über
dem Mittelmeerraum bleibt die nordöstliche Grundströmung am Wochenende
bestehen. Somit gelangt allmählich immer kältere, nach und nach aber
auch weniger feuchte Luft nach Mitteleuropa. Diese neigt meist nur zu
leichten, am ehesten im Luv der ostdeutschen Mittelgebirge vorübergehend
auch zu stärkeren und anhaltenden Niederschlägen, die zunehmend bis ins
Flachland in fester Form fallen.
Zu Beginn der neuen Woche zieht sich der hohe Luftdruck über dem
nordatlantischen Raum etwas nach Westen und Nordwesten zurück. Der
Rücken wird in seinem Südteil einerseits - von Osten her - durch den
über Mitteleuropa westwärts ausgreifenden und mit dem Kaltluftvorstoß in
Zusammenhang stehenden Langwellentrog und andererseits - von Westen her
- durch einen weiteren, sich über dem mittleren Nordatlantik
südwestwärts ausweitenden Langwellentrog zerschnitten. Ob sich in der
zweiten Wochenhälfte auf der Vorderseite atlantischer Tiefdruckgebiete
allmählich wieder mildere Luft durchsetzt oder von Norden her gar
frische arktische Kaltluft nach Mitteleuropa vorstößt, ist noch offen.
|