Vom Atlantik heranziehende Tiefdruckgebiete haben am vergangenen
Wochenende der verfrühten Schafskälte in Mitteleuropa ein abruptes Ende
bereitet. Zuvor verlief die Nacht zum Samstag jedoch noch einmal
ziemlich frisch; in der Mitte und im Norden Deutschlands handelte es
sich unter klarem Himmel sogar um die kälteste Nacht dieser
Witterungsphase mit örtlich leichtem Frost. In Gardelegen, einer kleinen
Hansestadt im Norden Schleswig-Holsteins, wurden -0,7 °C registriert und
damit ein neuer Rekordtiefstwert für Juni aufgestellt. Am Samstag selbst
und am Sonntag entwickelten sich in der einströmenden mäßig warmen
Meeresluftmasse verbreitet Schauer und Gewitter, im Norden fiel
anhaltend Regen. Bis Montag früh wurden dabei 48-stündige
Niederschlagsmengen bis 25 mm am Düsseldorfer Flughafen gemessen, im
Süden stach Oberstdorf mit 58 mm heraus. Doch diese Summen sind wenig im
Vergleich zu den Mengen, die stellenweise auf der Alpensüdseite gefallen
sind. Den Vogel ab schoss die Station Locarno-Monti im Schweizer Kanton
Tessin, ohnehin bekannt für üppige Niederschläge. Innerhalb von zwei
Stunden kamen dort am Samstag Mittag während eines kräftigen Gewitters
101 (!) mm zusammen, davon 25 mm binnen zehn Minuten.
Von Neufundland über den kompletten Nordatlantik, West- und Mitteleuropa
hinweg bis weit nach Russland hinein hat sich eine ausgeprägte und in
dieser Form für die Jahreszeit eher untypische Frontalzone etabliert.
Eine solch stramme West-, über Europa Südwestströmung kennt man
eigentlich eher aus den Herbst- und Wintermonaten. Entsprechend
wechselhaft gestaltet sich der Witterungsablauf, entstehen bei
Neufundland und über dem mittleren Nordatlantik doch in schöner
Regelmäßigkeit Tiefdruckgebiete, die mit der Höhenströmung Richtung
Britische Inseln und von dort aus weiter gen Südskandinavien und
Nordosteuropa gesteuert werden. Am Montag Abend liegt eines dieser
Tiefdruckgebiete mit seinem Zentrum vor der Bretagne; seine Warmfront
erreicht in diesen Stunden den Süden Deutschlands und kommt bis Dienstag
Morgen nach Norddeutschland voran. Derweil greift von Westen her schon
die Kaltfront über, sie zieht bis Dienstag Mittag über Deutschland
hinweg ostwärts. Während sich das Tief über die Nordsee nach Dänemark
verlagert, strömt hinter der Kaltfront mäßig warme, feuchte und durch
den nachfolgenden Höhentrog zunehmend labilisierte Meeresluft ein, in
der großflächig konvektive Entwicklungen zu erwarten sind. Aufgrund
eines in sämtlichen Höhenschichten der Troposphäre kräftigen Windes
können dabei auch organisierte Strukturen - sprich kräftige Gewitter mit
kleinem Hagel und Sturmböen - auftreten. Höhentrog und Bodentief bewegen
sich am Mittwoch langsam nordostwärts, in ihrem Umfeld formieren sich
besonders im Norden Deutschlands noch einige Schauer und Gewitter. Sonst
wird ein schwacher Zwischenhochkeil wetterwirksam, der sich über die
Alpen nach Süddeutschland vorschiebt.
Zum Donnerstag nähert sich von Frankreich her ein neues Tief, das unter
die Vorderseite eines von Norden heranschwenkenden Troges gerät und
damit über Benelux eine rasche Intensivierung erfährt. Zusammen mit dem
recht scharfen Trog wählt es einen Weg voraussichtlich über den Norden
Deutschlands hinweg. Je nach genauer Zugbahn und Stärke des Tiefs muss
dabei mit einer Starkwindlage gerechnet werden, eine konkrete Prognose
ist aber noch nicht möglich. Die zugehörigen Fronten überqueren die
Mitte und den Süden Deutschlands bis Donnerstag früh in rascher Folge.
Auf der Rückseite des Tiefs wird von Norden her kurzzeitig kalte Luft
polaren Ursprungs angezapft, die am Freitag jedoch unter
Hochdruckeinfluss gerät und sich vor allem im Süden des Landes rasch
erwärmt. Zum Wochenende deutet sich dann zumindest für die Südhälfte
wieder einmal sonniges und sommerliches warmes Wetter an.
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