Kurz vor seinem meteorologisch definierten Beginn am Dienstag hat sich
in den vor allem höher gelegenen Teilen Süddeutschlands und der Alpen
der Winter zu Wort gemeldet. So fielen in den alpennahen Gebieten
Baden-Württembergs und Bayerns die ersten Flocken bis ins Tiefland, in
höheren Lagen zum Teil über 10 cm Neuschnee. Mit ganz anderen Mengen
freilich warteten unsere Schweizer Nachbarn auf. In Disentis im Kanton
Graubünden, auf etwa 1100 Metern Höhe, kamen von Montag früh bis Abend
70 cm Neuschnee zusammen, um 19 Uhr MEZ betrug die Gesamtschneehöhe 80
cm. Auch auf dem Grimselpass in knapp 2200 Metern Höhe wuchs die
Schneedecke um deutlich mehr als einen halben Meter binnen zwölf Stunden
auf insgesamt 102 cm bis zum frühen Abend an. Während in den höchsten
Lagen die Schneedecke eine solide Grundlage für die bevorstehende
Skisaison bilden kann, geht es dem Weiß in den Niederungen mit
steigenden Temperaturen bald wieder an den Kragen.
Kompliziert gestaltet sich die Großwetterlage am letzten Novemberabend
des Jahres über Europa. Im Bereich eines langwelligen und vom Eismeer
bis zum westlichen Mittelmeer reichenden Höhentroges hat sich am Boden
eine ausgeprägte Tiefdruckrinne mit einer ganzen Armada von kleinen
Tiefzentren ausgebildet. Auf der Vorderseite des Höhentroges erstreckt
sich eine Luftmassengrenze von Nord nach Süd über die Osthälfte
Deutschlands und die Alpen hinweg südwärts; sie ging aus der Kaltfront
eines ursprünglich atlantischen und inzwischen in der breit angelegten
Rinne aufgegangenen Tiefdruckgebietes hervor, dem noch immer ein
eigenständiger Kern über der südlichen Nordsee zugeordnet werden kann.
Durch die kräftige südliche Anströmung samt Föhn hat sich nördlich der
Alpen über dem Südosten Bayerns ein Leetief entwickelt, ein weiteres -
und entscheidenderes - Tief entstand am späten Sonntagabend über dem
Löwengolf. Die großräumigen Hebungsvorgänge, die zu den intensiven
Niederschlägen in den Westalpen und in abgeschwächter Form im Süden
Deutschlands führten, sind zum einen durch Warmluftadvektion auf der
Vorderseite dieses Tiefs und zum anderen durch kurzwellige, nach
Nordosten ablaufende Anteile innerhalb des Langwellentroges zu erklären.
Bis Dienstagabend verlagert sich das Tief über Österreich und Tschechien
zur polnischen Ostseeküste. Auf seiner Rückseite kommt die
Luftmassengrenze weiter nach Osten voran, sodass auch im Osten
Deutschlands die dort zunächst noch wetterbestimmende milde durch
kältere Luft polaren Ursprungs ersetzt wird. Parallel dazu wandert auch
der Langwellentrog allmählich ostwärts, ihm folgt von Westen her ein
Hochdruckrücken nach. Absinkprozesse auf der Vorderseite dieses Rückens
- im Bodendruckfeld durch einen bis nach Südskandinavien reichenden
Hochdruckkeil sichtbar werdend - sorgen für allmähliches Abklingen der
Niederschläge und Wetterberuhigung. Bereits am Mittwoch aber bewegen
sich Rücken und Keil über Mitteleuropa hinweg ostwärts und vom
Ostatlantik her nähert sich ein neuer Langwellentrog an. Ihm unterlegen
ist ein zu den Britischen Inseln ziehendes Tief, dessen okkludierendes
Frontensystem noch am Mittwoch den Westen Deutschlands erreicht und am
Donnerstag weite Landesteile überquert haben wird. Damit geht zunächst
in höheren Lagen wieder eine deutliche Milderung einher.
Richtung Wochenende verändert das britische Tief seine Position nur noch
wenig. Mit dem südostwärts vorstoßenden Trog gelangt zumindest wieder
etwas kältere Luft nach Mitteleuropa. Für Winterwetter auch im Flachland
ist das allerdings nicht ausreichend.
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