Unspektakulär, ruhig und so gar nicht passend zum allgemein gängigen
Klischee begann am Dienstag der kalendarische Herbst in Mitteleuropa.
Statt Regen, Sturm und kühlen Temperaturen dominierten Sonne, Wärme und
hoher Luftdruck. Vor allem im Westen und Süden Deutschlands konnten
diese Woche örtlich weitere Sommertage - also Tage mit einer
Höchsttemperatur von mindestens +25,0 Grad - in die Statistikbücher
eingetragen werden; am Mittwoch unter anderem in Rheinstetten (+25,3
°C), Mannheim (+25,1 °C) und Lahr (+25,0 °C), aber auch in Regensburg
(+25,1 °C). Die Kehrseite des trockenen und warmen Wetters sind niedrige
Pegelstände an immer mehr Flüssen. Der Rheinpegel in Maxau lag am
Donnerstag Abend bei nur 3,66 Meter, das sind 1,38 Meter unter Normal.
Vorhersagen gehen bis Mitte nächster Woche von weiter sinkenden
Pegelständen aus. Hauptgrund dafür ist natürlich der fehlende
Niederschlag, in Rheinstetten zum Beispiel fielen im September bislang
nur 24 Prozent der sonst üblichen Monatsmenge.
An diesem Wert wird sich auch in den kommenden Tagen nur wenig ändern.
Mitteleuropa liegt am Rande eines umfangreichen Hochdruckgebietes mit
Schwerpunkt wenige hundert Kilometer südwestlich der Britischen Inseln,
das einen Keil bis nach Osteuropa vorschiebt. Dieses Hoch bildet sich
auch auf den Höhenwetterkarten in Form hohen Geopotentials ab, nördlich
davon schließt die von Neufundland über den Nordatlantik und Nordeuropa
ostwärts verlaufende Frontalzone an. Anders als in Bodennähe jedoch
bleibt das Gebiet hohen Geopotentials auf den Ostatlantik und
Südwesteuropa beschränkt, über Mitteleuropa schwenken innerhalb der
Frontalzone wenig wetterwirksame Kurzwellentröge südostwärts. Ein
solcher Trog überquert am Donnerstag Abend und in der Nacht zum Freitag
die Alpen, an diesen sind hauptsächlich hohe und mittelhohe Wolkenfelder
geknüpft. Ein zweiter, unmittelbar nachfolgender Kurzwellentrog stützt
im Bereich einer etwa entlang der Mainlinie quer über Deutschland
liegenden und bis Freitag Mittag zu den Alpen vorankommenden Kaltfront
schwache Hebungsprozesse, sodass in deren Umfeld aus dichter Bewölkung
stellenweise etwas Regen fällt. Hinter der Front wird mit einer
nordwestlichen bis nördlichen Strömung kühle Meeresluft vor allem in den
Norden Deutschlands geführt, die sich unter zunehmendem
Hochdruckeinfluss am Freitag und Samstag rasch wieder erwärmt und sich
im Süden somit kaum bemerkbar macht. Doch auch in diesem Fall stellen
sich die Vorgänge in den höheren Schichten der Troposphäre zunächst
anders als am Boden dar; geht aus einem dritten Kurzwellentrog am
Freitag über der Mitte Deutschlands doch ein kleines Höhentief hervor,
das bis Sonntag langsam gen Südwesten wandert. Es ist Bestandteil eines
Gebietes mit relativ gesehen niedrigen Geopotential zwischen dem
Höhenhoch über dem Ostatlantik und einem weiteren Höhenhoch über
Osteuropa. Erst im Laufe des Sonntags werden auch aus der
langgestreckten Hochdruckzone am Boden zwei eigenständige
Hochdruckzellen, deren Schwerpunkte etwa mit denen der beiden Höhenhochs
übereinstimmen. Dazwischen etabliert sich längs über Mitteleuropa eine
flache Tiefdruckrinne, die Luft dürfte aber nur im Süden Deutschlands
feucht genug für größere konvektive Umlagerungen sein.
Zu Beginn der neuen Woche stößt ein Langwellentrog über Mittel- und
Osteuropa weit nach Südosten vor. Die Kaltfront des korrespondierenden
Bodentiefs zieht am Montag und Dienstag rasch von Nord nach Süd über
Deutschland hinweg. Ihr folgt ein Schwall kalter Meeresluft nach, der
den Südwesten des Landes voraussichtlich aber lediglich streift.
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