Schleichend vollzieht sich in diesen Wochen in Mitteleuropa der Übergang
in den Spätherbst, im Nordosten Deutschlands gab der Frühwinter am
Mittwoch ein erstes Stelldichein. Am Rande eines kräftigen
Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt über dem Westen Russlands strömte von
Osten her bodennah kalte Festlandsluft ein, während sich gleichzeitig
von Westen das okkludierte und nur noch zögernd nordostwärts
vorankommende Frontensystem eines Tiefs bei den Britischen Inseln
näherte. So schneite es in einem breiten Streifen etwa zwischen Kiel und
Berlin den ganzen Tag über teilweise kräftig, in Goldberg 13 cm
innerhalb von zwölf Stunden! In Rostock und Greifswald lagen am Abend
jeweils 7, in Westermarkelsdorf auf Fehmarn 1 cm Schnee. Doch weil sich
Anfang November der Winter noch in den seltensten Fällen dauerhaft in
Deutschland behaupten konnte, schmolz die weiße Pracht am heutigen
Donnerstag zum Großteil auch schon wieder weg.
Am Donnerstag Abend liegt erwähnter Tiefausläufer quer über Dänemark und
der südlichen Ostsee und damit außerhalb deutschen Gebietes. Die Reste
des zugehörigen und sich allmählich auflösenden Tiefs haben sich zur
südlichen Nordsee verlagert; in den oberen Stockwerken der Troposphäre
überdeckt ein breiter und langwelliger Höhentrog nahezu ganz West- und
Mittel- sowie Teile Nordeuropas. Ein um das Tiefzentrum schwenkender
Bodentrog sowie die Nähe zur höhenkältesten Luft genügen am Donnerstag
Abend im Nordwesten und Norden Deutschlands noch zur Auslösung
schauerartiger Regenfälle. Am Freitag spaltet sich der Höhentrog in zwei
Teile auf; der Südteil schnürt sich südlich der Alpen vorübergehend zu
einem eigenständigen Höhentief ab, wird aber alsbald größtenteils
zugeschüttet. Übrig bleibt ein kurzwelliger Anteil, der bis Sonntag zum
östlichen Mittelmeer schwenkt. Ein auf der Vorderseite des Troges
respektive Höhentiefs entstehendes Tief sorgt auf dem Balkan für
kräftige Regenfälle. Der Nordteil des Troges bewegt sich im Verlauf des
Freitags nach Nordosten. Von Westen her folgt ein am Donnerstag Abend
noch ausgeprägter Hochdruckrücken nach, der jedoch - von einem neuen,
über die Britischen Inseln und Westeuropa südostwärts vorstoßenden Trog
- im bildlichen Sinne rasch "weggedrückt" und "glattgebügelt" wird.
Zusammen mit dem neuen Trog zieht ein weiteres Tiefdrucksystem zu den
Britischen Inseln, dessen Frontensystem Deutschland am Samstag aber in
bereits gealtertem Zustand - sprich weitestgehend okkludiert - erreicht.
Dahinter gelangt von Westen her ein neuer Schwall erwärmter
Meereskaltluft nach Deutschland.
Wie bereits sein Vorgänger initiiert auch der neue Trog auf seiner
Vorderseite südlich der Alpen eine Zyklogenese; das fertige Tief zieht
am Sonntag vom Golf von Genua zur nördlichen Adria. Es führt zum einen
in Südosteuropa zu weiteren kräftigen Regenfällen und lenkt andererseits
in einem großen Bogen Warmluft nach Norden, die auf die bodennah
nördlich der Alpen weiterhin einströmende Kaltluft aufgleitet. Daraus
resultieren großräumige Hebungs- und in der Folge Niederschlagsprozesse,
wobei es vor allem südlich der Donau ergiebig regnet, in höheren Lagen
schneit. Zu Beginn der neuen Woche schwächt sich das Adriatief ab,
gleichzeitig jedoch wandert das britische Tief über Frankreich südwärts.
Ob über Osteuropa an der Nordspitze des sich auf diese Weise
herausbildenden Tiefdrucksystems ein neues kräftiges Tief über Osteuropa
entsteht, das im weiteren Verlauf einen westlichen Kurs einschlägt, ist
noch unsicher.
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