Eine markante Kaltfront zog am vergangenen Freitag über West-, Mittel-
und Teile Osteuropas hinweg. Die im Vorfeld erwarteten schweren Gewitter
blieben zwar weitestgehend aus; dafür fiel vor allem in den Alpen
kräftiger Niederschlag. In Lugano im Schweizer Kanton Tessin
beispielsweise kamen innerhalb von 48 Stunden bis Samstag Morgen 187 mm
und damit fast eineinhalb mal soviel Niederschlag zusammen wie sonst im
ganzen Monat Juli. Intensive Verdunstungsabkühlung ließ die
Schneefallgrenze in den Nord- und Zentralalpen örtlich bis rund 1500
Meter Höhe sinken, sodass sich manch höher gelegene Ortschaft am Samstag
mitten im Hochsommer in winterlichem Weiß präsentierte. Auf der
Zugspitze fielen bis Sonntag Morgen 45 cm Neuschnee in 24 Stunden - das
hatte es im Juli seit 1981 nicht mehr gegeben. Dabei kann man sich ja
durchaus mal die Frage stellen, ob dieser Schnee noch der alten oder
doch schon der neuen Wintersaison zugerechnet werden muss ...
Am Südrand eines hochreichenden Tiefdruckkomplexes mit Zentrum über
Südskandinavien schwenkte am Montag innerhalb einer recht strammen
westlichen Strömung ein vorerst letzter Randtrog über Mitteleuropa
hinweg. Auf der Vorderseite eines sich über dem östlichen Nordatlantik
neu formierenden Langwellentroges lässt kräftige Warmluftadvektion einen
Hochdruckrücken entstehen, dessen Achse Dienstag Mittag direkt über
Deutschland zum Liegen kommt. Die vordere Begrenzung des
Warmluftvorstoßes wird markiert durch zwei Warmfronten - zum einen der
des sich unmittelbar unter dem Trog befindlichen Bodentiefs, das am
Dienstag über Irland erwartet wird; und zum anderen der eines flachen
Randtiefs davon, das über Nordfrankreich gen Benelux zieht. Die erste
Warmfront - also die des steuernden Tiefs bei den Britischen Inseln -
überläuft den Rücken und sorgt bereits in der Nacht zum Dienstag über
der Mitte Deutschlands für dichte Wolken und etwas Regen. Hinter der
zweiten Warmfront, die im Laufe des Dienstags Deutschland von Südwest
nach Nordost überquert, strömt mit einer sich intensivierenden
südwestlichen Strömung sehr warme und - wie aus jüngster Vergangenheit
hinlänglich bekannt - feuchte Luft subtropischen Ursprungs ein. Unter
dem Hochdruckrücken herrscht jedoch zunächst noch großräumiges Absinken,
sodass stärkere konvektive Umlagerungen unterdrückt werden. Erst mit
Annäherung eines kurzwelligen Anteils des ostatlantischen Höhentroges
sowie der Kaltfront des sich zur Nordsee verlagernden und dann nur noch
als flache Welle erkennbaren Randtiefs sind gegen Abend im Nordwesten
erste Schauer und Gewitter zu erwarten. Am Mittwoch greift die Kaltfront
des britischen Tiefs langsam von Nordwesten her auf Deutschland über,
kommt aufgrund ihrer fast höhenströmungsparallelen, von Südwest nach
Nordost ausgerichteten Lage aber vorerst kaum südostwärts voran und
neigt zur Wellenbildung. Im Bereich dieser Wellen sowie durch in die
Strömung eingestreute Kurzwellentröge werden großräumige Hebungsprozesse
initiiert, die in der potentiell labil geschichteten Warmluft zum Teil
kräftige Schauer und Gewitter auslösen.
Eine dieser Wellen könnte sich am Donnerstag zu einem überaus kräftigen
Randtief entwickeln und mit entsprechend unwetterartigen
Wettererscheinungen quer über die Mitte Deutschlands hinwegziehen.
Dieses Szenario muss allerdings noch mit mehr als nur einem Fragezeichen
versehen werden. Nahezu sicher dagegen erscheint, dass sich der
Langwellentrog in der zweiten Wochenhälfte unter Verkürzung seiner
Wellenlänge ostwärts in Bewegung setzt. Damit schreitet auch die
Kaltfront beschleunigt nach Südosten voran und verdrängt die sehr warme,
Richtung Südeuropa sogar außergewöhnlich heiße Luft. Dahinter schiebt
sich zum Wochenende ein Keil des Azorenhochs zumindest in den Süden
Deutschlands vor.
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