Während sich das mitteleuropäische Tieflandwetter derzeit nicht so recht
zwischen mildem Herbstwetter und grauem Nasskalt entscheiden kann, hat
sich seit Beginn dieser Woche immerhin in den Mittelgebirgen der Winter
etwas festsetzen können. So lagen am Donnerstagmorgen auf dem Feldberg
im Schwarzwald noch 18, in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb 15 und
auf dem Brocken im Harz 10 cm Schnee. Am Freitag kommen vor allem im
Süden noch ein paar Zentimeter hinzu, bevor sich ab Sonntag das aus der
zweiten Novemberhälfte bestens bekannte Muster einer kräftigen und -
bereits wieder ungewöhnlich - milden Südwestlage einstellt, die
sämtlichen winterlichen Ansätzen ein abruptes Ende bereitet.
Entscheidend für das aktuelle Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa
ist am Donnerstag ein vom isländischen Raum über die Nordsee und
Frankreich nach Süden vorstoßender Höhentrog, der über dem westlichen
Mittelmeer Kontakt zum Relikt eines gealterten Troges aufnimmt. Am Boden
findet sich ein Tiefdruckgebiet mit Zentrum über der westlichen Nordsee,
ein weiteres Tief entsteht auf der Vorderseite des Trogreliktes über dem
Löwengolf. Schwierig gestaltet sich derweil die Frontensuche, da die
thermischen Gegensätze insgesamt nur schwach ausgeprägt sind. Eine
warmfrontähnliche Struktur, die dem Tief über der Nordsee zugeordnet
werden kann, lässt sich am ehesten über Nordostdeutschland erkennen. Die
Kaltfront verläuft am Nachmittag noch über Frankreich südwärts und
erreicht im Laufe des Abends den Westen Deutschlands. Mit gleichzeitiger
Annäherung der Trogvorderseite intensivieren sich dabei die
Niederschläge, die in der postfrontal einfließenden Meereskaltluft in
höheren Lagen allmählich wieder in Schnee übergehen. Während ein über
die Mitte Frankreichs südostwärts ablaufendes Randtief für das Wetter in
Deutschland ohne Bedeutung bleibt, sorgt das über Korsika und Sardinien
bis Freitagmittag zur Adria ziehende Tief für eine Verzögerung der
Kaltfrontpassage im Alpenraum und in abgeschwächter Form auch im Süden
Deutschlands. In gewisser Weise ähnelt die Lage der vom Wochenanfang,
wenngleich solch ergiebige Niederschläge wie am Montag in den Südalpen
dieses Mal nicht in Aussicht stehen. Zum Samstag löst sich das Tief über
der Nordsee auf; zwischen diesem und der zur südlichen Adria wandernden
Zyklone bleibt zunächst aber eine schmale Tiefdruckrinne erhalten, die
sich langsam über Ostdeutschland zum östlichen Mitteleuropa bewegt.
Dahinter schiebt sich ein Keil des Azorenhochs in den Südwesten
Deutschlands vor, dem anfangs noch die Achse des Höhentroges überlagert
ist. Dieser spaltet sich jedoch in zwei Teile auf, wobei der südliche
Part als eigenständiges Höhentief zum zentralen Mittelmeer abtropft und
der Nordteil als kurzwelliger Anteil in einen neuen atlantischen
Langwellentrog integriert wird.
Dieser neue Trog wird bereits ab Samstagmittag für Mitteleuropa
wetterbestimmend, wenn im Anschluss an die kurze Zwischenhochphase eine
auf dessen Vorderseite gelegene Okklusion mit Regen über den Westen
Deutschlands streift. Sie leitet den Zustrom milder Luft ein. Dahinter
etabliert sich an der Südostflanke eines isländischen Zentraltiefs ab
Sonntag eine ausgeprägte Südwestströmung, mit der wiederholt sehr milde
Luft mediterranen Ursprungs nach West- und Mitteleuropa geführt wird.
Eingelagerte Tiefausläufer halten dabei allerdings den wechselhaften
Wettercharakter aufrecht.
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