Schon zum dritten Mal in dem noch jungen Monat Mai hat sich die
Großwetterlage über Europa entscheidend umgestellt. Auf einen sonnigen
und warmen Monatsbeginn folgte Anfang dieser Woche eine verhältnismäßig
kühle und atlantisch geprägte Episode, ehe im Laufe des Donnerstags
subtropische Warmluft den Süden Deutschlands erreichte. Diese wurde und
wird zwischen einem Tiefdrucksystem mit Zentren nordwestlich der
Britischen Inseln und bei den Färöern sowie hohem Luftdruck über dem
zentralen Mittelmeerraum mit einer südwestlichen Strömung herangeführt.
In der mittleren und oberen Troposphäre korrespondieren zu dem
Tiefdrucksystem ein ausgeprägter Langwellentrog, der fast den gesamten
Nordatlantik überdeckt, und zu dem Hoch ein von Nordafrika über das
Mittelmeer, Italien und das östliche Mitteleuropa bis nach
Nordwestrussland reichender Rücken. Über der Mitte Frankreich hat sich -
teils durch bodennahe Überhitzung, teils durch großräumige
Hebungsvorgänge auf der Vorderseite des Langwellentroges - ein kleines
Tief gebildet, in dessen Umfeld rege konvektive Aktivität zu verzeichnen
ist. Es zieht als kurzwelliger Bodentrog bis Freitag Abend etwa über die
Mitte Deutschlands nordostwärts - ein eigenständiger Tiefkern lässt sich
dann nicht mehr erkennen. Nichtsdestotrotz kann ein zugehöriges
Frontensystem analysiert werden, wobei die Warmfront in erster Linie den
Übergang zu feuchter Luft markiert.
Kompliziert gestaltet sich die Frontensuche und -analyse über
Mitteleuropa am Freitag. Bei genauer Betrachtung handelt es sich gleich
um drei Kaltfronten, die Deutschland innerhalb weniger Stunden teilweise
überqueren oder sich vereinen. Am besten kann dies anhand der Verteilung
der äquivalentpotentiellen Temperatur - ein Maß, das sowohl die
Temperatur als auch den Feuchtegehalt einer Luftmasse berücksichtigt -
nachvollzogen werden. Zum einen wäre da die Kaltfront des kleinen Tiefs
respektive des Bodentroges, die am Morgen entlang einer Linie von
Norddeutschland über den Nordwesten und Benelux südwestwärts zur Mitte
Frankreichs verläuft. Ihr unmittelbar nach folgt die wenig wetteraktive
und sich im Satellitenbild nur durch ein schmales Wolkenband abbildende
Kaltfront des Tiefs bei den Färöern. Diese liegt am Donnerstag Abend
zwar bereits vor der Deutschen Bucht, wird aber durch Wellenbildung am
weiteren Vorankommen nach Südosten zunächst gehindert. Schließlich fehlt
noch die Kaltfront des Tiefs nordwestlich der Britischen Inseln. Das
Tief selbst verliert seine Eigenständigkeit und geht am Freitag in dem
Tief bei den Färöern auf; die Kaltfront jedoch schwenkt zusammen mit
einem markanten kurzwelligen Höhentrog rasch ostwärts und holt die
beiden vorauslaufenden Kaltfronten bis zum Abend ein. Gegen Mitternacht
liegt der gesamte Norden Deutschlands bereits rückseitig der dann
vereinten Fronten im Bereich kühler Meeresluft, während im Süden - etwa
südlich des Mains - noch Reste der feuchtwarmen Luft lagern.
Am Samstag wird der atlantische Langwellentrog von Nordwesten her
regeneriert. Somit bleibt über West- und Mitteleuropa eine südwestliche
Höhenströmung erhalten. Die in den Norden und die Mitte eingeflossene
kühle Meeresluft gerät kurzzeitig unter den Einfluss eines zügig
ostwärts wandernden Hochs. Derweil beginnt der Luftdruck von Südwesten
her schon wieder zu fallen; vorderseitig eines flachen Tiefs über
Frankreich gewinnt die feuchtwarme Luft im Tagesverlauf erneut nach
Norden an Raum. Jenes Tief bewegt sich - begleitet von schauerartigem
Regen und Gewittern - in der Nacht zum Sonntag über die Mitte
Deutschlands nach Nordosten. Am Sonntag und zu Beginn der neuen Woche
etabliert sich im Bereich Britische Inseln - Nordsee - Südskandinavien
ein Hoch. An seiner Südostflanke gelangt kühle Luft in die Nordosthälfte
Deutschlands, während ein Tief über der Biskaya unverändert feuchtwarme
Luftmassen in die Südwesthälfte des Landes lenkt. Somit setzt sich dort
der unbeständige Witterungsabschnitt mit sommerlichem Charakter fort.
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