Äußerst nass, in höheren Lagen auch schneereich geht die zehnte
Kalenderwoche des Jahres in Teilen Deutschlands zu Ende. Im Westen und
Südwesten sind bis Samstag Mittag verbreitet zwischen 30 und 50 mm
Niederschlag, lokal sogar noch mehr zu erwarten. Da die Flüsse schon
reichlich Wasser führen und auch die Böden gut gesättigt sind, besteht
örtlich Hochwassergefahr. Dem entgegen wirkt, dass die Niederschläge bis
in mittlere, teilweise sogar bis in tiefe Lagen in Form von Schnee
fallen. Dieser Umstand zieht allerdings neue Probleme wie Schneebruch
und -verwehungen nach sich, zumal es sich vor allem in tieferen Lagen um
sehr nassen und damit schweren Schnee handelt. Doch nicht nur
hierzulande, auch im zentralen Mittelmeerraum und auf dem Balkan regnet
es gebietsweise intensiv.
Für die andauernden Niederschläge zeigt sich ein umfangreiches
Tiefdrucksystem verantwortlich, dessen Zentrum am Donnerstag Abend über
Norditalien zu analysieren ist. Wie ein riesiges Schaufelrad führt es im
Gegenuhrzeigersinn an seiner Ostflanke warme und sehr feuchte
Mittelmeerluft nach Norden und Westen, auf der Westseite dagegen kalte
Meeresluft nach Süden. Die weniger dichte Warmluft gleitet auf die kalte
Luft auf, was großräumige Hebungsvorgänge hervorruft. Die Grenze
zwischen der Kaltluft im Westen und der Warmluft im Osten wird durch
eine quasistationäre Front markiert, die von einem Tief bei Island
ausgehend über die Nordsee und Westdeutschland zu den Alpen verläuft und
dort in das norditalienische Tiefdrucksystem mündet. Bei genauerer
Betrachtung stellt sie sich als die ehemalige Kaltfront des isländischen
Tiefs heraus, die aufgrund ihrer höhenströmungsparallelen Lage in den
vergangenen 24 Stunden kaum noch nach Osten vorangekommen ist und nun -
als Warmfront des Tiefs über Norditalien - wieder nach Westen rückläufig
wird. An ihr konzentrieren sich die Niederschläge bis Samstag, wobei die
höchsten Summen im Südwesten Deutschlands im Bereich der stärksten
Warmluftadvektion auftreten. Die tiefe Schneefallgrenze dort liegt zum
einen in der ohnehin relativ kalten Luftmasse und zu einem anderen,
wesentlichen Teil in der permanenten Kühlung der Luft durch das
Verdunsten des Niederschlags begründet.
Das Tiefdrucksystem am Boden befindet sich unter einem mächtigen
Höhentrog, der nahezu ganz Europa überdeckt und in seinem Südteil bis
weit nach Afrika hinein reicht. Angefüllt mit sehr kalter Luft in
höheren Schichten der Troposphäre - zum Teil bis unter -30 Grad in etwa
5 Kilometer Höhe - löst dieser im zentralen Mittelmeerraum und auf dem
Balkan über dem relativ warmen Meerwasser verbreitet kräftige Schauer
und Gewitter aus. Die gesamte Anordnung, bestehend aus dem
Tiefdrucksystem am Boden und dem Höhentrog, verschiebt sich erst zum
Samstag allmählich ostwärts und schwächt sich ab. Dann wird von
Südwesten her kurzzeitig ein Keil des Azorenhochs wirksam, ehe sich
bereits in der zweiten Tageshälfte ein neuer Tiefausläufer nähert.
Dieser schwächt sich jedoch alsbald ab und entfaltet nur wenig
Wetterwirksamkeit. Weitaus aktiver passiert das Frontensystem eines
neuen Sturmtiefs mit Zentrum über der nördlichen Nordsee am Sonntag
Deutschland von Nordwest nach Südost. Dabei wird zwischen Warm- und
Kaltfront milde Meeresluft einbezogen, sodass die Schneefallgrenze
vorübergehend bis in die höchsten Lagen der Mittelgebirge und darüber
hinaus ansteigt. Doch schon zu Beginn der neuen Woche fließt rückseitig
der Kaltfront erneut ein Schwall polare Kaltluft ein.
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