Nahezu makelloses Sommerwetter hat Mitteleuropa in diesen Tagen zu
bieten. Vielerorts erreichte die Anzahl der Sonnenstunden am Mittwoch
zweistellige Werte, im Norden bis 15 Stunden. Gleichwohl wurde die
Schwelle zu einem heißen Tag, die +30-Grad-Marke, nur ganz vereinzelt
überschritten. Im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes waren
Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt (+29,3 °C) und Tönisvorst in
Nordrhein-Westfalen (+29,2 °C) die wärmsten Orte. Doch auch in dieser
Woche gab es - wie so häufig im bisherigen Sommerverlauf - schon
unwetterartige Ereignisse. In Teilen Österreichs fielen bis Mittwoch
Morgen über 100 mm Regen binnen 48 Stunden, im slowenischen Maribor
sogar 142 mm. Entsprechend kam es einmal mehr zu Überschwemmungen und
Murenabgängen; der kleine Ort Hatzendorf östlich von Graz in der
Steiermark meldete innerhalb weniger Wochen schon zum dritten Mal "Land
unter".
Kräftige Regenfälle und Gewitter werden auch am Wochenende wieder ein
Thema. Zuvor jedoch bestimmt am Donnerstag noch ein umfangreiches
Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Skandinavien das Wetter in Nord-
und Mitteleuropa. In der mittleren und oberen Troposphäre erstreckt sich
korrespondierend dazu ein mächtiger Hochdruckrücken vom westlichen
Mittelmeer über Deutschland, Dänemark und Norwegen hinweg bis nach
Spitzbergen. Ihm stehen Langwellentröge über Osteuropa und dem östlichen
Nordatlantik gegenüber. Aus letzterem herauslaufende kurzwellige Anteile
branden gegen den Rücken an, machen sich zunächst aber nur durch lose
Wolkenfelder bemerkbar. Am Freitag verschiebt sich der Rücken ein wenig
nach Osten und schwächt sich bereits etwas ab. Somit kann ein über
Südfrankreich entstandenes flaches Hitzetief auf Ostfrankreich, Benelux
und den Westen Deutschlands übergreifen. Mit einer in den unteren
Schichten von Ost auf Süd und Südwest drehenden Strömung wird sodann
noch etwas wärmere, in erster Linie aber deutlich feuchtere Luft
herangeführt. Erste stärkere konvektive Entwicklungen in Form einzelner
Schauer und Gewitter sind im Bereich der Rinne im Tagesverlauf im
äußersten Westen und Südwesten zu erwarten - speziell über den
Mittelgebirgen, wo die Orographie zusätzliche Hebungsimpulse liefert. In
der Nacht zum Samstag verlagert sich die Tiefdruckrinne zur Mitte
Deutschlands; im Westen sorgen weitere, nordostwärts schwenkende
Kurzwellentröge im Vorfeld der Kaltfront in verstärktem Maße für
großräumige Hebungsprozesse, die in der instabil geschichteten Warmluft
Schauer und Gewitter auslösen. Am Samstag wird der Rücken weiter
abgebaut, gleichzeitig der westeuropäische Langwellentrog von Westen her
regeneriert. Über Mitteleuropa bleibt damit eine südwestliche
Höhenströmung erhalten, in der die darin eingebettete Front eine
quasistationäre Lage annimmt und nur sehr zögernd nach Südosten
vorankommt. Konvektive Umlagerungen konzentrieren sich auf einen
Streifen längs der Mitte und auf den Süden Deutschlands, der Achse der
wärmsten und feuchtesten Luft in der unteren Troposphäre folgend.
Am Sonntag und Montag verkürzt der Nordteil des Troges über Frankreich
seine Wellenlänge und setzt sich nordostwärts in Bewegung, der Südteil
zeigt über der Iberischen Halbinsel Abschnürungstendenzen. Ein sich auf
der Trogvorderseite über Südfrankreich neu formierendes Bodentief zieht
über die Mitte Deutschlands hinweg, auf seiner Rückseite überquert die
Kaltfront bis Dienstag voraussichtlich den größten Teil des Landes. Sie
tauscht die schwülwarme Luftmasse gegen kühlere Meeresluft aus.
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