Tropischen Charakter weist das Wetter diese Woche in großen Teilen
Europas auf. Hohe Temperaturen, große Schwüle und zahlreiche Gewitter
findet man prinzipiell von den Britischen Inseln bis nach Polen und von
Südskandinavien bis nach Griechenland. Davon ausgenommen bleibt
natürlich auch Deutschland nicht. Am gestrigen Mittwoch, dem bislang
heißesten Tag dieser Witterungsphase, zeigte das Thermometer zum
Beispiel in Öhringen +31,3 °C an. Signifikant kühler war es nur in den
höchsten Lagen der Mittelgebirge sowie an Nord- und Ostsee, wo der Wind
vom kühlen Wasser blies. Bunt und täglich unterschiedlich verteilt
stellen sich auf den Niederschlagskarten die Meldungen mit großen
zweistelligen Mengen dar. Herausragend dabei sicher die 57 mm, die am
Mittwoch Spätnachmittag binnen einer Stunde im brandenburgischen Coschen
gemessen wurden - bereits am Dienstag waren dort 41 mm gefallen. Aus
baden-württembergischer Sicht müssen die 45 mm von Mannheim am Dienstag
erwähnt werden, die sich über einen Zeitraum von maximal sechs Stunden
summierten. Maximal deshalb, weil die einstündigen Mengen nach einem
Stromausfall in der Wetterstation infolge eines Blitzeinschlages nicht
vorliegen.
Unverändert lagert auch am Donnerstag und Freitag feuchtwarme Luft über
Mitteleuropa, die mangels klarer Strömungsverhältnisse sowohl am Boden
als auch in höheren Schichten der Troposphäre - etwas rustikal
formuliert - im eigenen Saft brät. Dabei reicht ein Hochdruckrücken von
Marokko über Ostspanien und die Mitte Frankreichs bis zum Eismeer,
während über Osteuropa relativ gesehen dazu tiefes Geopotential
vorherrscht. Die Gewittertätigkeit konzentriert sich damit auf die
Südosthälfte Deutschlands und generell den osteuropäischen Raum,
Richtung Nordwesten treten in der etwas trockeneren Luft nahe des
Rückens dagegen kaum Schauer auf. Am Boden korrespondiert zu dem Rücken
ein Hochdruckgebiet, das sich in länglicher Form von Nordostgrönland bis
nach Benelux erstreckt, in seinem Südteil dominiert eine vergleichsweise
flache Druckverteilung. Über dem mittleren Nordatlantik weist ein
Höhentrog südwärts, der ab dem Wochenende für Mitteleuropa gesteigerte
Bedeutung erlangt. In mehreren Etappen beendet er die erste wirkliche
Hitzewelle des Sommers und leitet den Übergang zur einer deutlich
kühleren und wechselhaften Episode ein. Dabei spaltet sich der Trog in
zwei Teile auf; der südliche Teil, ein umfangreiches Höhentief,
positioniert sich am Freitag zunächst knapp westlich der Britischen
Inseln. Entsprechend verschiebt sich auch der Hochdruckrücken unter
Abschwächung einige hundert Kilometer nach Osten. Am Boden formiert sich
- ausgehend von der flachen Druckverteilung über Frankreich - eine
Tiefdruckrinne, die von den Britischen Inseln über Benelux und die Mitte
Deutschlands hinweg bis ins südöstliche Mitteleuropa verläuft. Diese
Rinne bewirkt ein bodennahes Zusammenströmen der Luft, sodass sich zum
einen die sehr feuchte Luft aus Osteuropa weiter nach Westen, zum
anderen ebenfalls feuchte Luft von Frankreich her ostwärts ausbreiten
kann. Am Abend erreicht zudem ein kurzwelliger Anteil des atlantischen
Trogsystems den Westen Deutschlands und sorgt für eine dynamische
Hebungskomponente.
Am Samstag umläuft der Kurzwellentrog den Rücken und schwenkt über
Deutschland ostwärts. An ihn gekoppelt ist eine erste schwache
Kaltfront, die sich im thermischen Feld jedoch kaum abbildet und somit
auch noch zu keinem merklichen Temperaturrückgang führt. Allerdings kann
entlang dieser Front ein Maximum der Gewittertätigkeit erwartet werden.
Am Sonntag schwenken weitere kurzwellige Tröge ostwärts; die eigentliche
Kaltfront, mit der die feuchtwarme Gewitterluft nach Südosten abgedrängt
wird, überquert Deutschland am Montag. Das britische Höhentief zieht gen
Nordosten und schließt sich einem ausgeprägten Trog über Skandinavien
an, gleichzeitig etabliert sich auch am Boden ein Tief mit seinem
Zentrum über Südskandinavien. An dessen Südwestflanke gelangt bis Mitte
kommender Woche Schritt für Schritt immer kühlere Luft nach Mitteleuropa.
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