Zu seinem kalendarischen Auftakt am gestrigen Sonntag legte der Sommer
2009 in Mitteleuropa - gemessen an den gemeinhin an einen Sommer
gerichteten Erwartungen - einen nahezu perfekten Fehlstart hin.
Spitzenreiter bei den Höchsttemperaturen in Deutschland war Regensburg
mit mühevollen +21,9 °C - gefolgt von Rheinstetten mit +20,5 °C sowie
einigen Stationen im Osten des Landes und Lahr mit jeweils +20,4 °C. Die
höheren Lagen der Mittelgebirge verharrten teilweise im einstelligen
Bereich. Dazu gingen verbreitet immer wieder Schauer und kurze Gewitter
nieder, die örtlich ganz veritable Niederschlagsmengen zustande brachten
(z. B. Trier 11 mm bis zum Abend binnen zwölf Stunden). Und da zu einem
vollends verpatzten Sommerbeginn schließlich auch noch Schnee gehört,
rieselten in den Alpen zum Teil bis unter 2000 Meter herab Flocken. Nach
einem ebenfalls reichlich frischen Wochenstart kommt die sommerliche
Wärme in der zweiten Wochenhälfte dann ausgerechnet von dort, woher man
sie eigentlich nicht vermutet - nämlich aus Osten.
Zunächst aber bestimmt noch der seit letzten Freitag weit nach Süden
vorgestoßene Höhentrog das Wettergeschehen. Er überdeckt, angefüllt mit
hochreichend kalter Luft polaren Ursprungs, ganz Mitteleuropa. Bereits
am Sonntag hat sich darin über Südskandinavien ein kleines Höhentief
abgespalten, das über die Mitte Deutschlands südwärts wanderte und in
der Nacht zum Dienstag über Norditalien erwartet wird. In seiner
Umgebung liegen die Temperaturen in etwa 5,5 Kilometer Höhe unter -25
Grad, woraus eine vertikal labile Luftschichtung und damit gesteigerte
konvektive Aktivität resultiert. Hinter dem kleinen Höhentief vollzieht
sich über Norddeutschland und Südskandinavien ein Abschnürungsprozess.
Der Zustrom hochreichender Kaltluft aus Norden reißt damit ab; der dann
ehemalige Höhentrog findet sich als umfangreiches Höhentief am Dienstag
über dem nördlichen zentralen Mittelmeerraum ein und verlagert sich bis
Mittwoch nach Südosteuropa. Ein Abschnürungsprozess bedeutet aber immer
auch, dass das Geopotential in dem betreffenden Gebiet ansteigt.
Entsprechend baut sich sowohl am Boden als auch in der mittleren und
oberen Troposphäre eine Hochdruckzone auf, die - mit Schönheitsfehlern
in Form kleinerer Unterbrechungen versehen - am Mittwoch von den
Britischen Inseln über den Süden und die Mitte Skandinaviens bis nach
Nordwestrussland reicht. Zwischen dem Hoch im Norden und tiefem
Luftdruck im Bereich des hochreichenden Tiefdruckkomplexes über
Südosteuropa etabliert sich über Mitteleuropa eine nordöstliche bis
östliche Strömung, mit der insgesamt wärmere Luft herantransportiert
wird. Richtung Norden handelt es sich dabei zumindest anfangs um
trockene Festlandsluft; nach Südosten hin ist viel Feuchte mit im Spiel,
da dort die Luft in einem großen Bogen um das Tief herum über das
östliche Mittelmeer und das Schwarze Meer zunächst nord- und dann
westwärts geführt wird. Die massivste Warmluftadvektion wirkt dabei am
Dienstag über dem südöstlichen Mitteleuropa, den Südosten Deutschlands
eingeschlossen, und hat großräumige Hebungsvorgänge und somit kräftige
Niederschläge zur Folge. Besonders im Nord- und Ostalpenraum, wo eine
Staukomponente hinzukommt, können bis Mittwoch mehr als 100 mm
Niederschlag innerhalb von 48 Stunden fallen - oberhalb etwa 2000 Meter
Höhe teilweise als Schnee.
In der zweiten Wochenhälfte setzt sich der hohe Luftdruck über dem
nordeuropäischen Raum fest. Dem gegenüber formiert sich zwischen einem
Tief über dem östlichen Nordatlantik und dem nur langsam schwächer
werdenden südosteuropäischen Tief eine über Frankreich und das südliche
Mitteleuropa hinweg verlaufende Tiefdruckrinne. In der zunehmend
schwülwarmen Luft sind dann verbreitet zum Teil kräftige Gewitter mit
Unwettergefahr zu erwarten.
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