Einiges zu bieten hat das weltweite Wettergeschehen in diesen Tagen.
Extreme Hitze bis knapp +50 Grad im Südosten Australiens mit
verheerenden Waldbränden, Überschwemmungen im Nordosten des Kontinents
und - wie so häufig in diesem Winter, wenn von ungewöhnlichen
Wetterereignissen die Rede ist - kräftige Schneefälle in Teilen der
Südalpen mit Neuschneemengen bis 90 cm innerhalb von 24 Stunden in
Airolo im Tessin. Doch viel Raum um eines dieser Ereignisse etwas näher
zu beleuchten bleibt an dieser Stelle heute nicht. Für große Teile West-
und Mitteleuropas zeichnet sich nämlich in den kommenden 24 Stunden eine
schwere Sturmlage ab. Dabei sind auch im Flachland orkanartige Böen mit
Windgeschwindigkeiten über 105 km/h möglich, im Bergland treten
Orkanböen von teilweise mehr als 150 km/h auf.
Das verantwortliche Tiefdruckgebiet - es trägt den Namen "Quinten" -
entstand am Samstag über dem mittleren Nordatlantik und hat am Montag
Abend den Westausgang des Ärmelkanals erreicht. Ein markanter
kurzwelliger Höhentrog, der in der Nacht zum Dienstag über das Bodentief
hinweg ostwärts schwenkt, sorgt für eine weitere Intensivierung. Der
tiefste Kerndruck soll in der Nacht zum Dienstag über Benelux etwa 975
hPa betragen. Am Tag zieht "Quinten" über die Nordhälfte Deutschlands
hinweg Richtung Polen und schwächt sich dabei ab. An der Süd- und
Westflanke des Tiefs bauen sich große Luftdruckgegensätze auf, die
kräftige Winde mit mittleren Geschwindigkeiten bis rund 130 km/h auf der
850 hPa-Druckfläche, die in diesem Fall in etwa 1200 Metern Höhe liegt,
auszugleichen versuchen. Mit rückseitig des Tiefzentrums einströmender
Höhenkaltluft und dadurch erhöhter Labilität werden diese
Windgeschwindigkeiten - in etwas abgeschwächter Form - von Dienstag
Morgen an auch zunehmend bis in die tiefen Lagen Südwest- und
Süddeutschlands heruntergemischt. Neben dem Wind spielen freilich auch
die zu erwartenden Niederschläge eine Rolle, und zwar sowohl
hinsichtlich Menge und Form. Massive Warmluftadvektion im Vorfeld des
Tiefs hat im Westen und Südwesten bereits verbreitet Regen und in
höheren Lagen auch Schneefall einsetzen lassen. Besonders in den West-
und Nordweststaulagen der Mittelgebirge können bis Mittwoch zwischen 30
und 50 mm fallen, wobei es zwischen etwa Mitternacht und Dienstag Mittag
bis in die höchsten Lagen regnet. Nur im äußersten Norden Deutschlands
schneit es wohl durchgängig. Sonst sinkt die Schneefallgrenze erst mit
der am Nachmittag von Nordwesten her rasch einströmenden polaren
Kaltluft wieder deutlich ab.
Am Mittwoch findet sich das Tief mit seinem Zentrum über dem Norden
Polens wieder. Die Zufuhr kalter Luft auf dessen Westseite hat über
Mitteleuropa zur Ausweitung eines umfangreichen Langwellentroges
geführt, der bis nach Nordafrika reicht und das Pendant zu einem
Hochdruckrücken über dem östlichen Nordatlantik darstellt. Somit
etabliert sich eine klassische Winterwetterlage, bei der von Nordwesten
- zum Ende der Woche mehr von Norden bzw. Nordosten - der Zustrom
polarer Kaltluft aufrecht erhalten wird. An der Westflanke des mächtigen
Langwellentroges in die Strömung eingelagerte Randtröge beleben von Zeit
zu Zeit das Niederschlagsgeschehen; vor allem an den Nordwest- und
Nordrändern der Mittelgebirge kann über mehrere Tage hinweg gesehen mit
nennenswerten Neuschneemengen gerechnet werden. Sonst erscheint eine
räumlich und zeitlich genaue Prognose der meist leichten Schneefälle
oder -schauer derzeit noch verfrüht.
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