Mindestens acht Tote, viele Verletzte und Schäden in Millionenhöhe - so
liest sich eine erste Bilanz der Unwetter, die am Mittwoch und vor allem
am Donnerstag über Mitteleuropa hinwegzogen. Am schlimmsten getroffen
wurden dabei am Donnerstag Abend Südpolen und Tschechien, wo eine
mehrere hundert Kilometer lange Gewitterlinie verbreitet schwere
Sturmböen hervorbrachte. Hagelkörner mit Durchmessern bis 5 cm richteten
in der Schweiz und Österreich Schäden an. In Deutschland wüteten die
Gewitter zunächst besonders in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, am
Donnerstag Nachmittag dann in Südbaden sowie in Nieder- und Oberbayern.
An der eigentlichen Luftmassengrenze wurde am Abend schließlich auch
noch die Mitte bedient; in Bad Hersfeld fielen 46 mm Regen innerhalb von
sechs Stunden.
Mit Durchzug der Luftmassengrenze wurde die sehr warme, über
Südosteuropa sogar ungewöhnlich heiße Subtropikluft nach Südosten
abgedrängt. Am Freitag Mittag erstreckt sich die Grenze etwa von
Gibraltar über Südfrankreich und die Alpen hinweg bis nach Ungarn, in
den Westen der Ukraine und nach Weißrussland, wo bis einschließlich
Samstag weitere schwere Gewitter zu erwarten sind. Dagegen hat sich in
West- und Mitteleuropa kühlere, aber noch immer mäßig warme Meeresluft
durchgesetzt. Dreh- und Angelpunkt ist ein umfangreicher und den
kompletten Nordatlantik überdeckender Höhentrog, dessen steuerndes
Zentrum sich in Form eines eingebetteten Höhentiefs bei Island befindet.
Um dieses Höhentief laufende Randtröge greifen in regelmäßigen Abständen
auf Mitteleuropa über und führen zu großräumigen Hebungsvorgängen. Mit
einem solchen Randtrog, der mittlerweile über Südskandinavien angekommen
ist und dort die Bildung eines Bodentiefs in Gang gesetzt hat, wurde am
Donnerstag Abend die Luftmassengrenze nach Südosten gedrückt. Die
Hauptachse des Langwellentroges liegt indes noch über Westeuropa und
schwenkt - aufgespalten in einen etwas vorauseilenden südlichen und
einen nachfolgenden nördlichen Teil - am Freitag Abend und Samstag
Vormittag über Deutschland ostwärts. Rückseitig davon wird zwischen
einem sich ostwärts vorschiebendem Keil des Azorenhochs und dem über
Skandinavien neu entstandenen Tief mit einer nordwestlichen Strömung vor
allem in den Norden Deutschlands ein Schwall sehr kühler Meeresluft geführt.
Derweil formiert sich über dem mittleren Nordatlantik ein neuer
Langwellentrog, Warmluftadvektion vor einem kräftigen Tief westlich der
Britischen Inseln lässt über West- und Mitteleuropa im Laufe des
Samstags einen Hochdruckrücken aufsteilen. Großräumiges Absinken auf
dessen Vorderseite lösen aus dem Azorenhochkeil eine eigenständige
Hochdruckzelle ab, die am Sonntag vorübergehend genau über Deutschland
zum Liegen kommt. Zu Beginn der neuen Woche wandern Bodenhoch und Rücken
aber bereits wieder ostwärts ab, von Westen her nähert sich die
Vorderseite des neuen Langwellentroges an. Somit dreht die Strömung
zurück auf Südwest und lenkt erneut feuchtwarme Luft heran. Das Tief bei
den Britischen Inseln positioniert sich bis Mitte der Woche als
Zentraltief etwas westlich der Färöer, seine Kaltfront überquert
Deutschland in der Nacht zum Dienstag. Im weiteren Verlauf bis zur
Wochenmitte setzt sich rasch wieder Hochdruckeinfluss durch.
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