Die Kaltfront eines umfangreichen Tiefdruckgebietes mit Zentrum über
Schottland hat am Sonntag und Montag große Teile Deutschlands von West
nach Ost überquert und dem rund anderthalb Wochen währenden gewittrigen
Witterungsabschnitt in Mitteleuropa vorerst ein Ende bereitet. Die an
ihr sowie an einer vorlaufenden Konvergenzlinie entstandenen Gewitter
konnten sich dabei durchaus noch einmal sehen lassen; nebst vielen
Blitzen fielen zum Beispiel in Rheinstetten am Sonntag Abend zwischen 21
und 23 Uhr 16 mm Regen, am Flughafen in Magdeburg kamen zwischen Sonntag
Abend und Montag Morgen sogar 26 mm zusammen.
Am Montag Abend verläuft die Front längs über die Alpen hinweg, vor
allem in Österreich sind kräftige Gewitter im Gange. Reste der
feuchtwarmen Luftmasse konnten sich im äußersten Südosten Deutschlands
behaupten, dort gab es einzelne kräftige Schauer und Gewitter.
Postfrontal regnete es in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns leicht.
In der eingeflossenen, recht frischen Atlantikluft lagen die
Höchsttemperaturen südlich der Mittelgebirge zum Teil mehr als 10 Kelvin
tiefer als am Sonntag; so zum Beispiel in Friedrichshafen am Bodensee,
wo am Sonntag +29, am Montag aber nur noch +17 Grad gemessen werden
konnten. Das für die kühle Luft verantwortliche schottische Tief bewegt
sich nur wenig und löst sich bis zum Ende der Woche nahezu an Ort und
Stelle auf. Über Mitteleuropa etabliert sich bis Mittwoch ein
Hochdruckgebiet, doch insgesamt herrschen in Bodennähe nur schwache
Luftdruckgegensätze. So soll beispielsweise die Luftdruckdifferenz
zwischen dem Hoch und dem Tief am Dienstag nur etwa 15 hPa betragen -
und das auf einer Distanz von rund 1000 Kilometer. Wesentlich
strukturierter stellen sich die Verhältnisse in der mittleren und oberen
Troposphäre dar, wo über dem Ostatlantik und Teilen Nordwesteuropas ein
ausgeprägtes Höhentief vorgefunden werden kann. Während der Südteil am
Dienstag als eigenständiges Höhentief ins Seegebiet zwischen Azoren und
Kanaren abtropft, wird der Nordteil als Langwellentrog wieder in die
nordatlantische Frontalzone integriert. Auf der Vorderseite von Trog und
Höhentief bleibt die südwestliche Höhenströmung über West- und
Mitteleuropa bestehen. Darin laufen mehrere kurzwellige Tröge
nordostwärts ab, ohne zunächst größere Wetteraktivitäten zu initiieren.
Lediglich im Nordwesten Deutschlands - in der Nähe zur höhenkältesten
Luft - vermögen diese, zusätzlich zur tagesgangbedingten Auslösung,
einen nennenswerten Beitrag zur Bildung einiger Schauer oder kurzer
Gewitter zu leisten. Am Mittwoch und Donnerstag wird an der Ostflanke
des weit nach Süden ausgreifenden Höhentiefs aus subtropischen Breiten
massiv Warmluft Richtung Südwesteuropa advehiert. Am Boden entsteht ein
flaches Tief, das mit der Strömung nordostwärts geführt wird und am
Donnerstag quer über die Mitte Deutschlands hinwegzieht. Hinter der
Warmfront des Tiefs dringt die sehr warme und zugleich feuchte Luft am
Mittwoch und Donnerstag auch in den Süden und in die Mitte Deutschlands
vor. Im unmittelbaren Umfeld des Tiefkerns sind bereits in der Nacht zum
Donnerstag im Norden Deutschlands schauerartige Regenfälle und Gewitter
zu erwarten, an der rückseitig südostwärts vorstoßenden Kaltfront später
auch in der Mitte des Landes.
Bis in den Süden kommt die kühlere Luft jedoch zumindest vorläufig nicht
voran, denn am Freitag folgt dem ersten unmittelbar ein zweites Tief
nach. Auf dessen Vorderseite gewinnt die Warmluft kurzzeitig wieder nach
Norden an Raum, ehe dahinter die kühlere Atlantikluft einen weiteren
Anlauf Richtung Südosten unternimmt. Je nach dem, inwieweit der ostwärts
schwenkende ostatlantische Höhentrog dann mit dem Bodentief korreliert,
könnte für Teile Deutschlands ein hohes Unwetterpotential bestehen. Im
Detail bleibt die Entwicklung aber noch abzuwarten.
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