Nach einer vielerorts verregneten und wolkigen ersten Wochenhälfte
kehren mit dem Mai, und damit pünktlich zum langen Wochenende, wieder
Sonne und Wärme nach ganz Mitteleuropa zurück. Wenn auch einige Schauer
und Gewitter mit von der Partie sind, werden bis einschließlich Sonntag
- von wenigen Ausnahmen wie Küsten und Mittelgebirge abgesehen -
deutschlandweit Höchstwerte zwischen +20 und +25 Grad erreicht. Doch vor
den detaillierten Aussichten lohnt ein Blick zurück auf die
Niederschläge vom Wochenanfang. Deren Schwerpunkt lag in Deutschland in
einem Streifen von Sachsen über Sachsen-Anhalt bis nach
Schleswig-Holstein, wo von Montag bis Donnerstag früh bis 37 mm in
Plauen (Vogtland) fielen. Gänzlich leer blieben die Messbecher wieder
einmal in den Gebieten nordöstlich der Elbe, wo die wochenlange
Trockenheit anhielt und auch noch weiter anhält. In der Südschweiz
hingegen, speziell im Wallis und im Tessin, gingen von Sonntag bis
Donnerstag Mengen nieder, die sonst in einem ganzen April beobachtet
werden - und sogar noch mehr. Am Lago di Robiei, einem Stausee im Norden
des Kanton Tessins, wurden in diesem Zeitraum 245 mm registriert, in
Locarno am Lago Maggiore prasselten 181 mm vom Himmel. Oberhalb etwa
2.000 Meter Höhe fielen bis zu 150 cm Neuschnee.
Das für die kräftigen Niederschläge zuständige Tiefdruckgebiet hat sich
inzwischen zum Schwarzen Meer verlagert und abgeschwächt. Nach wie vor
bildet es aber den südlichen Bestandteil einer Tiefdruckrinne, die sich
von Südost nach Nordwest über Deutschland hinweg erstreckt und eine
Luftmassengrenze in sich beherbergt. Diese trennt kühle und feuchte Luft
im Südwesten von warmer und trockener Luft im Nordosten. Im Bereich der
Rinne, die sich durch überlagerten Druckanstieg langsam auffüllt,
entstanden am Donnerstag über der Mitte Deutschlands kräftige Schauer
und Gewitter. Am Freitag gehen das Azorenhoch im Südwesten, das einen
Keil weit nach Nordosten vorschiebt und über der Biskaya einen neuen
Schwerpunkt ausbildet, und ein kräftiges Hoch über der Ostsee eine
brückenartige Verbindung ein. Auch in der mittleren und oberen
Troposphäre werden über Frankreich letzte Reste des ehemaligen
Höhentroges vom Wochenanfang zugeschüttet; am Tagesende reicht eine Zone
hohen Geopotentials von Südwesteuropa über Nordfrankreich, Benelux und
Norddeutschland bis zum Baltikum. Auf der Vorderseite sinkt die Luft
großräumig ab, erwärmt sich und trocknet ab. Dies geschieht im Norden
Deutschlands in der Nähe zu dem neu entstandenen Rücken am effektivsten.
Am südöstlichen Rand der Hochdruckzone setzt sich im ganzen Land eine
bodennah nordöstliche Strömung durch, mit der die Tiefdruckrinne - die
sich dann hauptsächlich noch durch einen schmalen Korridor mit feuchter
Luft zu erkennen gibt - und die Warmluft wieder nach Südwesten geführt
werden. Feuchtigkeit und entsprechende konvektive Umlagerungen
konzentrieren sich somit auf den Süden Deutschlands. Am Samstag gelangt
von Nordosten her allmählich wieder trockenere und damit stabiler
geschichtete Luft auch in den Südwesten Deutschlands; ein gewisses Maß
an Restfeuchtigkeit bleibt aber vorläufig noch erhalten. Den Norden
Deutschlands streift die wenig wetterwirksame Okklusion eines Tiefs mit
Zentrum bei Island, sie macht sich höchstens durch ein paar hohe
Wolkenfelder bemerkbar.
Am Sonntag wird die feuchte Luft im Süden endgültig zu den Alpen
abgedrängt. Gleichzeitig aber nähert sich von Westen her ein markanter
Höhentrog, der innerhalb einer sich zunehmend intensivierenden
nordatlantischen Frontalzone ostwärts schwenkt. Der quer über Europa
liegende Hochdruckrücken wandert südostwärts ab; das Hoch über der
Ostsee bewegt sich unter Abschwächung nach Westrussland. Vorderseitig
des Troges entwickelt sich über Südskandinavien ein Tiefdruckgebiet,
dessen im Temperaturfeld gut ausgeprägte Kaltfront Deutschland bis
Montag weitestgehend überquert. Dahinter strömt ein Schwall kalter
Meeresluft ein, der aber voraussichtlich bald unter Hochdruckeinfluss
gerät. Im weiteren Verlauf deutet sich für den Norden Deutschlands
wechselhaftes, kühles und zeitweise sehr windiges, für den Süden
überwiegend trockenes und warmes Wetter an.
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