Seit Anfang der Woche befindet sich Mitteleuropa großwetterlagen- und
strömungstechnisch auf der Vorderseite eines langwelligen Höhentroges
über Westeuropa im Zustrom recht milder Luftmassen aus Südwesten. Zwar
ändert sich die Gestalt des Troges von Tag zu Tag etwas, an seinem
Gesamtbild durch ständige Regeneration von Westen her jedoch nur wenig.
Im Sommer wäre eine solche Wetterlage in Deutschland für schwülwarme bis
heiße Tage und rege Gewittertätigkeit gut. Doch Anfang Februar kann sich
die höhenmilde Luft mit wenig Wind noch oft nur mühsam gegen über Nacht
in den Niederungen entstandene Kaltluftseen durchsetzen. Kommt dann -
wie am heutigen Donnerstag im Südwesten - in den Frühstunden etwas Regen
dazu, ist eine gefährliche Glatteislage oft schnell gegeben. Wirklich
fühlbar wird die Wärme am ehesten im Alpenvorland, wo dank
Föhnunterstützung in den vergangenen Tagen mehrfach zweistellige
Höchsttemperaturen erreicht wurden.
Der Höhentrog über Westeuropa bildet sich im Bodendruckfeld durch eine
umfangreiche Tiefdruckzone ab, die von der Mitte Skandinaviens bis nach
Nordafrika reicht und Zentren über der Nordsee und Westfrankreich
aufweist. Die Grenze zwischen der milden Luft südwestlich der
Tiefdruckzone und kalter Meeresluft östlich davon ist in Form einer
wellenden Kaltfront über Ostfrankreich diffus ausgeprägt und kommt
insgesamt nur zögernd ostwärts voran. Entscheidend für das
Wettergeschehen sind in der mittleren und oberen Troposphäre in die
südwestliche Strömung eingelagerte und nordostwärts ablaufende
Kurzwellentröge, die zeit- und gebietsweise die Niederschlagsneigung
aufleben lassen. Ein solcher Kurzwellentrog brachte am Donnerstag
Vormittag Baden und der Pfalz einige Spritzer bis örtlich wenige
Millimeter Regen. Ein weiterer Trog kann am Abend über Ostfrankreich
ausgemacht werden und schwenkt bis Freitag Morgen über die Westhälfte
Deutschlands hinweg; der nächste, deutlich markantere Trog folgt im Zuge
der Annäherung des gesamten Langwellentroges am Abend und in der Nacht
zum Samstag von Süden her nach. In Verbindung mit der zunehmend auf Süd
drehenden Strömung entwickelt sich am Samstag nördlich der Alpen ein
kleines Leetief, das bis zum Abend nach Norddeutschland zieht. Ein
weiteres, wesentlich kräftigeres Tief bildet sich vor der immer schmäler
werdenden und sich in den westlichen Mittelmeerraum vorschiebenden
Spitze des Langwellentroges über dem Löwengolf; es wandert im weiteren
Verlauf über Norditalien nordostwärts. Auf der Rückseite beider Tiefs
kann die polare Meereskaltluft bis Sonntag ganz Mitteleuropa fluten.
Während der Nordteil des Troges jedoch recht bald nordostwärts abzieht,
bewegt sich der Südteil nur langsam ostwärts, wobei über den Westalpen
zusätzlich ein Abschnürungsprozess in Gang kommt. An der Nordost- und
Nordflanke des so entstehenden Höhentiefs gleitet verhältnismäßig warme
und vor allem feuchte Luft auf die in tieferen Schichten einströmende
Kaltluft auf, was kräftige Niederschläge in und nördlich der Alpen zur
Folge hat.
Diese Situation wird erst zum Montag beendet, wenn sich das Höhentief
über die Adria auf den Weg nach Südosteuropa macht. Nach kurzem
Zwischenhocheinfluss rückt dann ein Tief über Westeuropa in den Fokus,
das zur Wochenmitte durchaus zum Sturmtief reifen könnte. Es führt von
Westen her wieder mildere Luft heran. Für eine detaillierte Prognose ist
es aber noch zu früh.
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