"Wenn's an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr
weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell."
Diese alte Bauernregel zu "Mariä Lichtmess" am heutigen Montag ist neben
der Siebenschläferregel wohl eine der bekanntesten witterungsbezogenen
Redewendungen. In diesem Jahr kann sie über den weiteren Wetterverlauf
in den nächsten Tagen und Wochen aber kaum Aufschluss geben.
Mitteleuropa befindet sich nämlich in einer Übergangssituation zwischen
einem winterlich geprägten Wochenende mit kaltem Ostwind und etwas
Schnee besonders im Norden Deutschlands und einer insgesamt recht milden
Witterungsphase in den nun folgenden Tagen.
Das ausgeprägte Höhentief, das am Sonntag für den Schnee in
Norddeutschland gesorgt hat, liegt mit seinem Zentrum am Montag Abend
über den Britischen Inseln. Dabei hat auch am Boden Druckfall
eingesetzt, sodass sich längs über Westeuropa von der südlichen Nordsee
bis nach Nordafrika eine Zone tiefen Luftdrucks erstreckt. Sie markiert
in etwa die Achse eines langwelligen Höhentroges in der mittleren und
oberen Troposphäre, der ganz West- und Teile Mitteleuropas überdeckt.
Demgegenüber steht hohes Geopotential und ein Bodenhoch über Südfinnland
respektive Westrussland. Zwischen dem westeuropäischen Tief und dem Hoch
hat sich mit einer verhältnismäßig kräftigen Südströmung milde Luft in
Mitteleuropa durchgesetzt. Wie markant der Luftmassenwechsel vonstatten
ging, zeigt ein Vergleich der Temperaturen im 850 hPa-Druckniveau, das
etwa 1500 Meter Höhe entspricht. Herrschten am Sonntag Nachmittag in
dieser Höhe über Norddeutschland noch Temperaturen von teilweise -15
Grad, so betrugen die Werte 24 Stunden später dort nurmehr 0, im Süden
und in der Mitte Deutschlands sogar schon mehr als +5 Grad. An den Alpen
hat sich am Montag zudem Föhn eingestellt, Kempten meldete eine
Höchsttemperatur von +11,8 Grad. Die den Warmluftvorstoß einleitende
Warmfront brachte dem Südwesten Deutschlands am Morgen etwas Schnee
(z.B. Lahr 2 cm) und Eisregen, während das Höhentief zusammen mit der
kalten Luft auf den Britischen Inseln in ungewohnter Zahl und Stärke die
Flocken tanzen ließ (z.B. London-Heathrow Airport 10 cm). Derweil
spaltet sich die westeuropäische Tiefdruckzone in zwei Teile auf: Über
den Britischen Inseln geht ein eigenständiges Tief hervor, das sich zur
Wochenmitte zusammen mit einem weiteren, vom Atlantik kommenden Tief zu
einem umfangreichen Tiefdrucksystem verstärkt. Aus dem südlichen Teil
der Zone entsteht ebenfalls ein Tief, das unter Abschwächung über das
westliche Mittelmeer zur Mitte Italiens wandert und dort Schauer und
Gewitter auslöst. Für Deutschland relevant wird die Kaltfront des
erstgenannten Tiefs, die sich am Dienstag dem Westen annähert und bis
Mittwoch Mittag zur Mitte vorankommt. Ihre Wetterwirksamkeit nimmt dabei
aber mit jedem Kilometer weiter nach Osten ab. Es folgt ein kleines,
kaum erkennbares Zwischenhoch, ehe bereits am Mittwoch Abend die Wolken
der Warmfront des sich neu formierenden Tiefdrucksystems den Westen und
Nordwesten erreichen. Damit wird, nach einer nur kurzen Pause, erneut
milde Luft von Südwesten nach Mitteleuropa geführt. In den Nordalpen
dauert die Föhnlage an.
In der zweiten Wochenhälfte schwächt sich das Tiefdrucksystem über der
Biskaya ab. Ein Rest davon bewegt sich über den Ärmelkanal und Benelux
nordostwärts, während gleichzeitig auch der Nordteil des
westeuropäischen Langwellentroges allmählich ostwärts schwenkt. Die
Kaltfront eines über die Nordsee ziehenden Teiltiefs überquert
Deutschland am Freitag und Samstag von Nordwest nach Südost. Hinter ihr
strömt rasch polare Kaltluft ein, die das milde Wetter der Tage zuvor
zumindest unterbricht. Ein nachhaltiger Wintereinbruch bis ins Flachland
ist aber nicht in Sicht.
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