Eine für Anfang Oktober außergewöhnliche Luftmasse erreichte Teile West-
und Mitteleuropas und damit auch Deutschland am Dienstag und Mittwoch.
Subtropische Warmluft, bis in die obere Troposphäre reich an
Feuchtigkeit, ließ mit hohen Temperaturen und nachfolgend kräftigen
Gewittern in manchen Regionen mehr als nur Erinnerungen an den
inzwischen doch schon seit längerer Zeit zu Ende gegangenen Sommer
aufkommen. Den Spitzenplatz im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes
(DWD) eroberte Müllheim im Markgräflerland mit einer Höchsttemperatur
von +30,9 Grad - so warm wurde es in Deutschland im Oktober bislang noch
nie. Regensburg (+27,0 °C), München/Flughafen (+26,9 °C) und Straubing
(+26,0 °C) stellten neue Oktoberrekorde für ihren Standort auf. An der
alten Messstelle des DWD in Karlsruhe wurden +28,9 Grad verzeichnet; zum
Oktoberrekord aus dem Jahre 1985 fehlten hier aber sechs Zehntel Grad.
Nicht minder beeindruckend waren die in der Nacht zum Donnerstag
beobachteten Regenmengen. Teilweise von Blitz und Donner begleitet
fielen auf deutscher Seite in einem Streifen von Nordrhein-Westfalen bis
nach Nordbrandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verbreitet zweistellige
Mengen innerhalb von zwölf Stunden - bis 51 mm in Bückeburg bei
Hannover. In Ell an der belgisch-niederländischen Grenze waren es sogar
60 mm.
Im äußersten Norden Deutschlands freilich bekam man von den sommerlichen
Verhältnissen weiter im Süden am Mittwoch nur wenig mit, dort bestimmten
viele Wolken und Höchstwerte um +15 Grad das Wetter. Nach und nach setzt
sich diese kühle Luft nun auch im Süden durch. Die Grenze zwischen der
kühleren Luft im Norden und Resten der subtropischen Warmluft im Süden
verläuft am Donnerstag Abend quer über fast ganz Europa vom Norden der
Iberischen Halbinsel über die Mitte Frankreichs etwa entlang der
Mainlinie über Deutschland hinweg bis weit nach Russland hinein und
mündet schließlich in einem kräftigen Tiefdruckgebiet mit Zentrum über
dem Weißen Meer. Südlich der Luftmassengrenze fällt in Südbaden und
südlich der Donau verbreitet Regen - hier spielt wohl ein aus einem
westeuropäischen Höhentrog herauslaufender kurzwelliger Troganteil eine
entscheidende Rolle -, die Luftmassengrenze selbst macht sich derweil
weiter nördlich mit einzelnen kräftigen Schauern bemerkbar. Am Freitag
schwenkt eben jener westeuropäische Trog unter Verkürzung seiner
Wellenlänge als Ganzes ostwärts, gleichzeitig verlagert sich ein
Zwischenhoch über den Norden und die Mitte Deutschlands Richtung Polen.
Die Luftmassengrenze verweilt über dem Süden und wird, mit einer an der
Südwestflanke des abwandernden Zwischenhochs auf Südost rückdrehenden
Strömung, sogar wieder nach Norden rückläufig. Unterdessen nähert sich
von Westen her bereits das nächste Frontensystem an. Geknüpft an einen
markanten Kurzwellentrog erreicht es Freitag Abend den Westen der
Bundesrepublik. Zwischen dem zugehörigen Tief mit Zentrum südwestlich
von Island und einem auf der Vorderseite des westeuropäischen Troges
noch am Donnerstag über dem Löwengolf entstandenen Tief formiert sich
dabei am Boden eine breit angelegte rinnenartige Struktur. Mit Passage
von Frontensystem, Kurzwellentrog und Tiefdruckrinne sind am Samstag von
West nach Ost zum Teil kräftige, nach Süden hin - wo Reste der alten
Subtropikluft mit einbezogen werden - auch schauerartig verstärkte und
gewittrige Regenfälle zu erwarten. Zum Sonntag etabliert sich vor
Westeuropa ein stabiles Hochdruckgebiet, das Kontakt zum grönländischen
Kältehoch aufnimmt. Entsprechend erstreckt sich dann in höheren
Luftschichten ein ausgeprägter Rücken von Nordwestafrika bis in den
grönländisch-isländischen Raum. An der Nordostflanke des Rückens läuft
ein weiterer Höhentrog südostwärts ab, korrespondierend dazu zieht ein
neues Tief über die Nordsee und Dänemark nach Polen. Warm- und Kaltfront
dieses Tiefs überqueren Deutschland in rascher Folge von West nach Ost
und tragen zusammen mit einem spürbar auffrischenden Wind zum zweiten
Teil des nasskühlen Wochenendwetters bei.
Zwischen dem Hoch im Westen einer- und dem sich weiter nach Osten
bewegenden Tief andererseits wird zu Beginn der neuen Woche mit einer
nördlichen Strömung Kaltluft nach Süden geführt. Die genaue Ausprägung
des Kaltluftvorstoßes ist zwar noch unsicher, wahrscheinlich wird
Mitteleuropa davon aber nur am Rande gestreift. Nichtsdestotrotz stellt
sich zunehmend herbstlich kühles Wetter ein mit steigender Gefahr von
ersten leichten Nachtfrösten.
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