Der diesjährige Sommer hat noch nicht einmal begonnen, da sicherte sich
der 26. Mai 2009 bereits einen festen Platz in der Hitliste der Tage mit
den schwersten sommerlichen Unwettern. In weiten Teilen West- und
Mitteleuropas sorgte Tief "Felix" am Dienstag für Starkregen und heftige
Gewitter. 60 mm Regen in einer Stunde in Mering (Landkreis
Aichbach-Friedberg/Bayern), Hagelmassen in Konstanz, 156 km/h in Böen in
Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee - das sind die meteorologischen Aspekte
der Gewitterfront, die am späten Nachmittag und Abend von der Schweiz
her über die südlichen Teile von Baden-Württemberg und Bayern hinweg
ostwärts zog. Auf der anderen Seite stehen zwei Tote, Schäden in
Millionenhöhe und Verwüstungen zu Buche. Denkwürdig endete also die
erste kleine Hitzeperiode des Jahres, die am Sonntag und Montag im
Südwesten Deutschlands für immerhin elf neue Mairekorde gut war.
Beispielsweise war es in Freudenstadt mit +29,0 °C an einem Tag im Mai
seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1949 noch nie so warm wie am
Montag - angesichts der Unwetter gingen diese durchaus bemerkenswerten
Fakten fast etwas unter.
Inzwischen haust die subtropische Warmluft wieder dort, wo sie ihrem
Namen und der Jahreszeit nach auch hingehört - weit im Süden jenseits
des Mittelmeeres. Über Westeuropa hat sich ein mächtiges und in
sämtlichen Höhenschichten der Troposphäre ausgeprägtes Hoch etabliert,
an dessen Nordostflanke ein markanter Höhentrog über Südskandinavien
südostwärts abläuft. Darunter befindet sich am Boden am Donnerstag Abend
noch ein kleines Tief, das sich bis Samstag über Osteuropa aber
weitgehend auflöst. Das zugehörige, okkludierte Frontensystem überquerte
am Donnerstag die Nordhälfte Deutschlands und erreicht in der Nacht zum
Freitag auch die Alpen. Am Rande zu dem sich über der Ostsee
abschnürenden Höhentrog - es resultiert ein eigenständiges Höhentief -
und damit zur Höhenkaltluft traten im Osten Deutschlands am späten
Donnerstag Nachmittag einige Gewitter auf. Die weitere Entwicklung bis
zum Sonntag offenbart eine parallele und sich gegenseitig bedingende
Bewegung von Hoch und Höhentief: Während das Höhentief über Polen und
Tschechien südwärts wandert und sich vorerst im Bereich
Ostösterreich/Slowakei/Ungarn einnistet, verschiebt das Hoch seinen
Schwerpunkt nach Südskandinavien. Für Deutschland ergibt sich daraus
eine östliche Strömungskomponente, mit der in die Nordhälfte allmählich
wärmere und trockene Festlandsluft gelangt, derweil im Südosten des
Landes das Höhentief mit feuchter und kühler Luft auf sich aufmerksam macht.
Am Sonntag und zu Beginn der neuen Woche steuert das Höhentief auf eine
- aus seiner Sicht - ungewisse Zukunft zu. Losgelöst vom lenkenden
Regime der Frontalzone führen solche Gebilde gerne ein Eigenleben und
sind in ihrem Verhalten einige Tage im Voraus von den verschiedenen
Wettermodellen dementsprechend schwer zu berechnen. Am
wahrscheinlichsten erscheint derzeit eine leichte Westverlagerung zu den
Alpen. Dies würde dem atmosphärischen Geschehen in Deutschland vor allem
zum Montag hin das Prädikat "wechselhaft" verleihen - und damit sowohl
geographisch als auch im zeitlichen Ablauf ein wettertechnisch
zweigeteiltes Pfingstfest bedeuten.
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