Die sich ihrem Ende entgegen neigende siebente Kalenderwoche des Jahres
stand wettertechnisch in großen Teilen West- und Mitteleuropas ganz im
Zeichen von Sturmtief "Quinten", das am Dienstag über den Ärmelkanal,
Benelux und Norddeutschland nach Polen zog. Mit einem minimalen
Kerndruck von etwas weniger als 975 hPa gar nicht mal so kräftig wie
manch seiner Vorgänger, führte das Tief an seiner Südflanke doch ein
ausgeprägtes Starkwindfeld über die Mitte Frankreichs und Süddeutschland
ostwärts. Die Spitzenböen erreichten an der französischen Atlantikküste
Geschwindigkeiten bis 141 km/h (z.B. Pointe du Raz) und auch im
Binnenland örtlich Orkanstärke (z.B. Auxerre 122 km/h). Hierzulande
wurde der Sturm von den verschiedenen Computermodellen gut berechnet und
die höchste Böe auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 166 km/h ziemlich
genau prognostiziert. Sonst traten im Flachland verbreitet schwere
Sturm- und einzelne orkanartige Böen, im oberbayerischen Altenstadt mit
120 km/h sogar eine Orkanböe auf. In Rheinstetten bei Karlsruhe betrug
die höchste Geschwindigkeit am Nachmittag 104 km/h, was Windstärke 10
entspricht. Neben dem Wind war auch ein Blick auf die Niederschlags- und
Temperaturverteilung lohnenswert; während am Oberrhein am Morgen mit bis
zu +13 Grad die bislang höchsten Temperaturen des Jahres gemessen
wurden, schneite es im Norden Deutschlands kräftig. In Itzehoe fielen
binnen sechs Stunden rund 10 Zentimeter Neuschnee!
Am Donnerstag Abend liegt "Quinten" mit seinem Zentrum noch immer über
dem Norden Polens, löst sich in den kommenden 12 Stunden aber langsam
auf. Seinen Part übernimmt ein neues Tief, das bis Samstag vom Schwarzen
Meer über die Ukraine nach Weißrussland zieht. Auf der Rückseite von
"Quinten" strömt seit Dienstag Abend von Nordwesten her Meereskaltluft
polaren Ursprungs ein, in der die Niederschläge überall in Schnee
übergegangen sind. Die massive Kaltluftzufuhr hat einen umfangreichen
Langwellentrog entstehen lassen, der ganz Mittel- und Osteuropa
überdeckt. Ein solch großer Trog in der mittleren und oberen Troposphäre
erfordert immer einen Gegenspieler in Form eines ebenso mächtigen
Hochdruckrückens, der in diesem Fall von den Kanaren bis hinauf nach
Grönland reicht. Am Boden korrespondiert dazu ein Hochdruckgebiet mit
Schwerpunkt über der Biskaya. In die auch in der Höhe recht kräftigen
Nordwestströmung sind einzelne Randtröge eingelagert, die phasenweise
für verstärkte Hebung der Luft und demzufolge auflebende
Niederschlagstätigkeit sorgen, so zum Beispiel in der Nacht zum heutigen
Donnerstag. Weitere Randtröge schwenken am Freitag - für Deutschland
uninteressant - über die Mitte Frankreichs sowie - das Wetter im
Bundesgebiet maßgeblich beeinflussend - über die Osthälfte Deutschlands
südwärts. Doch nicht nur diese Randtröge gestalten das Wetter
wechselhaft oder - etwas positiver formuliert - abwechslungsreich; die
Sonne hat Mitte Februar inzwischen genügend Kraft, um den Temperaturen
und Schauern einen merklichen Tagesgang aufzuprägen.
Dass sich Wettermodelle - um an dieser Stelle den Kreis zum einleitenden
Absatz zu schließen - manchmal aber auch gewaltig verrechnen können,
zeigt sich anhand der Vorhersagen für die Mittelfrist, also für die
ersten Tage der neuen Woche. Sprach bis vor kurzem noch alles für einen
längeren winterlichen Witterungsabschnitt, so muss dies nun revidiert
werden. Atlantische Tiefausläufer umlaufen den Hochdrückrücken über dem
Ostatlantik und lenken von Nordwesten her, quasi durch die "Hintertür",
zu Wochenbeginn deutlich mildere Luft nach Mitteleuropa. Dabei greift
ein erstes Frontensystem bereits am Sonntag auf Deutschland über; am
Montag und Dienstag folgen diesem weitere nach. Die nordwestliche
Strömung bleibt dabei erhalten, sodass besonders an den Nordhängen der
Mittelgebirge und in den Nordstaulagen der Alpen größere
Niederschlagsmengen zu erwarten sind. In welchen Höhen sich die
Schneefallgrenze dann genau einpendelt, muss noch abgewartet werden.
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