Wärmerekorde in Teilen Deutschlands und den Alpen, Regenrekorde in
England und Sturm in nahezu ganz West- und Mitteleuropa - die Atmosphäre
hat dieser Tage einiges zu bieten. Am vergangenen Freitag beispielsweise
wurden an sechs deutschen Stationen neue Rekordtemperaturen für Mitte
November, in Stötten auf der Schwäbischen Alb mit +18,7 Grad sogar für
den November insgesamt gemessen. Selbst auf dem 1835 Meter hohen
Wendelstein in den Bayerischen Alpen stieg das Quecksilber auf über +15
Grad - das hatte es dort nach dem 10. November seit Beginn der Messungen
im Jahre 1951 überhaupt noch nicht gegeben. Derweil versinken Teile
Englands - insbesondere der Nordwesten - im Wasser. Besonders schlimm
erwischte es die Grafschaft Cumbria, wo örtlich knapp 400 (!) mm Regen
innerhalb von zwei Tagen fielen. Zur besseren Einschätzung, das ist in
etwa die Hälfte der durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge von
Karlsruhe.
Doch am Montag richteten sich bereits alle Blicke auf ein nach
Südnorwegen ziehendes Sturmtief und dessen südliche Umgebung. Zwischen
diesem Tief und einem ausgedehnten Hoch mit Schwerpunkt über der
Iberischen Halbinsel konnte sich eine lebhafte Westströmung etablieren,
innerhalb derer sich ein kräftiges Randtief von den Britischen Inseln
nach Norddeutschland verlagerte. An der Südflanke dieses Randtief
verschärften sich die ohnehin schon gut ausgeprägten
Luftdruckgegensätze, was zu einer ausgewachsenen Sturmlage in weiten
Teilen Deutschlands führte. Bis 20 Uhr MEZ am Abend wurde die höchste
Böe auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 133 km/h gemessen; 130 km/h und
damit nur unwesentlich weniger waren es zwischen 16 und 17 Uhr MEZ
jedoch auf dem lediglich 557 Meter hohen Weinbiet im Pfälzer Wald. Im
Tiefland verzeichnete Würzburg mit 94 km/h schwere Sturmböen,
Rheinstetten kam immerhin auf 83 km/h. Bis Dienstag früh bewegt sich das
Randtief über die Norddeutsche Tiefebene nach Nordpolen und zum
Baltikum, seine wetteraktive Kaltfront dringt bis zum Morgen etwa bis
zur Donau nach Süden vor. Zwar nimmt der Wind oberhalb der bodennahen
Schichten bis dahin schon wieder deutlich ab, dennoch sind im Umfeld der
Front mit konvektiven Umlagerungen - inklusive einzelner Gewitter -
zumindest noch in der ersten Nachthälfte weiterhin Sturm- und schwere
Sturmböen bis ins Flachland zu erwarten. Am Dienstag bestimmt dann
bereits ein neues und im weiteren Verlauf vor allem wieder für die
Britischen Inseln gefährliches Sturmtief das Wetter in Mitteleuropa. Die
Kaltfront des Randtiefs geht dabei in die Warmfront dieses neuen Tiefs
über und wird im Tagesverlauf über Deutschland nach Nordosten
rückläufig. Massive Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Tiefs
lässt über West- und Mitteleuropa einen kräftigen Hochdruckrücken
entstehen, dessen vorderseitiges dynamisches Absinken zunächst
allerdings durch die Hebungsprozesse infolge der Warmluftadvektion
überkompensiert wird. Erst am Mittwoch, zwischen der nordostwärts
abgezogenen Warm- und der von Nordwesten nachrückenden Kaltfront - also
im Warmsektor des Tiefs - setzt sich vor allem im Süden Deutschlands
vorübergehend schwacher Hochdruckeinfluss durch. In der von Südwesten
eingeströmten milden Luft stehen dann erneut verbreitet zweistellige
Höchsttemperaturen auf der Karte, für ganz so hohe Werte wie am Freitag
reicht es aber nicht. Die Kaltfrontpassage erfolgt von West nach Ost
zwischen Mittwoch Nachmittag und Donnerstag Morgen.
In der zweiten Wochenhälfte nistet sich das Sturmtief bei Schottland
ein. An dessen südlichen Rand entwickeln sich wiederum Randtiefs, die
das Potential für schwere Sturmlagen in Teilen West- und Mitteleuropas
aufrechterhalten. Intensität und genaue Zugbahn solcher Randtiefs sind
aber prinzipiell selbst wenige Tage oder Stunden vor dem erwarteten
Auftreten schwer zu prognostizieren.
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