Die laufende 29. Kalenderwoche steht in Mitteleuropa ganz im Zeichen
heftiger Regenfälle und Gewitter. 52 mm fielen in der Nacht zum Dienstag
im südpfälzischen Germersheim, 69 mm waren es in der darauffolgenden
Nacht in Beznau im Schweizer Kanton Aargau. So ganz und gar nicht passte
da eigentlich der heutige Donnerstag mit viel Sonnenschein und
hochsommerlichen Temperaturen ins Bild, waren solche Tage doch selbst im
bisherigen Sommerverlauf eher rar gesät. Dass die Regel aber auch in
diesem Fall ohne Ausnahme bestätigt wird, zeigen der Freitag und das
Wochenende.
Auf der Vorderseite eines ausgeprägten ostatlantischen Langwellentroges
liegen West- und Mitteleuropa nach wie vor unter einer recht lebhaften
südwestlichen Höhenströmung. Warmluftadvektion hat dabei am Mittwoch zur
Aufwölbung eines flachen Hochdruckrückens innerhalb dieser Strömung
geführt, Absinken an der Nordostflanke desselbigen und der damit
verbundene Druckanstieg am Boden resultierten in einer Bodenhochzelle
über dem Alpenraum. In den kommenden 24 Stunden fokussiert sich das
Geschehen aber voll und ganz auf den allmählich ostwärts vorankommenden
Trog. Unmittelbar vor dessen prägnanter Spitze befindet sich über dem
Ärmelkanal ein zunächst noch recht seichtes Tief in allerdings äußerst
entwicklungsförderlicher Position. Bis Freitag Mittag vertieft es sich
um etwa 15 hPa zu einem sommerlichen Sturmtief und zieht dabei zur
südlichen Nordsee. Der Höhentrog selbst wandelt sich über Südengland zu
einem abgeschlossenen Höhentief um, die Haupttrogachse spaltet sich in
mehrere Teilachsen auf. Die erste dieser Achsen erreicht ohne größere
Wetterwirksamkeit bereits in der Nacht zum Freitag den Westen und
Südwesten Deutschlands. Zusammen mit einer weitaus markanteren Achse
trifft die Kaltfront des Tiefs am Morgen und frühen Vormittag ein. Rasch
überquert diese die Westhälfte Deutschlands und erstreckt sich am
Nachmittag längs über die Mitte des Landes. Durch ungehinderte
Sonneneinstrahlung im präfrontalen Bereich erhöht sich bis zum
Nachmittag der Temperaturkontrast im Umfeld der Front. Etwa von
Schleswig-Holstein über Sachsen bis nach Bayern, später auch
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erfassend, bildet sich eine
bodennahe Tiefdruckrinne aus, entlang derer die heftigsten Gewitter mit
Unwetterpotential zu erwarten sind. Derweil wird das Höhentief in die
Länge gezogen - sprich der südliche Teil weitet sich als scharfer
Randtrog zu den Alpen und nach Norditalien aus. Hebungsprozesse auf der
Vorderseite dieses Randtroges führen am Nachmittag über der Schweiz
voraussichtlich zur Bildung eines oder mehrerer großer und aufgrund der
potentiell instabil geschichteten Luft von Gewittern durchsetzten
Regengebieten. Sie verlagern sich am Abend über den Südosten
Baden-Württembergs und Bayern nach Nordosten. Im Westen Deutschlands
macht sich dagegen schon deutlich kühlere Luft bemerkbar, dort ist
hinsichtlich Gewitter das Gröbste bereits am Mittag überstanden.
Am Samstag zieht die Kaltfront endgültig nach Tschechien und Polen ab,
hinter ihr ersetzt spürbar kältere - für Juliverhältnisse sogar
empfindlich kalte - Meeresluft die sehr warme Luft subtropischen
Ursprungs. In den Alpen muss während der Nacht oberhalb von rund 1500
Meter mit kräftigen Schneefällen gerechnet werden. Am Rande des über der
Nordsee quasistationär werdenden Boden- wie Höhentiefs schwenken mit
einer lebhaften Westströmung weitere Kurzwellentröge rapide über West-
und Mitteleuropa ostwärts und sorgen für einen wechselhaften
Wettercharakter. In der Nähe des Tiefzentrums regnet es in Schottland
und im Osten Englands anhaltend und ergiebig. Zu Beginn der neuen Woche
schwächt sich der Tiefdruckkomplex ab und wandert gen Südskandinavien;
vor allem im Süden Deutschlands setzt sich Hochdruckeinfluss durch. Über
dem Ostatlantik bringt sich unterdessen der nächste Langwellentrog in
Stellung, womit die Strömung über West- und Mitteleuropa allmählich
wieder auf Südwest zurückdreht und deutlich wärmere - aber weiterhin
auch feuchte - Luft herantransportiert.
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