Der langsam alternde Winter 2008/09 hat Mitteleuropa weiterhin im Griff.
Die kräftigen Schneefälle von Anfang der Woche haben wie erwartet den
Mittelgebirgen und den Nordalpen die bislang größten Schneehöhen in
diesem Winter und seit März 2006 beschert. Auf fast allen
Mittelgebirgsgipfeln lag am Donnerstag Morgen zum Teil deutlich mehr als
1 Meter Schnee (z.B. Brocken/Harz 1,57 m und Feldberg/Schwarzwald 1,18
m). Doch auch im nordostdeutschen Flach- sowie im Alpenvorland konnte
sich eine stattliche Schneedecke anhäufen (z.B. Greifswald 16 cm,
Kempten 38 cm). Passend zum Schnee gab es im Süden Deutschlands
knackigen Nachtfrost mit Tiefstwerten bis -24,2 Grad in Oberstdorf. Von
neuen Rekorden ist man damit aber noch weit entfernt - Mitte Februar
1956 wurde es dort sogar -31,3 Grad kalt. Bis über Fasching hinaus
bleibt die insgesamt kalte Witterung erhalten; zumindest für die höheren
Lagen ist weiterer Schneenachschub in Sicht. Dies dürfte nach den
letzten beiden schneearmen Wintern vor allem die zahlreichen
Skiliftbetreiber und Wintersportler begeistern. Dagegen findet der
Straßenkarneval im Flachland meist im Regen statt.
Die Konstellation der langen Wellen in der mittleren und oberen
Troposphäre und der zugehörigen umfangreichen Druckgebilde am Boden
ändert sich weiterhin nur langsam. Nach wie vor erstreckt sich ein
mächtiger Hochdruckrücken vom mittleren Nordatlantik über die Azoren bis
nach Island; stromab findet sich ein ausgeprägter Langwellentrog, der
Teile von Mittel- und ganz Osteuropa überdeckt. Unter dem Rücken hat
sich ein stabiles Bodenhoch etabliert, dessen Schwerpunkt am Donnerstag
Nachmittag wenige hundert Kilometer westlich der Britischen Inseln
liegt. Ein weiteres, kräftiges Hoch kann über Nordrussland ausgemacht
werden, es führt an seinem Südrand arktische Kaltluft nach
Nordosteuropa. Sehr kalte Luft bestimmt das Wetter auch im Bereich des
Langwellentroges in großen Gebieten Nord- und Osteuropas.
Nordatlantische Tiefdruckgebiete werden mit der Höhenströmung um den
Hochdruckrücken herum zur Nordsee und nach Südskandinavien gesteuert und
greifen in abgeschwächter Form mit etwas milderer und feuchter
Meeresluft von Zeit zu Zeit auf Deutschland über. Ein solches Tief zieht
in der kommenden Nacht und am Freitag über die Nordosthälfte
Deutschlands südostwärts. In erster Linie Warmluftadvektion stellt einen
Antrieb für großräumige Hebung der Luft bereit, was verbreitete, meist
aber nur leichte Niederschläge zur Folge hat. Etwa 24 Stunden später, in
der Nacht zum Samstag, sorgt ein anderer Vorgang für das gleiche
sichtbare Resultat. Dann schwenkt ein kurzwelliger Trog in der
nördlichen Höhenströmung über Deutschland südwärts, an den ebenfalls ein
Regen- und Schneefallgebiet mäßiger Intensität geknüpft ist.
Zum Sonntag verlagert sich ein kräftiges Tief von Island nach
Südskandinavien. Das zugehörige, okkludierende Frontensystem erreicht am
Samstag Abend den Norden Deutschlands und überquert das Land bis Montag
Früh. Es lenkt vorübergehend deutlich mildere, aber einmal mehr auch
sehr feuchte Luft heran. Am Montag und Dienstag wandert das Tief unter
Abschwächung nach Polen, wobei von Norden her erneut ein Schwall polarer
Kaltluft einfließen kann.
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