Rasche Wechsel von warmen bis sehr warmen und verhältnismäßig kühlen
Witterungsabschnitten sind ein Kennzeichen des bisherigen Maiverlaufs in
Mitteleuropa. Die Übergänge von warm zu kühl vollziehen sich im
Sommerhalbjahr nicht selten mit zum Teil kräftigen Gewittern - zuletzt
vergangenen Donnerstag, an Christi Himmelfahrt. Bei Schwerin richtete
dabei ein Tornado Schäden in Millionenhöhe an. Über das Wochenende fand
nun erneut subtropische Warmluft den Weg nach West- und Mitteleuropa. Am
Sonntag Nachmittag wurden im Südwesten Deutschlands Temperaturen weit
jenseits der +30-Grad-Marke gemessen, in Freiburg (+33,0 °C) und auf dem
Klippeneck (+28,3 °C) war es seit Beginn der Messungen in den Jahren
1949 bzw. 1947 an einem Tag im Mai noch nie so warm. Für den heutigen
Montag stehen weitere Rekorde in Aussicht, ehe zur Wochenmitte die
Temperaturen regelrecht abstürzen und im Osten womöglich nicht einmal
mehr zweistellige Höchstwerte erreichen. Der Übergang am Dienstag geht -
Reprise zum Anfang dieses Abschnittes - mit teilweise unwetterartigen
Gewittern einher.
Montag Nachmittag erstreckt sich ein mächtiger Hochdruckrücken von
Nordafrika über das zentrale Mittelmeer und Mitteleuropa zur Ostsee.
Über dem Norden der Iberischen Halbinsel findet sich ein Höhentief, das
bis Dienstag früh über die Biskaya nach Nordfrankreich wandert und dort
als kurzwelliger Höhentrog Anschluss an die über den Nordatlantik, die
Britischen Inseln und das mittlere Skandinavien hinweg verlaufende
Frontalzone gewinnt. Am Boden hat sich über Frankreich ein flaches
Hitzetief gebildet, das sich bis zum Abend zunächst nur langsam und ohne
große Intensitätsänderung nordwärts verlagert; in der Nacht zum Dienstag
jedoch unter die Vorderseite des Kurzwellentroges gerät und sich sodann
rapide entwickelt. Je nach Wettermodell wird es am Dienstag Morgen mit
einem Kerndruck zwischen 995 hPa und 1005 hPa etwa über den
Westfriesischen Inseln erwartet. Seine Warmfront liegt am Montag quer
über der Mitte Deutschlands und markiert die nördliche Grenze der sehr
warmen - Richtung Süden eigentlich heißen - Subtropikluft. Unter der
stark diffluenten Vorderseite des Höhentiefs waren über Nordfrankreich
und Belgien bereits kräftige Gewitter im Gange, die am Spätnachmittag
auf das Rheinland übergriffen. Sonst fehlen über Deutschland großräumige
Hebungsantriebe noch; unter Hochdruckeinfluss beschränken sich einzelne
- durchaus aber ebenfalls kräftige - Hitzegewitter vornehmlich auf das
west- und süddeutsche Bergland. Dies ändert sich am Dienstag, wenn das
Bodentief über die Nordsee und Südnorwegen nach Südschweden zieht, seine
Kaltfront im Tagesverlauf Deutschland von West nach Ost überquert und
die subtropische Warmluftmasse nach Osten abdrängt. Innerhalb der
Warmluft und an der Kaltfront sind dann die Voraussetzungen für
unwetterartige Gewitter besonders in der Osthälfte Deutschlands gegeben,
wo sich die Luft bei viel Sonne bis zum Nachmittag nochmals aufheizen
kann. Mit dem sich langsam ostwärts verschiebenden Hochdruckrücken und
der Annäherung des westeuropäischen Höhentroges werden diese zudem durch
eine sich gegen Abend verstärkende südwestliche Höhenströmung
begünstigt. Gleichzeitig folgt von Nordwesten her eine zweite Kaltfront
nach, die bis zum späten Abend etwa bis zur Mitte des Landes vorankommt.
Mit ihr wird die feuchtwarme Luft endgültig durch deutlich kühlere
Atlantikluft ersetzt.
Am Mittwoch gerät die frisch eingeflossene Meeresluft vorübergehend
unter den Einfluss des sich nach Osten vorschiebenden Keils eines
Hochdruckgebietes über der Biskaya. Allerdings naht von Nordwesten
bereits ein neuer Kurzwellentrog, der vorderseitig eines sich über dem
mittleren Atlantik aufwölbenden Rückens beschleunigt und unter
Vergrößerung seiner Amplitude südostwärts abläuft. Ihm vorgelagert
passiert das okkludierende Frontensystem eines sich über Südskandinavien
zur südlichen Ostsee bewegenden Tiefs bis Donnerstag weite Teile
Deutschlands von Nordwest nach Südost. Zugleich verschärfen sich auf der
Südseite des Tiefs die Luftdruckgegensätze, sodass im Norden - später
auch im Osten - Deutschlands mit Sturmböen gerechnet werden muss. Gegen
Ende der Woche platziert sich das ehemalige Biskaya-Hoch mit seinem
Schwerpunkt über der Nordsee. Der Höhentrog schnürt sich ab, übrig
bleibt ein Höhentief über Osteuropa. Zwischen dem Hoch und dem bis dahin
über Polen angekommenen Tief wird mit einer recht kräftigen
nordöstlichen Strömung reichlich frische Luft nach Mittel- und Osteuropa
gelenkt.
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