Dieser Tage gewinnt eine nicht nur in der Meteorologie ebenso
abgedroschene wie in diesem Fall aber eben passende Phrase wieder an
Konjunktur, die dem mitteleuropäischen Wetter als einzige Beständigkeit
die Unbeständigkeit bescheinigt. Führen doch in regelmäßigen Abständen,
zuletzt konnte man sich auf drei bis vier Tage einigen, atlantische
Tiefausläufer Regen, Schauer, Gewitter - und anschließend meist kühle
Luftmassen heran. Anfang der Woche standen dabei zumindest in
Deutschland ausnahmsweise mal nicht die Gewitter, sondern langanhaltende
Regenfälle im Vordergrund. In Schleiz (Südostthüringen) fielen bis
Dienstag Morgen 49 mm binnen 24 Stunden. Seither sind drei Tage
vergangen, und da sich das Wettergeschehen noch seltener an
astronomischen Vorgaben als an meteorologischen Einteilungen orientiert,
steht die nächste Abkühlung folgerichtig rund um den kalendarischen
Sommeranfang an diesem Wochenende auf dem Programm.
Die dafür benötigte Kaltfront erstreckt sich am Donnerstag Abend,
ausgehend von einem Tiefdrucksystem über dem Nordmeer, in geschwungener
Form über Südskandinavien, die südliche Ostsee, Polen und quer über die
Mitten Deutschlands und Frankreichs hinweg hinaus auf den Ostatlantik.
Während südlich davon warme, zunehmend aber auch feuchte Luft
wetterbestimmend ist, fließt hinter ihr - zunächst seicht - kühlere
Meeresluft ein. Weil darüber hinaus großräumige Hebungsantriebe fehlen,
gibt sich die Front selbst nur als unauffälliges, schmales Wolkenband zu
erkennen; entlang und südlich der Schwäbischen Alb konnten sich
präfrontal jedoch einzelne Gewitter bilden. Hinter einer flachen Welle,
die entlang der Front über die Mitte Deutschlands nach Südpolen zieht,
dringt die kühlere Luft bis Freitag Abend zu den Alpen vor. Dazu bei
trägt auch ein langwelliger Höhentrog, der sich von Nordwesteuropa her
nach Südosten ausdehnt. Die bis dahin fehlenden Hebungsprozesse werden
auf seiner Vorderseite bereitgestellt, sodass entlang der Front und
dahinter ein ausgeprägtes Regengebiet entsteht. Am Wochenende liegt ganz
Mitteleuropa unmittelbar unter dem sich noch weiter südwärts
ausweitenden und am Sonntag bis ins zentrale Mittelmeer vorstoßenden
Höhentrog, der zudem an seiner Westflanke durch einen über Ostfrankreich
ablaufenden Randtrog regeneriert wird. In der hochreichend kalten und
labil geschichteten Meeresluft sind vor allem tagesgangbedingt
verbreitet konvektive Entwicklungen in Form von Schauern und kurzen
Gewittern zu erwarten.
Anfang kommender Woche schnürt sich der Langwellentrog über
Südskandinavien ab. Innerhalb des abgeschnürten Teils kristallisieren
sich zwei Höhentiefzentren heraus, wobei das eine zwischen Adria und
Balkan verweilt und das zweite über Mitteleuropa hinweg südwärts
wandert. Dahinter baut sich eine von den Britischen Inseln bis nach
Nordwestrussland reichende Hochdruckzone auf, während sich über
Südosteuropa auch am Boden tiefer Luftdruck etabliert. Dazwischen stellt
sich über Mitteleuropa eine nordöstliche Strömung ein, mit der zwar
wieder wärmere, vor allem nach Südosten hin aber auch feuchte Luft
herantransportiert wird.
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