Wettergefahren - Frühwarnung
Wettergefahren-Frühwarnung - Übersicht

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Das Wetter in Baden-Württemberg

Stand: Donnerstag, 15.10.2009, 15:30 MESZ
(Aktualisierung meist montags und donnerstags)


+++ Schnee und Kälte brechen Rekorde +++


Wetterübersicht Europa
Die bereits seit geraumer Zeit angekündigte frühwinterliche Witterung hat seit Dienstag und Mittwoch in Mitteleuropa Einzug gehalten. Frost und Schnee zum Teil bis in tiefe Lagen gaben der Natur mancherorts einen weißen Anstrich und sorgten für einige beachtenswerte Rekorde. Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, war es mit -18,3 Grad im Oktober noch nie so kalt wie am gestrigen Mittwoch - die Messreihe besteht seit immerhin 109 Jahren! Vor allem auf den Bergen wurden Rekorde für die zweite Monatsdekade gebrochen; ein Beweis dafür, dass es sich wirklich um eine außergewöhnlich kalte Luftmasse handelt und die Kälte nicht zu einem Großteil - wie im Winter öfter zu beobachten - in den Niederungen durch Ausstrahlung in klaren Nächten und über Schnee "vor Ort" produziert wird. Einen seltsamen Beigeschmack hat allerdings der neue Dekadenrekord von Freiburg, der den bisherigen Rekord gleich um mehr als 4 Kelvin unterbot. Dazu muss man wissen, dass die Station Ende 2006 vom Stadtzentrum zum Flugplatz außerhalb davon verlegt wurde, die Messreihe dort aber unter der gleichen Stationsnummer - zumindest formal - unverändert fortgeführt wird.

Zu einem wirklichen Frühwintereinbruch gehört neben Frost aber natürlich auch der Schnee. Dieser fiel besonders in den Nordalpen und in den östlichen Mittelgebirge bereits üppig; in Seefeld im Innsbrucker Land lagen am Mittwoch Morgen auf knapp 1200 Meter Höhe 30 cm. Soviel Schnee hatte es dort im Oktober zuletzt 1972 gegeben. Auf deutscher Seite sticht - abgesehen von der Zugspitze - das Erzgebirge hervor; auf dem Fichtelberg wurden am Donnerstag Mittag 17 cm, im nur rund 800 Meter hoch gelegenen Zinnwald sogar 24 cm gemessen. Selbst Dresden meldete um 14 Uhr 3 cm - so früh im Herbst hatte es dort seit Beginn der Schneehöhenmessung im Jahre 1967 noch nie eine Schneedecke gegeben. Bis Freitag sind in den höheren Lagen der ostdeutschen Mittelgebirge nochmals 20 bis 30 cm Neuschnee zu erwarten. Die Niederschläge werden durch ein kräftiges Tiefdruckgebiet mit Zentrum über Ostpolen und dessen Okklusion ausgelöst, die sich - um den Tiefkern windend - langsam in den Osten Deutschlands vorschiebt. Damit verbunden ist vor allem in höheren Schichten die Zufuhr wärmerer Luft, die auf die relativ dazu gesehen kältere Luft in tieferen Schichten aufgleitet und somit gehoben wird. Das Bodentief über Ostpolen bildet sich auch in der mittleren und oberen Troposphäre durch ein umfangreiches und abgeschlossenes Höhentief ab; demgegenüber steht ein von Südwesteuropa über die Britischen Inseln bis nach Skandinavien reichender Hochdruckrücken, unter dem sich ein Bodenhoch mit Schwerpunkt etwas westlich von Schottland befindet. Zwischen dem Hoch im Westen und dem Tief im Osten bleibt die bodennah nördliche Strömung zunächst erhalten, womit die Niederschläge in den nordseitigen Lagen von Erzgebirge und Alpen am intensivsten ausfallen. Am Freitag zieht an der Nordostflanke von Rücken und Hoch die Kaltfront eines Tiefdrucksystems über dem Nordpolarmeer südostwärts, wobei an der Front auf der Vorderseite eines rasch nachfolgenden Kurzwellentroges und mit Unterstützung des norwegischen Gebirges ein Randtief entsteht. Der Randtrog schwenkt im Tagesverlauf über die Osthälfte Deutschlands nach Österreich und wird in den osteuropäischen Höhentiefkomplex integriert; das Randtief verlagert sich über Nordostdeutschland und Tschechien nach Südpolen und wird ein Bestandteil des sich insgesamt allerdings abschwächenden Tiefs über Polen. Das okkludierende Frontensystem des Randtiefs überquert Deutschland rasch südwärts und führt kurzzeitig etwas wärmere und sehr feuchte Luft heran. Mit ihm gehen großflächige Niederschläge einher, die vorübergehend bis in die höchsten Lagen der Mittelgebirge als Regen fallen.

Am Samstag schwenken auf der Rückseite des zum Baltikum wandernden osteuropäischen Höhentiefs weitere Randtröge über Deutschland südwärts und gestalten den Wetterablauf noch unbeständig. Hinter dem Frontensystem des Randtiefs vom Freitag strömt erneut kältere Luft ein, die Schneefallgrenze sinkt somit wieder deutlich ab. Vor allem in den ostdeutschen Mittelgebirgen muss nochmals mit zum Teil kräftigen Schneefällen gerechnet werden. Am Sonntag und zu Beginn der neuen Woche spaltet sich der Höhentiefkomplex über Osteuropa in zwei Teile auf und verliert allmählich den Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland. Stattdessen schiebt sich der westeuropäische Hochdruckrücken allmählich nach Osten und wird, angetrieben von einer atlantischen Sturmtiefentwicklung, regeneriert. Auf der Vorderseite dieser Sturmzyklone gelangt mit einer auf Südwest drehenden Strömung zur Wochenmitte dann voraussichtlich auch deutlich wärmere Luft nach Mitteleuropa.


Vorhersage Baden-Württemberg für Freitag, 16.10.2009
Heute Nachmittag zeigt sich der Himmel über der Osthälfte Baden-Württembergs weiterhin meist stark bewölkt oder bedeckt, etwas Regen oder Schnee in unbedeutenden Mengen fällt aber nur nahe Bayern. Sonst bleibt es trocken, in Baden gibt es auch längere sonnige Abschnitte. Die Temperaturen liegen am Rhein bei maximal +8, sonst nur zwischen +2 und +6 Grad. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nordwest bis Nord.

In der kommenden Nacht liegen große Teile Württembergs nach wie vor unter einer kompakten Wolkendecke; in Baden verläuft die Nacht zunächst gering bewölkt oder klar, ehe auch dort gegen Morgen stärkere Bewölkung aufzieht. Vor allem auf der Schwäbischen Alb und südöstlich davon kann es gebietsweise etwas schneien, bei Tiefstwerten zwischen -1 und -3 Grad droht dort verbreitet Glättegefahr. Sonst gehen die Temperaturen auf Werte um den Gefrierpunkt zurück.

Am Freitag verdichtet sich die Bewölkung von Nordwesten her und gegen Mittag beginnt es zunächst in Nordbaden, später auch in den übrigen Regionen zu regnen. Die Schneefallgrenze steigt dabei rasch über die höchsten Lagen hinaus an. Im Laufe des Abends verlagert sich der Niederschlagsschwerpunkt in den Süden; es folgen jedoch weitere Schauer nach, die im Schwarzwald oberhalb von 800 bis 1000 Meter dann wieder von Regen in Schnee übergehen. Die Temperaturen steigen auf Höchstwerte zwischen +5 Grad im Südosten und +9 Grad am Rhein. Es weht ein mäßiger bis frischer und böiger, in höheren Lagen stürmischer Wind mit Sturmböen aus Nordwest.

Temperatur-Vorhersage für den Raum Karlsruhe:

Min: 0 °C | Max: +8 °C


Die weiteren Aussichten
Am Samstag fällt in Oberschwaben und im Allgäu noch längere Zeit Regen oder Schnee, die Schneefallgrenze liegt bei etwa 400 Meter. Am Nachmittag lassen die Niederschläge dort allmählich nach. In den übrigen Regionen Baden-Württembergs wechseln sich Sonne und Wolken ab, besonders am Nachmittag gibt es einige Regen-, im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb Schneeschauer.

Am Sonntag hält sich teils stärkere hochnebelartige Bewölkung, teils kommt aber auch öfter die Sonne zum Vorschein. Die etwas besseren Chancen auf Sonne haben dabei die Gebiete entlang des Rheins.

Am Montag scheint abgesehen von lokal zähem Nebel und Hochnebel die Sonne; zur Wochenmitte wird es tendenziell etwas unbeständiger und alles in allem deutlich wärmer. Die Nächte bleiben vorerst aber noch oftmals frostig.

Temperatur-Vorhersage für den Raum Karlsruhe:

Samstag, 17.10.2009:
Min: +3 °C | Max: +9 °C

Sonntag, 18.10.2009:
Min: 0 °C | Max: +8 °C

Montag, 19.10.2009:
Min: -3 °C | Max: +10 °C

Dienstag, 20.10.2009:
Min: 0 °C | Max: +13 °C


Text: CE, http://www.che-wetter.de



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