Am Rande eines südskandinavischen Tiefdrucksystems hat diese Woche kühle
und ursprünglich polare Luft den Weg nach West- und Mitteleuropa
gefunden. Die zuvor wetterbestimmende, sommerlich warme Luft ist weit
nach Südosten abgedrängt worden und inzwischen von Nordafrika über das
östliche Mittel- und Schwarze Meer bis in die östliche Ukraine und den
Süden Russlands anzutreffen. Im Übergangsbereich zwischen der warmen
Luft im Osten und der kühleren Luft im Westen hat sich am Mittwoch über
Osteuropa ein Tiefdruckgebiet entwickelt, das unter rascher
Intensivierung nordwärts zog und am Donnerstag Abend mit einem Kerndruck
von unter 990 hPa über der nördlichen Ostsee liegt. In seinem Umfeld
sind kräftige Regenfälle und Gewitter im Gange; zwischen Mittwoch Abend
und Donnerstag früh fielen beispielsweise auf Utö, einer finnischen
Insel rund 40 Kilometer südlich des Festlandes, 69 mm Niederschlag
innerhalb von zwölf Stunden.
Für Deutschland interessant wird in den nächsten Stunden jedoch der
zweite, westliche Kern des dipolartigen Tiefdrucksystems. Dieses vor
allem in der oberen Troposphäre ausgeprägte Zentrum bewegt sich bis
Freitag Mittag von Südnorwegen über die nördliche Nordsee und Dänemark
zur Ostsee. Das Tief am Boden verliert seinen Kern, übrig bleibt ein
recht scharfer und nach Süden weisender Bodentrog. Entsprechend nehmen
die Luftdruckgegensätze auf engem Raum zu, sodass zunächst im
Nordwesten, im Laufe des Freitags dann auch in der Mitte Deutschlands
mit starken bis stürmischen Böen - an der Nordsee Sturmböen - gerechnet
werden muss. Massive Warmluftadvektion erzeugt einen großräumigen
Hebungsantrieb und daraus resultierend ein Regengebiet, das in der Nacht
zum Freitag auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Dabei handelt es
sich quasi um die rückwärtig um das Tief gebogene Okklusion. Mit der
Ostverlagerung von Höhentief und Bodentrog kommt diese weiter nach Osten
und Süden voran, weitgehend unberührt davon bleibt der Südwesten
Deutschlands. Dort macht sich besonders gegen Abend bereits der Einfluss
eines Hochs über Südwesteuropa bemerkbar, der sich am Samstag weiter
kräftigt. Der skandinavische Tiefdruckkomplex füllt sich auf, der
Höhentrog spaltet sich in zwei Teile; der südliche Teil tropft als
eigenständiges Höhentief Richtung Südosteuropa ab, das nördliche Segment
wird unter Abschwächung nordostwärts gesteuert.
Auf der Vorderseite eines von Westen nahenden Hochdruckrückens wandert
das Bodenhoch mit seinem Schwerpunkt bis Sonntag zu den Alpen. Zwischen
dem Hoch und einem neuen Tiefdrucksystem bei den Britischen Inseln,
respektive zwischen dem mit seiner Achse bereits zum östlichen
Mitteleuropa gerichteten Rücken einer- und dem zu dem Tiefdrucksystem
korrespondierenden Höhentrog andererseits, dreht die Strömung über
Mitteleuropa zum Sonntag auf Südwest. Dabei überquert zunächst das
okkludierende Frontensystem des atlantischen Tiefs Deutschland von West
nach Ost. Anfang nächster Woche gräbt sich der Höhentrog vor der
westeuropäischen Küste weit nach Süden ein, im Gegenzug steilt der
Rücken auf. Somit gelangt aus niederen Breiten zunehmend subtropisch
warme bis heiße, zugleich aber auch feuchte Luft nach West- und
Mitteleuropa.
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