Bevor sich der heutige Bericht ganz und vollkommen den frühlingshaften,
ja in Ansätzen sogar schon fast frühsommerlichen Entwicklungen der
laufenden Woche widmet, sei an dieser Stelle nochmals ein kurzer
Rückblick auf das in Mitteleuropa vielerorts verregnete vergangene
Wochenende gestattet. Unter Einbeziehung warmer und über dem Mittelmeer
mit Feuchtigkeit vollgesogener Luft subtropischen Ursprungs regnete es
besonders in Norditalien, Südösterreich, Slowenien und Nordkroatien
kräftig. In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana am Flughafen Brnik
summierten sich von Samstag bis Montag Mittag 104 mm. In Italien stechen
in diesem Zeitraum Triest mit 87 mm und Istrana mit 73 mm, im Süden
Österreichs Klagenfurt mit ebenfalls 73 mm hervor. Schnee fiel nur
oberhalb von rund 1000 Meter, dort dafür aber in beachtlichen Mengen;
auf der Villacher Alpe - immerhin 2160 Meter hoch gelegen -
beispielsweise 42 cm von Sonntag bis Montag Früh. Auch in den nächsten
Tagen sind rund um das zentrale Mittelmeer weitere kräftige
Niederschläge zu erwarten, in Mitteleuropa dagegen gelingt dem Frühling
wie schon angekündigt ein erster Durchbruch.
Und dieser wird, der Zufall will es so, ausgerechnet durch Schnee
ermöglicht. Dabei handelt es sich natürlich nicht um das greifbare feste
Weiß, das momentan noch immer dick die Mittelgebirge und Alpen unter
sich versteckt, sondern um die Übersetzung eines aus dem Italienischen
und Spanischen stammenden Namens. "Nives" - zu Deutsch eben "Schnee" -
heißt nämlich das Hochdruckgebiet, das am Montag aus einem Keil des
Azorenhochs hervorgegangen ist und sich zunächst über dem Norden
Frankreichs positioniert hat. Es weitet sich am Dienstag weiter nach
Osten aus, sodass dann eine quer über Europa hinweg verlaufende und von
den Kanaren bis nach Zentralrussland reichende Hochdruckzone entsteht.
Das eigentliche Wettergeschehen mit tiefem Luftdruck, Regen und Wind
spielt sich nördlich und südlich dieser Zone im Bereich der Frontalzone
über Skandinavien sowie in der Umgebung eines hochreichenden Tiefs über
dem Mittelmeer ab. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit Ausläufer
nordeuropäischer Tiefs oder das Tief über dem Mittelmeer Einfluss auf
den Norden respektive den Süden Deutschlands ausüben. Im äußersten
Norden macht sich am Dienstag die Warmfront eines mit seinem Zentrum zum
Weißen Meer ziehenden Tiefs bemerkbar. In den Süden gelangt von Mittwoch
an immer mal wieder etwas feuchtere Luft, was sich zeitweise in starker
Bewölkung und vielleicht auch dem ein oder anderen Regentropfen äußert.
Grund hierfür ist, dass sich Hoch "Nives" nach Osteuropa bewegt, sich
gleichzeitig über Südskandinavien und Norddeutschland aber ein neues
Hoch etabliert. Da dessen Schwerpunkt etwas nördlicher als der von
"Nives" zum Liegen kommt, kann tieferer Luftdruck bis über die Alpen
nordwärts ausgreifen. Unter dem Strich überwiegen jedoch die im Umfeld
des in sämtlichen Höhenschichten der Troposphäre präsenten Hochs
wirksamen großräumigen Absinkvorgänge, welche die Luftmasse zudem peu à
peu erwärmen.
Zum Wochenende schreitet dieser Prozess fort, wobei mit einer
Winddrehung von Ost auf Südwest am Rhein die +20-Grad-Marke ins Visier
genommen oder sogar überschritten werden könnte. Bei soviel Wärme und
langsam wieder zunehmender Zyklonalität muss dann womöglich schon mit
dem Begriff "Wärmegewitter" hantiert werden.
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