Ein überaus warmes, gegen Ende sogar frühsommerliches erste Aprildrittel
ging am vergangenen Freitag in Mitteleuropa zu Ende. Gleich reihenweise
wurden dabei neue Dekadenrekorde der Höchsttemperatur aufgestellt. An 27
Stationen fielen insgesamt 35 Rekorde; der Spektakulärste sicherlich auf
Norderney, wo der alte Rekord aus dem Jahre 1952 gleich um fast drei
Kelvin übertroffen wurde. Die für diese Jahreszeit ungewöhnliche Wärme
spiegelt sich auch in den bisherigen Monatsmitteltemperaturen wider, die
- bezogen auf den gesamten Monat - in der Mitte und im Süden
Deutschlands teilweise fast sieben Kelvin über dem Schnitt der Jahre
1961 bis 1990 liegen.
Ein etwas verschwommenes Bild ergibt sich beim Betrachten der
Bodenwetterkarte von Montag Mittag. Hohem Luftdruck über Osteuropa
stehen Tiefdruckgebiete mit Zentren über Süditalien und dem mittleren
Nordatlantik gegenüber; Mitteleuropa befindet sich dazwischen in einem
Bereich geringer Luftdruckgegensätze. Dabei erstreckt sich, ausgehend
von dem Tief über Süditalien, eine seichte Tiefdruckrinne über die Alpen
nordwärts bis nach Norddeutschland. Darin eingebettet lässt sich mit
Mühe eine Luftmassengrenze analysieren, die sich in erster Linie über
Unterschiede in der Feuchteverteilung definiert. Westlich davon lagert
über Frankreich, Benelux und Teilen Westdeutschlands feuchtere, über der
Osthälfte und Süddeutschland trockenere Luft. Bis einschließlich
Mittwoch ändert sich an dieser Situation wenig. In der oberen
Troposphäre korrespondiert zu dem italienischen Tief ein kleines
Höhentief, das Tief über dem Atlantik unterliegt einem sich nach Süden
ausweitenden Langwellentrog. Dazwischen hat sich ein Hochdruckrücken von
Südwesteuropa bis zur Ostsee vorgeschoben; ein weiteres kleines
Höhentief über Weißrussland unterbricht die Verbindung zu hohem
Geopotential über Nordrussland. Im Zuge des weiter nach Süden
vorstoßenden Troges über dem Ostatlantik dreht die Höhenströmung auf
dessen Vorderseite über Westeuropa auf Süd. Der damit verbundene
Warmlufttransport nach Norden regeneriert den Rücken zum Mittwoch hin
vorübergehend, gleichzeitig schnürt sich der Trog weit im Norden bei
Island ab.
Am Donnerstag greift das längst okkludierte Frontensystem des
ausgeprägten und sich nur langsam abschwächenden Tiefs, das dann mit
seinem Zentrum vor der Bretagne erwartet wird, von Südwesten her auf
Deutschland über. Dahinter gelangt in einem weiten Bogen vom Atlantik
über Südwesteuropa erwärmte Meereskaltluft nach Deutschland. Im
äußersten Osten können sich Reste der Warmluft voraussichtlich auch am
Freitag noch behaupten, während sich das umfangreiche Höhentief -
beziehungsweise der ehemalige ostatlantische Trog - mit höhenkalter Luft
weiter ostwärts verlagert und das Wetter in Deutschland unbeständig
gestaltet.
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